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„Soziale Kompetenz ist das A und O“

Hammelburg

„Soziale Kompetenz ist das A und O“

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    „Soziale Kompetenz ist das A und O“
    „Soziale Kompetenz ist das A und O“

    Vor gut einem Monat hat Elisabeth Lindner die Leitung der Polizeiinspektion in Hammelburg übernommen. Doch richtig sesshaft wird die 33-Jährige in der Weinstadt nicht werden, denn die Amtsausübung ist auf ein halbes Jahr befristet. Hammelburg ist eine der Stationen, die die blonde Hauptkommissarin im Rahmen des Förderprogramms zur Führungskräfteauswahl für den höheren Polizeivollzugsdienst absolviert. Die Laufbahn Lindners begann schon nach dem Abitur im mittleren Dienst der Polizei in Eichstätt. Danach qualifizierte sie sich für den gehobenen Dienst und studierte an der Fachhochschule Sulzbach-Rosenberg. Sie arbeitete mehrere Jahre bei der Bereitschaftspolizei und war auch im Polizeipräsidium Oberbayern tätig. Momentan pendelt sie zwischen ihrem Wohnsitz Erding und ihrer Arbeitsstätte Hammelburg. Hier lebt die sportliche, junge Frau, die gerne wandert und klettert, in einer möblierten Gästewohnung.

    Frage: Vier Wochen in der Weinstadt. Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Job?

    Elisabeth Lindner: Super. Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß und ich erlebe jeden Tag neue Herausforderungen. Meine Hauptaufgabe ist die Personalführung. Die will ich gut meistern, zum Beispiel auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingehen. Ich fühle mich schon sehr wohl hier, die Kollegen haben mich von Anfang an unterstützt.

    Frau und noch sehr jung. Sind das gleich zwei Faktoren, bei denen manch ein Kollege erst mal schlucken muss?

    Lindner: (lacht) Es wäre durchaus nachvollziehbar, wenn bei den Kollegen Bedenken vorhanden waren. Davon habe ich aber nichts gemerkt. Normalerweise schaut man sich seinen neuen Chef ja erst mal ganz genau an. Für mich ist es eine Herausforderung, die Inspektion zu leiten, umgekehrt ist es für die Kollegen eine Herausforderung, sich an ihren neuen Chef – oder in diesem Fall Chefin – zu gewöhnen. Ich habe viel Respekt vor den großen Erfahrungen meiner Kollegen. Mein Ziel ist es, diese Erfahrungen herauszukitzeln, Ideen zu sammeln und gemeinsam vorwärtszugehen. Ich glaube an den Spruch: „Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es heraus.“

    Welche Eigenschaften muss man auf jeden Fall mitbringen, um eine Polizeiinspektion leiten zu können?

    Lindner: Soziale Kompetenz ist das A und O. Natürlich musste ich im Laufe meiner Dienstzeit beweisen, dass ich auch fachlich kompetent bin. Das ist ja die Voraussetzung für die Aufnahme im Förderprogramm.

    Welche Schwerpunkte setzen Sie in der Polizeiinspektion Hammelburg?

    Lindner: Grundsätzlich wollen wir es schaffen, die Anzahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren. Hierfür setzen wir Schwerpunkte bei der Verkehrsüberwachung. Eine Zusammenarbeit gibt es derzeit auch mit Bad Kissingen und Bad Brückenau: Wir wollen uns gezielt dem Phänomen Vandalismus widmen. Zum Vergleich: Die PI Hammelburg hat im Durchschnitt eine hervorragende Aufklärungsrate von etwas über 70 Prozent, bezüglich der Sachbeschädigungen sind es nur 30 Prozent. Das ist zwar über dem bayernweiten Durchschnitt, trotzdem wollen wir da gegensteuern. Die Taten, beispielsweise beschmierte Wände, abgeschlagene Autospiegel oder aufgestochene Autoreifen, passieren oft nachts, wenn es wenig Zeugen gibt. Wir wollen die Bevölkerung sensibilisieren und das Werteverständnis der Täter stärken.

    Thema Frauenquote. Gibt es genügend Frauen bei der Polizei?

    Lindner: Wir sind drei Polizeibeamtinnen auf der Inspektion. Der Frauenanteil in Bayern liegt derzeit bei 14 Prozent, da sind wir bei der PI Hammelburg unter Durchschnitt vertreten. Die Quote wird jährlich leicht steigen, denn in Bayern gibt es erst seit 1990 Frauen im Polizeivollzugsdienst. Das wird sich vermutlich bei gut 20 Prozent einpendeln. Was den Management-Bereich angeht, bin ich grundsätzlich gegen eine verpflichtende Frauenquote. Es wird schon gemunkelt, wenn eine Frau eine Führungsposition übernimmt, dass dies an der Frauenquote liegen könnte. Damit tut man uns keinen Gefallen. Es sollte nach Eignung gehen, nach Leistung und sozialer Kompetenz.

    Seit wann wollten Sie Polizistin werden?

    Lindner: Schon mit 15 Jahren wusste ich, dass ich etwas mit Menschen machen will. Ich habe schon immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gehabt und war sehr sportlich. So hat sich das gefügt. Ich kann mir bis heute für mich keinen schöneren und abwechslungsreicheren Beruf vorstellen.

    Gab es in Ihrem bisherigen beruflichen Werdegang auch mal eine brenzlige Situation?

    Lindner: Mir fallen mehrere ein, doch die gefährlichste Situation gab es bei einem Stadtfest in Dresden, bei dem Autonome in Aufruhr gerieten. Ich war bei der Bereitschaftspolizei und lief mit meiner Einheit durch die Gassen. Aus den Fenstern flogen Gegenstände, es wurden Barrikaden aufgebaut und Steine und brennende Elemente auf uns geworfen. Wir waren ziemlich froh, dass keiner von uns verletzt wurde. Es war eine schreckliche Erfahrung. Ich habe damals die Einheit angeführt und musste funktionieren.

    Ihr Mann ist auch Polizist, wird da zuhause viel über den Beruf diskutiert?

    Lindner: Wahrscheinlich reden wir mehr über unsere Arbeit als Paare, die verschiedene Berufe haben. Aber nicht zu viel, denn zuhause ist der Garten wichtig, die Freunde und unsere Hobbys. Ein Vorteil ist, dass das Verständnis für den Beruf größer ist. Mein Mann ist bei der Bereitschaftspolizei und hat oft ungeplante Einsätze. Da geht schon mal ein Wochenende flöten. Umgekehrt hat er Verständnis für mich, wenn ich am Wochenende arbeiten muss.

    Wie schalten Sie vom Beruf ab?

    Lindner: Ausspannen kann ich beim Sport oder beim Lesen. Gerne schaue ich mir auch ein Fußballspiel oder einen Spielfilm an.

    Haben Sie schon etwas von Ihrer neuen Heimat gesehen?

    Linder: Die Gegend gefällt mir sehr. Schloss Saaleck habe ich besucht und auch die Ruine Aura. Außerdem war ich bei einer Veranstaltung in der Musikakademie. Natürlich war ich auch schon in allen Ortschaften, die zu meinem Dienstbereich gehören. Mein Mann und ich planen, einige Wochenenden hier zu verbringen, um die Gegend zu erkunden.

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