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Senioren am Steuer - ungeheuer?

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Senioren am Steuer - ungeheuer?

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    Franz H. aus Bad Kissingen ist schon 84. Auto fährt er seit gut 45  Jahren, und das nach wie vor ohne Brille. "Ich fühl mich so gut wie vor 20 Jahren", sagt er. Zwar sei das Verkehrsaufkommen "riesig" geworden im Vergleich zu damals, doch einmal im Jahr traut sich Franz  H. eine Strecke von 400 Kilometern zu, um Verwandte in den neuen Bundesländern zu besuchen. Ansonsten macht er mit dem Auto "kleinere Fahrten zum Einkaufen oder mal nach Schweinfurt". Einen Unfall hat er bislang nicht gehabt.

    Laut Angaben von Alfons Geisel, zuständig für den Verkehrssektor bei der Polizeiinspektion Bad Kissingen, sind autofahrende Senioren und Seniorinnen eine von fünf Risikogruppen im Straßenverkehr. Die Gruppe der 65- bis 99-Jährigen steht allerdings erst an zweiter Stelle hinter den jungen Erwachsenen. 112-mal haben Senioren im vergangenen Jahr im Dienstbereich Bad Kissingen Unfälle verursacht, 21-mal mehr als im Jahr 2004. In der Gruppe der jungen Erwachsenen stehen 223 Unfälle zu Buche, im Jahr 2004 waren es noch 244.

    "Man muss da die Entwicklung beobachten", empfiehlt Geisel. Der demographische Wandel der Gesellschaft bringe es mit sich, dass in der Bevölkerung eine größere und längere Mobilität vorhanden sei. Dies führe zwangsläufig auch zu einer höheren Zahl an Verkehrsteilnehmern. "Man darf die älteren Menschen nicht ausgrenzen oder abschieben", so der 52-jährige Polizeihauptkommissar.

    "Ich fühl mich so gut wie vor 20 Jahren"

    Franz H. 84-jähriger Autofahrer

    Es ist der erklärte Wunsch, auch im Alter noch mobil zu sein und sein Leben möglichst selbstständig zu gestalten, weshalb Senioren sich ans Steuer setzen. Manch einer wagt sich sogar jenseits der 65 in die Fahrschule, weiß Winfried Wirth, Fahrlehrer aus Bad Kissingen. Wirth steht dem aber positiv gegenüber: "Klar, dass ältere Leute ein paar Fahrstunden mehr brauchen als junge Menschen und der Fahrlehrer vielleicht etwas mehr Geduld."

    Geisel sieht in autofahrenden Senioren kein besonderes Problem. "Wir müssen die Fahranfänger mit allen Risiken verkraften, warum dann nicht auch die Älteren unter uns", mahnt der Polizeikommissar an. Und Wirth weiß aus Erfahrung, dass Senioren ihr "langsameres Reaktionsvermögen durch Vorsicht ausgleichen".

    Geisel ist sich bewusst, dass man die Lebensqualität älterer Menschen mindert, wenn man ihnen ihre Mobilität nimmt. Dennoch hält der Polizeihauptkommissar eine Prüfung der Fahrtüchtigkeit von Senioren für äußert sinnvoll. "Manchmal kommen die Älteren erst durch einen Unfall zu der Erkenntnis, dass sie ihren Führerschein eigentlich abgeben müssten."

    Nicht das Alter selbst sei entscheidend, sondern "die Probleme, die im Zusammenhang mit dem Alter auftreten können", meint Sylke Biedler-Behnke, Fachpsychologin für Verkehrpsychologie in Bad Kissingen. So können etwa durch medikamentöse Behandlung bestimmter Krankheiten Senioren im Straßenverkehr beeinträchtigt sein, weiß die Psychologin aus ihrer Begutachtungserfahrung.

    Franz H. aus Bad Kissingen jedenfalls will seinen Opel Astra fahren, "solange es geht". Und im Blick auf den schweren Unfall im vergangenen Sommer, bei dem auf der B 19 bei Münnerstadt ein 68-Jähriger fünf Menschen in den Tod riss, warnt Geisel vor einer generellen Verurteilung. Man wisse nicht, was den Unfall eigentlich verursacht habe. "Und die Herzattacke kann auch schon mit 50 kommen", gibt der Polizeihauptkommissar zu bedenken.

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