Baldur Kolb, der Vorsitzende des Rhönklub-Zweigvereins, hätte sich einige Helfer mehr gewünscht. "Da langen wir halt einige Mal mehr hin", meinte er und freute sich über das erste Tagpfauenauge, das kältestarr inmitten des Unrats seine bunten Flügel mühsam bewegen wollte. So ein Anblick, meinte er, entschädige für alle Unannehmlichkeiten beim Einsammeln und Wegräumen anderer Leute Abfall.
Natur- und Kultur-Denkmale sind Fixpunkte in der Landschaft. Sie laden zum Besuch und Verweilen ein, werden folglich stark frequentiert. Leider ist es heute beinahe logisch, dass solche Orte, sind sie außerdem von einem Hecken-Gürtel umgeben, verschmutzt zurückgelassen werden. Wegwerfmentalität und wenig Achtung vor der Schöpfung machen's möglich.
Beispiel Schlegelwarte: Das nördlich von Münnerstadt gelegene Denkmal aus dem Mittelalter wird leider nicht nur als Ziel und Ruheplatz genutzt, sondern auch als Treffpunkt für Gelage, und schlimmer noch, zur Mülldeponie degradiert, schimpft Baldur Kolb.
Deshalb haben es sich die Mitglieder des Rhönklub-Zweigverein unter ihrem Naturschutzwart Hellmuth Petsch zur Pflicht gemacht, das Denkmal und die typische Hecken-Landschaft um den Turm mit weitem Rundblick in die Rhön zu einem Ort gemütlichen Verweilens zu machen. Eine ungeschriebene Patenschaft ist es, die der Rhönklub-Zweigverein da seit Jahren übernommen hat.
Dreimal jährlich ruft Hellmuth Petsch Mitglieder zu Säuberungsaktionen hinauf zum Turm in der Hoffnung, dass die saubere Hecken-Landschaft um den Turm Gäste, Wanderer und besonders Jugendliche dazu anregt, den Platz so sauber zu verlassen, wie sie ihn angetroffen haben.
Ein großer Container, von der Stadt zur Verfügung gestellt, voller Müll, Abfall, Unrat, Schutt, Glas, Dosen, Plastik und vieles mehr zeigt, dass der Wunsch wieder nicht in Erfüllung gegangen ist. Besonders ärgerlich: Heuer musste ein Haufen Bauschutt an der Feuerstelle weggeräumt werden.
Die Erkenntnis ist bitter. Obwohl bekannt sei, dass wildes Ablagern von Abfällen in der freien Natur verboten ist und mit Geldbußen bis zu 20 000 Mark bestraft wird, kümmern sich skrupellose Zeitgenossen nicht um dieses Verbot und laden bei Nacht und Nebel ihren Unrat dort ab, wo er nicht gleich auffällt.
Petsch tadelt als Natur-Wächter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt die Zerstörungswut. Da finden sich nicht nur überall Abfallhaufen in der Landschaft, auch viele Hundehalter lassen ihre Tiere gedankenlos über die Wiesen sausen. Bodenbrüter, die zur Zeit ein Brut-Revier suchen, würden täglich einige Male von den Hunden aufgejagt und gehetzt, bis sie sich ein ruhiges Stückchen Land zum Brüten suchten, betont Petsch. Das bekannteste Beispiel sei der Kiebitz, der noch vor Jahren mit vielen Brutpaaren die Wiesen um Münnerstadt bevölkerte, heute aber ganz verschwunden sei.