Muskelprotze – das war gestern. Heute geht der Trend im Fitnessstudio hin zum gesundheitsorientierten Training, und morgen wird es wahrscheinlich der Schwerpunkt in den Fitnesscentern sein. Das zumindest prognostiziert Jürgen Kränzlein, Inhaber vom Fitnesscenter go-fit in Hammelburg. Schon jetzt liegt das Durchschnittsalter seiner Mitglieder bei Anfang/Mitte 40 und „die Tendenz geht nach oben“.
Bärbel Sammüller hat vor sechs Jahren mit dem Fitnesstraining begonnen, weil sie Rückenprobleme hatte. „Meine Rückenschmerzen sind weg und Tabletten brauche ich heute überhaupt nicht mehr“, sagt sie. Das hat ihren Ehemann so beeindruckt, dass er gleich mit ins Fitnessstudio gegangen ist.
Auch Franz Schneider wollte etwas für seine Gesundheit tun. Der 70-Jährige begann ebenfalls vor sechs Jahren – als er Rentner wurde – mit dem Fitnesstraining. Er ist einer der Ältesten und Eifrigsten im Studio. Dreimal die Woche sitzt er an den Geräten, um „zu erhalten, was noch da ist“.
Das Fitnesscenter Kränzlein hat die Zeichen der Zeit schon vor Jahren erkannt und das Studio entsprechend auch auf ältere Kundschaft ausgerichtet. So gibt es als neueste Einrichtung einen speziellen Fitnesszirkel an Kardiogeräten, der über eine Chipkarte gesteuert wird. Darauf sind alle Trainingsdaten des Kunden gespeichert. Er muss sich nur noch ans Gerät setzen, die Karte einschieben und kann dann loslegen, ohne irgendwelche Einstellungen an den Geräten vornehmen zu müssen. „Das ist eine große Erleichterung“, weiß Kränzlein, denn vor allem ältere Leute hätten Scheu vor der Technik.
Auch das Kursprogramm im Fitnessstudio Kränzlein ist auf Senioren zugeschnitten. Statt High Aerobic la Jane Fonda gibt es für Ältere Body Art, Tai Chi und Pilates. Unter dem Stichwort Evergreen wird zudem ein Spinning-Kurs speziell für Senioren angeboten, der sogar von einer Trainerin im reiferen Alter geleitet wird. Selbst die Musik wird dem älteren Publikum angepasst. „Die lieben es etwas ruhiger“, weiß ...Kränzlein.
Mit der veränderten Altersstruktur im Fitnessstudio kommen auch auf die Trainer andere Anforderungen zu. „Die Ausbilder müssen medizinisches Grundwissen haben und mehr im gesundheitsfördernden Training geschult werden“, sagt Kränzlein. Denn jeder Kunde bekommt ein auf ihn zugeschnittenes Trainingsprogramm, das körperliche Schwächen berücksichtigen muss.
Einen höheren Stellenwert gewinnen durch das zunehmend ältere Publikum im Fitnessstudio auch Schwimmbad, Sauna und Infrarotkabine. „Senioren legen mehr Wert auf Entspannung für Körper, Geist und Seele“, hat .... Kränzlein beobachtet.
Der demographische Wandel hat auch zu einem Umdenken bei den Krankenkassen geführt, die mittlerweile Präventions- und Rehabilitationskurse in Fitnesscentern fördern. „Es gibt sogar ärztlich verordneten Rehasport, den die Kassen komplett finanzieren“, weiß Kränzlein. Angesichts der zunehmenden Alterung der Gesellschaft werde das in Fitnesscentern künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen, glaubt Kränzlein.