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BAD BRÜCKENAU: Sohn Albrecht: Mit uns Kindern ging sie zärtlich um

BAD BRÜCKENAU

Sohn Albrecht: Mit uns Kindern ging sie zärtlich um

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    Dorothea Henschel feiert am heutigen Donnerstag im Kurstift in Bad Brückenau einen nichtalltäglichen Geburtstag. Sie wird 100 Jahre alt. Bereits einige Tage vor dem Jubiläum ist ihr ältester Sohn, Albrecht Henschel, angereist. Die Jubilarin lebt seit 20 Jahren im Kurstift.
    Dorothea Henschel feiert am heutigen Donnerstag im Kurstift in Bad Brückenau einen nichtalltäglichen Geburtstag. Sie wird 100 Jahre alt. Bereits einige Tage vor dem Jubiläum ist ihr ältester Sohn, Albrecht Henschel, angereist. Die Jubilarin lebt seit 20 Jahren im Kurstift. Foto: FOTO Ursula Lippold

    „Das war ihre schönste Zeit“, weiß Albrecht Henschel, der älteste Sohn der Jubilarin. Denn hier gab es keine Sorgen mehr. In Brückenau habe sie noch mal richtig Wurzeln geschlagen, wurde eine „echte Rhönerin“, wobei ihr Freunde, Ausflüge, Fahrten und Wanderungen mit dem Rhönklub halfen. Noch heute liebt sie es, wenn Sohn Albrecht sie ins Auto setzt und mit ihr zum Dreistelz, in die Hochrhön oder nach Ostheim fährt.

    Der Grund dafür, dass Dorothea Henschel in Bad Brückenau gestrandet ist, liegt 68 Jahre zurück, erzählt Sohn Albrecht. Er und seine Mutter fuhren ins Beamten-Erholungsheim, die heutige Weckbecker-Klinik. Da im Haupthaus kein Zimmer frei war, wurden sie bei Bürgermeister Dr. Egid Trost einquartiert. Zwischen seiner Mutter und Trosts Frau habe sich eine Freundschaft entwickelt, die über Jahrzehnte hielt. Immer wieder hätten die Trosts gesagt, kommt doch nach Bad Brückenau. Im Jahre 1970 folgten die Henschels diesem liebevollen Ruf aus der Rhön.

    Paar Jahre ins Gefängnis

    Doch das Leben von Dorothea Henschel, geborene Kölbing, war nicht immer unbeschwert. Bevor sie 1929 heiratete, machte sie eine Lehre als Bankkauffrau, damals hieß es noch Bankkaufmann, auch für Mädchen. Jeweils zwei Semester studierte sie an der Handelshochschule in Leipzig und Genf und verbrachte ein Jahr als Au-pair-Mädchen in England.

    Zwischen 1930 und 1942 wurden ihre vier Kinder geboren. Damals lebte die Familie – bis 1952 – in Dresden und Radebeul. Die Kriegsjahre waren schwer, und die Jahre danach auch: Von 1950 bis Ende 1952 sei sein Vater eingesperrt gewesen, erzählt Sohn Albrecht. Ihm hatte man damals Boykotthetze gegen die Gewerkschaft in der DDR, den FDGB, vorgeworfen.

    Familie lebte von Sozialhilfe

    Das Haus in Radebeul habe man der Familie zwar gelassen, sie mussten aber von Sozialhilfe leben. Anfang 1953 ging die Familie dann nach Stuttgart. Man kam mit fast leeren Händen dort an, musste ganz von vorn beginnen, erinnert sich Sohn Albrecht, der damals 20 Jahre war.

    Sein Vater habe bald Arbeit als Zivilrichter am Landgericht Stuttgart gefunden, erzählt Albrecht Henschel, der später in dessen Fußstapfen trat und ebenfalls Jura studierte. Er war dann im Revisionsdienst tätig.

    „Unsere Mutter hat sich viel um unsere Erziehung gekümmert.“

    Albrecht Henschel über seine 100-jährige Mutter

    Als ältester Sohn kümmere er sich um die Angelegenheiten seiner Mutter, erzählt Albrecht Henschel. Das könne seine betagte Mutter nicht mehr allein. Vor zwanzig Jahren zog sie ins Kurstift, acht Jahre nach dem Tod ihres Mannes. Vor längerer Zeit sei auch ein Bruder von ihm gestorben, sagt Albrecht Henschel.

    Seine Mutter schildert der älteste Sohn als „gute liebe Hausfrau mit durchaus geistigen Interessen“. „Mit uns Kindern ist sie zärtlich umgegangen. Und unsere Mutter hat sich viel um unsere Erziehung gekümmert.“

    Er besuche seine Mutter häufiger, sagt Albrecht Henschel. Dann bleibe er ein paar Tage und wohne im Gästezimmer des Kurstiftes, was ihn besonders freue, so in der Nähe der Mutter wohnen zu können. Und sogleich meldet sich die Jubilarin zu Wort: „Ich wohne sehr gern hier“, ist einer ihrer wenigen Sätze. An Gesprächen beteilige sie sich inzwischen kaum noch, erklärt Sohn Albrecht das schweigsame Verhalten seiner Mutter. Das Gedächtnis habe etwas nachgelassen.

    Gute Gene

    Aber für ihre 100 Jahre sei sie geistig und auch körperlich noch recht fit. Zwei Tage vor ihrem runden Geburtstag sei sie zum Friseur gegangen. Gestern hätten sie im Laden unten eingekauft und noch Geld abgehoben.

    Sie habe gute Gene, ist der Sohn froh. Schon ihre Mutter und Großmutter seien 96 Jahre geworden. Seine Mutter stelle nun einen neuen Familien-Rekord auf. Und das bei guter Gesundheit. Anfang der 90er Jahre sei sie am grauen Star operiert worden, vor 16 Monaten überstand sie eine Hüftgelenk-Operation erfolgreich, denn mit ihrem Rollator könne sie sich wieder alleine und ohne Schmerzen bewegen. Das Mittagessen nimmt sie in ihrem Apartment ein, Frühstück und Abendbrot mache sie sich mit Unterstützung aus dem Hause selber.

    Französische Gäste betreut

    Noch bis 1997 habe sich seine Mutter bei Brückenaus Städtepartnerschaft engagiert. Da sie französisch spreche, habe sie oft die Gäste aus der Partnerstadt Ancenis in Frankreich betreut.

    Am heutigen Donnerstagvormittag gibt es im Café des Kurstiftes einen offenen Empfang für Gratulanten, sagt Albrecht Henschel. Mit den Bewohnern des Brückenauer Seniorenstiftes werde seine Mutter ihren 100. Geburtstag am Freitag nachfeiern.

    Das Geburtstagsgeschenk der Familie ist ein Foto mit drei Kindern, vier Enkeln und vier Urenkeln. Zum Feiern werden aber nur die Kinder kommen, sagt Sohn Albrecht. Sonst würde es für Dorothea Henschel zu anstrengend werden.

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