Bad Kissingen Skurril und abgedreht war die Performance, die Hertha Schwätzig und Krissie Illing im Kissinger Kabarettherbst präsentierten. Das Comedy-Duo begeisterte im ausverkauften Kurtheater mit satirischer Standup-Comedy und witzigen Slapstick-Nummern.
Extrem gegensätzliche Figuren stehen an diesem Abend auf der Bühne: In der linken Ecke "Die Welt ist hart - ich bin Hertha" aus Hessen, mit einem Lebendgewicht von geschätzten 90 Kilogramm und Rubens-Figur; in der rechten Ecke die Herausfordererin "Funny-Bones-Krissie" aus England, ein weiblicher Zappelphilipp mit 60 Kilogramm einschließlich Knochen. Jede für sich könnte diesen kabarettistischen Abend bestreiten, doch, meint Hertha, zusammen sind sie unschlagbar.
Mit dem Projekt "Ladies Comedy Night" touren die Beiden seit einigen Monaten über Deutschlands Bühnen und sprechen damit - wen wundert's - vor allem Damen an. Die stellen an diesem unterhaltsamen Abend auch die Mehrheit im Saal, stehen jedoch unter Denkmal- oder Minderheitenschutz, denn vorgeführt werden die Männer.
Da steht auf einmal Steffen aus Sachsen auf der Bühne und entwickelt ungeahnte Fesselungsgelüste, die er an Hertha ausprobieren darf. Nicht nur hier präsentiert sich die Powerfrau aus Hessen als weiblicher David Copperfield und entfesselt sich blitzschnell. Zwischen den Nummern lässt sie mal einen Tisch schweben oder verschluckt einen meterlangen Luftballon.
Hertha Schwätzig - welch ein Name - vereint in ihren Auftritten mehrere Typen. Sie startet mit einem schrillen Outfit a la Hella von Sinnen, die Brüste mit Topflappen drappiert und Glöckchen-Piercing, sowie einem Streifzug durch die Modewelt von "H&M" - umgangssprachlich "Hager & Mager". Letztlich landet sie wieder beim lebensfrohen Anthrazit im Format "Z" wie Zelt.
Nach der ironischen Selbstzerfleischung widmet sie sich den Männern, die nicht mehr geheime Geheimratsecken mit transplantiertem Achselhaar kaschieren oder die es nach Face-Lifting faustdick hinter den Ohren haben. Mit Hessengebabbel arbeitet sie sich durch frisierte Haushaltsgeräte oder einen linguistisch anspruchsvollen PC-Mann-Vergleich, wobei ihr imaginärer Ehemann Norbert sich als nicht nachrüstbar und nicht kompatibel erweist.
Zwischen kleinen Plattheiten und zynischen Anmerkungen bleibt stets Zeit für einen Witz: Was ist der Unterschied zwischen Ötzi und einem charmanten, netten Mann? Ötzi ist schon gefunden! Nach einer kleinen Mutation erschien Hertha im güldenen Lackdirndl, um über das von ihr entdeckte männliche Y-Chromosom mit dem Defekt in der 193. Spalte abzulästern. Das nach ihr benannte Macho-Gen führt zum verstärkten Harndrang, der sich in gemeinschaftlicher "Open-air-Inkontinenz" äußert.
Unter dem Gelächter der 540 Gäste wagt sie einen Ausflug in die Werbung für "Männer-Always" als GTI-Version mit Flügel: Ein Kasten Bier plus einmal Always gratis! Hertha hat aber nicht nur Sarkastisches zu bieten. Musikalisch steht sie als Hardrock-Domina durchaus ihren Mann. Mit ihrer Partnerin präsentiert sie das Rock-Musical "Hässliches Entlein" und dreimal darf man raten, wer den zukünftigen Schwan auf grandiose Art und Weise darstellt.
Die phantastische Krissie Illing bildete einst mit Mark Britton das legendäre Comedy Duo Nickelodeon. Bei der zierlichen und biegsamen Engländerin genügt schon das Erscheinen, um das Publikum zu begeistern. Setzt sie dabei auch noch ihre "funny bones" (lustigen Knochen) und ihre unwiderstehliche Mimik ein, wird jeder Auftritt zur Lachorgie. Irrwitzig sind die Einfälle, die sie mit einzigartiger Körpersprache, zum Beispiel, bei einem Blind-Date umsetzt. Ihre Qualitäten als Bauchrednerin beweist Krissie mit " A cat, which feels like a dog", oder einem Workshop mit mehreren Lektionen.
Den absoluten Höhepunkt des Abends präsentierte die quirlige Akteurin aber als "Queen Elizabeth": Zur englischen Nationalhymne zeigte sie eine Mischung aus Tanz und Akrobatik, die das Publikum sprichwörtlich von den Sitzen riss.