Dass er bereits eine halbe Weltreise hinter sich hat, ist dem nagelneuen Bus nicht anzusehen. Das 330 PS starke Fahrzeug kam per Schiff aus China nach Deutschland. Seit gerade mal acht Tagen steht es auf dem Brünner Gelände der Firma Seger AG.
Der Bus ist der letzte von insgesamt sechs Fahrzeugen des chinesischen Marktführers ZT-Bus, die die Seger AG angeschafft hat. Nachdem das Münnerstädter Busunternehmen zuvor bereits je drei neue MAN- und Setra-Busse gekauft hatte, ist der Austausch der in die Jahre gekommenen Fahrzeuge bei der Seger AG, deren Bus-Flotte insgesamt mehre Dutzend Fahrzeuge umfasst, nun abgeschlossen.
Juniorchef Udo Seger weiß um die Vorbehalte, die es in der Bevölkerung bei chinesischen Erzeugnissen gibt. Doch die ZT-Busse erfüllen natürlich sämtliche Sicherheitsvorschriften. „Schließlich wurden sie ja speziell für den europäischen Markt hergestellt“, sagt Udo Seger.
Und so chinesisch sind die Busse in Wirklichkeit dann auch wieder nicht. Achsen und Getriebe sind von der ZF Friedrichshafen AG. Die Elektronik ist von Bosch. Der Motor ist vom US-Hersteller Cummins. In China wurden die Busse zusammengebaut und dann an die Kunden vertrieben.
Kein Hinweis auf die Herkunft
„Man sieht in dem gesamten Bus keinen einzigen Hinweis auf seine chinesische Herkunft und kein einziges chinesisches Schriftzeichen“, sagt Udo Seger. Und in Sachen Umweltschutz erfüllen die ZT-Busse nach seinen Worten sogar Abgasvorschriften, die noch zwei Stufen über dem aktuell geltenden Euro-4-Standard liegen. „Wenn man ein Taschentuch an den Auspuff hält, ist es noch genauso weiß wie vorher“, sagt Kurt Seger sen. Alle drei Monate müssen Busse zur Sicherungsprüfung. Einmal im Jahr ist Haupt- und Abgasuntersuchung.
Bis auf den vor gut einer Woche in Brünn eingetroffenen Bus sind die anderen Neuanschaffungen bereits im Einsatz. Der Neueste wird voraussichtlich im Januar angemeldet. Sämtliche Busse fahren im Linienverkehr, wozu auch der Schulbusverkehr gehört. Weil die Seger-Busse hauptsächlich über Land fahren, verbrauchen die neuen ZT-Busse mit 22 Litern Diesel pro 100 Kilometern deutlich weniger Sprit als Stadtbusse, deren Verbrauch bei etwa 35 bis 40 Liter pro 100 Kilometer liegt.
Ihre Verwendung im Überlandverkehr ist auch der Grund, weshalb es hier mehr Sitzplätze gibt als in einem Stadtbus. Die neuen Busse der Seger AG haben 40 Sitzplätze, zehn mehr als Stadtbusse. „Wenn man nach Schweinfurt fährt, kann man die Fahrgäste ja nicht die ganze Zeit stehen lassen“, sagt Seger sen.
Der ZT-Bus ist behindertengerecht ausgestattet und hat an allen Sitzplätzen Sicherheitsgurte, die im Moment noch nicht vorgeschrieben sind. Schulkinder benutzten die Gurte vor allem dann, wenn ihre Eltern sie dazu ermuntern, berichtet der Seniorchef.
Kaufentscheidung in Shanghai
Zum Kauf der chinesischen Busse hat sich die Seger AG im vergangenen Jahr auf der Messe „Busworld“ in Shanghai entscheiden. Das ist eine spezielle Bus-Messe, die alle zwei Jahre stattfindet und zu der Kurt Seger sen. jedes Mal mit seinen Söhnen Udo und Kurt Seger jun. fährt. „Es ist wichtig auf dem Laufenden zu bleiben, was es auf dem Markt gibt, sagt Kurt Seger sen. Und bei der jüngsten Messe habe man sich für den ZT-Bus entschieden, weil die Qualität und Leistung passten. Ein solcher Bus kostet rund 200 000 Euro.