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BAD BRÜCKENAU: Schweißhunde sind Supernasen

BAD BRÜCKENAU

Schweißhunde sind Supernasen

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    Der fünfjährige Schweißhund Hubertus vom Thumbachtal von Andreas Irle wird Kontrollhund sein, wenn zwölf andere Hunde bei der Tagung des Internationalen Schweißhundeverbandes ISHV in Bad Brückenau geprüft werden.
    Der fünfjährige Schweißhund Hubertus vom Thumbachtal von Andreas Irle wird Kontrollhund sein, wenn zwölf andere Hunde bei der Tagung des Internationalen Schweißhundeverbandes ISHV in Bad Brückenau geprüft werden. Foto: FOTOS (2) Barbara Bedacht

    Ende Oktober tagt der Internationale Schweißhundeverband in der Georgi-Kurhalle. Wer jetzt Angst kriegen sollte, in der Kurstadt wimmelt es fünf Tage von Hunden, kann sich wieder beruhigen. Zwar kommen 200 bis 300 Tagungsteilnehmer, aber nur wenige mit Hund.

    Zwölf Schweißhunde sind auf jeden Fall zu Gast. Sie reisen zum Teil von weit her an, aus der Schweiz, der Slowakei, aus Frankreich, Tschechien, Polen, Italien. Jedes Land schickt sein bestes Gespann, erklären die Organisatoren bei einem Vortreffen im Hotel Zur Mühle. Mit Gespann meinen sie den Hund und seinen Führer. Die beiden sind mehr als ein eingespieltes Team, sie arbeiten aufs Engste zusammen.

    Wenn das Telefon klingelt

    Schweißhunde sind Spezialisten für die Suche von angeschossenen oder angefahrenen Wildtieren. Das bedeutet stets unplanbare Einsätze für Hund und Herrchen. „Immer wenn man es am wenigsten brauchen kann, geht garantiert das Telefon“, erzählt Christoph Frucht aus Obersinn, der seit 25 Jahren mit Schweißhunden arbeitet. Dabei hat er solche und solche Jäger kennengelernt, und hat auch für sich als Jäger das Selbstverständnis: „Da muss ich mich auch darum kümmern, was ich angerichtet habe.“

    Blattschuss gelingt nicht immer

    Der Wunsch des Jägers ist grundsätzlich der Blattschuss, bei dem das Wild sofort verendet. Aber das gelingt nicht immer, Reh oder Wildschwein laufen verletzt davon. Jetzt sind Schweißhunde gefragt. Sie nehmen die Fährte des verletzten Wilds auf, gehen – immer über den Riemen mit ihrem Führer verbunden – los. Manchmal finden sie in einigen hundert Metern das Tier, mal auch erst in 20 Kilometern. Sie stellen es, der Hundeführer erlegt es.

    Durch Brombeerhecken, Maisfelder und Fichtenschonungen kann die Fährte eines Gespanns führen. Und immer wieder in Gefahrensituationen. Vor allem dann, wenn der Jäger, der das Tier angeschossen hat, nicht reinen Wein eingießt. Da ist angeblich ein Frischling angeschossen worden und dann stehen Schweißhund und Führer einem ausgewachsenen Keiler gegenüber, der zuerst den Hund und dann den Menschen angreift.

    Solche Situationen hat Christoph Frucht erlebt. Eine der schlimmsten war, als er in einem Maisfeld auf das verletzte Wildschwein zielte, das Geschoss aber auch seinen dahinter laufenden Hund traf und tötete.

    Wichtig ist ihm, dass seine Arbeit und die Arbeit seiner Hündin Lotta von Nassau dem Tierschutz dienen. Er beschäftigt sich sein Leben lang mit Hunden, erzählt der frühere Förster: „Sie sind auf der Jagd ein armes Tier ohne Hund“, sagt der 70-Jährige. Aber er weiß auch, dass Tierschützer das anders sehen.

    Wenn während der Tagung in Brückenau vom 28. bis 31. Oktober die zwölf Hunde geprüft werden, ist eine Echt-Situation nötig: „Wir wollen überhaupt nicht, dass absichtlich jemand was krank schießt“, sagt Frucht. Deswegen sind alle Jäger und Forstämter in einem Umkreis von mehr als 60 Kilometern informiert, dass die Prüfung ansteht, damit sie sich melden, wenn eine Nachsuche in ihrem Revier anfällt. So könnte es sein, dass die Prüfungen in Thüringen, Hessen, im Spessart, in der Rhön oder im Brückenauer Raum stattfinden. Jeder Hund wird von drei Richtern begleitet.

    Sollte ein Schweißhund das verletzte Wild nicht finden, wird ein Kontrollhund auf die Fährte gesetzt, erklärt Andreas Irle, der stellvertretende Zuchtwart des Vereins Hirschmann. Findet er das Wild auch nicht, hat der Prüfling bestanden. Denn es könnte sein, dass das Tier nur leicht verletzt wurde und wenig geblutet hat, der Hund also trotzdem die Fährte aufnimmt.

    Schweißhund Hubertus, Spitzname Manni, weiß noch nichts von seiner Aufgabe als Kontrollhund. An diesem Mittag stellt er sich gern und gewillt als Fotomodell zur Verfügung. Und gähnt sogar. Dann bemerkt er allerdings Enten im Teich und will sofort hinterher. Herrchen will das nicht. Manni hört. Der nächste Einsatz wird bald kommen.

    Schweißhunde

    Selten und teuer sind gute Schweißhunde. Etwa 250 Hannoversche Schweißhunde gibt es in Deutschland, sagt Andreas Irle, der stellvertretende Zuchtwart des Vereins Hirschmann. Weitere Rassen sind der Bayerische Gebirgsschweißhund und die Alpenländische Dachsbracke. Ein gut ausgebildeter Schweißhund kann an die 10 000 Euro kosten. Die Züchter geben sie nur an Schweißhundeführer ab.

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