Immer noch herrscht Rätselraten über die Herkunft jener Sprenggranate, die ein Gauaschacher Landwirt mit seinem Helfer am Samstag an der Zufahrt zum Munitionslager der Bundeswehr zwischen Lager Hammelburg und Gauaschach gefunden hat (wir berichteten). Inzwischen ist klar, dass es sich um eine Bleihemdgranate aus dem Jahr 1870 handelt. Sie stammt aus einer Zeit, als es den Truppenübungsplatz Hammelburg noch gar nicht gab.
Trotz ihres Alters ist die Granate ein „sehr riskanter Fund“, meint Dr. Andreas Heil (Selb), Betriebsleiter der Firma Tauber Spezial – Tiefbau GmbH & Co. KG. Sein Unternehmen ist bayernweit mit der Kampfmittelräumung beauftragt.
„Die Granate wurde abgeschossen“, erkennt Heil deutlich an den Riefen in dem Granatkörpers. Allerdings: „ Explodiert ist sie nie.“ Damit sei unter Umständen der Zünder entsichert und die Granate höchst gefährlich.
Diese Art von Granate verfügt über einen Aufschlagzünder, der entweder im Ziel explodieren sollte oder als so genanntes Schrapnell tödliche kleine Metallsplitter in einem feindlichen Frontabschnitt versprengen sollte.
Die Hammelburger Polizei, die am Samstag zum Fundort gerufen wurde, geht inzwischen davon aus, dass die Granate noch nicht lange am Fundort gelegen haben kann. Nach Meinung der Beamten wurde die Granate wahrscheinlich erst vor kurzem an anderer Stelle entdeckt und vom Finder an der neuen Stelle, kurz vor dem Munitionslager der Bundeswehr, wild entsorgt. „Jemand hat wohl gedacht, dass die Granate in der Nähe des Truppenübungsplatzes schneller gefunden und entsorgt wird“, meint auch Fachmann Andreas Heil.
Mangels Erfolgsaussichten hat die Hammelburger Polizei allerdings keine größeren Ermittlungen aufgenommen. Immerhin dürfte dem Zwischentransporteur nachträglich der Schrecken in die Glieder fahren, wenn erfahren sollte, wie die Munitionsexperten den Fund einschätzen.
Funde aus den ersten beiden Weltkriegen sind üblich, aus der Zeit um 1870 aber eher selten. Gerade der Wechsel von Frost und wärmeren Temperaturen arbeite Munition aus dem Boden, erklärt Heil.
„Es gibt kein ungefährliche Munition“, mahnt der Fachmann. Ihr Ziel sei immer gewesen, zu verletzen, zu zerstören und zu töten. Und das könne sie auch heute noch, selbst nach so vielen Jahren. Sprengstoffe und Metalle gehen laut Heil nämlich Verbindungen ein, die unter Umständen sogar von einer Vogelfeder zur Explosion gebracht werden könnten. Deswegen dürften Sprengkörper keinesfalls berührt oder gar gedreht werden, appelliert er an die Bevölkerung. Vielmehr sei bei einem Fund sofort die Polizei zu informieren.