Ungeachtet vieler Umbenennungen des Grenadier-Lehrbataillons bis zum heutigen Jägerlehrbataillon 353 zieht sich eines wie ein roter Faden durch die Bataillonsgeschichte: Die Vorreiterrolle bei der Entwicklung einer fortschrittlichen Bundeswehr.
Am 4. April 1956 war ein elfköpfiges Vorauskommando im Lager eingetroffen. Ihre Ausbildung übernahmen US-Soldaten vom örtlichen Camp Clark mit einem bunten Sammelsurium vornehmlich amerikanischer Waffen.
Erst langsam kamen neue Uniformteile dazu. Die erste Bluse trug den Spitznamen Königin Luise, weil sich die Brustpartie im Sitzen wölbte. Der erste Tarnanzug musste ausgewechselt werden, weil er Assoziationen an die Wehrmacht provozierte. Mangels Waffenkammern lagerten die Soldaten ihre Gewehre unter den Betten, die zunächst mit "vordemokratischen" Seegrasmatrazen ausgestattet waren, wie die MAIN-POST berichtete.
Im Juli wurde der Truppenübungsplatz in deutsche Hände übergeben. Das Grenadier-Lehrbataillon wurde der jungen Infanterieschule als Lehr- und Versuchstruppe unterstellt, wobei die Einbindung von ehemaligen Wehrmachtssoldaten auch kritisch begleitet wurde. Bis 1971 hatten alle Kommandeure Fronterfahrung. Zu einem bundesweiten Eklat kam es, als ein Ausbilder 1957 zum kalten Krieg "lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" propagierte.
Ungeachtet davon hatte das Bataillon zur Verbesserung der Ausstattung bis 1958 bereits 86 Truppenversuche durchgeführt und machte durch seine Leistungen bei den Bündnispartnern von sich reden. Bei einer Übung am Rhein überraschte Bundespräsident Theodor Heuss das Bataillon mit dem historischen Satz "Na, dann siegt mal schön."
1970 wurde das Bataillon Vorzeigeverband für die in Hammelburg erarbeitete neue Jägerkonzeption, zur grenznahen Verteidigung in den Mittelgebirgen. Lehrübungen und Lehrfilme bereicherten die ganze Bundeswehr. In den 80er Jahren lag der Schwerpunkt mehr auf dem Kampf neben Panzern. Die Begründung der Patenschaft mit der Gemeinde Grafenrheinfeld zeigte die Einbindung in die Region.
Mehrfache Umgliederungen erforderten die Verkürzungen der Wehrpflicht. Mit dem Schwinden der Machtblöcke gewann die Ausbildung zum Kampf gegen irreguläre Kräfte an Bedeutung. Neuland auch der mit viel Lob bedachte Auslandseinsatz 2004/2005 zur Friedenssicherung in Sarajevo. Im November 2004 fiel die Entscheidung, den Verband aufzulösen, der in Spitzenzeiten bis zu 1100 Soldaten umfasste.

Zur Geschichte des Jägerlehrbatail-
lons 353 haben Mitwirkende eine
Chronik sogar mit Filmausschnitten
auf DVD zusammen getragen.
Beim Jubiläumsfest am Samstag,
8. April, werden aktive und ehe-
malige Soldaten und Gäste erwar-
tet. Es bietet einen Feldgottes-
dienst (10 Uhr), die Enthüllung
eines Gedenksteines vor dem
Stabsgebäude (1045 Uhr), Vor-
träge von Oberstleutnant i.G. Ste-
fan Geilen (12 Uhr) und General
a.D Friedrich Riechmann (15 Uhr),
Platzkonzert (1715 Uhr),
Bataillonsappell (18 Uhr) und
Kameradschaftsabend im Zelt
(19 Uhr), ganztägig Waffenschau.
Infos: Tel. (0 97 32) 7 84 40 10).