Für die katholische Kirchengemeinde Hammelburg ist es Jahrhundertereignis. Schätzungsweise bis zu einer Million Menschen werden am Sonntag, 18. September, den Gottesdienst aus der Stadtpfarrkirche verfolgen. Möglich macht es die Übertragung im Zweiten Deutschen Fernsehen in Deutschland und in Partnerschaft mit dem Österreichischen Fernsehen auch im Nachbarland. Vor allem Menschen, die nicht mehr das Haus verlassen können, profitieren von der Übertragung. „Das ist keine Show, das ist eine gute Sache“, freut sich Pfarrgemeinderatsvorsitzende Barbara Oschmann, mit ihrer Gemeinde dabei zu sein. Um eine lebendige Gemeinde zu zeigen, wünscht sie sich, dass viele Gläubige kommen und nicht der Versuchung erliegen, sich das Ganze bequem von daheim aus anzuschauen
Wie wichtig die Übertragung ist, zeigt die Resonanz der Zuschauer. Bis zu 1000 Zuschauer rufen danach an, sagt Benjamin Krysmann, der für die katholische Fernseharbeit zuständig ist. Die Anliegen sind ganz unterschiedlich. Manche wollen etwas über das Gotteshaus wissen, von dem ausgestrahlt wird, andere über die Stadt, wieder andere wollen etwas theologisches Hinterfragen und manche vielleicht auch protestieren.
Um auf alles eine Antwort zu wissen, haben 20 Mitglieder der Kirchengemeinde mit Krysmann eine kurze Telefonausbildung absolviert. Die Stadtwerke stellen in ihren Büros Leitungen zur Verfügung, die deren Mitarbeiter ehrenamtlich geschaltet haben. Von 10 bis 19 Uhr steht das improvisierte Callcenter zur Verfügung.
Auch die Lektoren sind in einer Sprechausbildung kurz geschult worden, um die frohe Botschaft froh zu verkünden. Davon werde man auch in Zukunft profitieren, sagt Küster Michael Brendan.
Benjamin Krysmann ist sehr zufrieden über den Teamgeist, mit dem seit Freitagfrüh in der Kirche gewerkelt wird, um eine möglichst gelungene Übertragung zu erreichen. Schon vor Tagen wurde die Grundreinigung der Kirche beendet.
Zuletzt war noch der städtische Bauhof beschäftigt, um den Kirchentüren mit Farbe wieder mehr Glanz zu verleihen.
Inzwischen sind auch vier von sechs Kabelhilfen gefunden, die am Sonntag die Arbeit der Kameraleute unterstützen. Schon den Aufbau unterstützten sie fleißig. Unter anderem mussten Leitungen für eine externe Stromversorgung gelegt werden, um genügend Energie für die starken Scheinwerfer zur Verfügung zu haben.
Enges Zeitkorsett
Jetzt hoffen die Verantwortlichen auf gutes Wetter, wenn am Samstag schon einmal der Einzug des Pfarres mit den Ministranten über den malerischen Kirchplatz gedreht wird. Das enge Zeitkorsett während der Übertragung wird eine große Herausforderung. Der Fernsehgottesdienst sei von den Einschaltquoten her das „Wetten, das....“ des Kirchenfernsehens, sagt Benjamin Krysmann. Das stimme nicht ganz, hält Pfarrer Thomas Eschenbacher dagegen. „Bei Wetten, das...“ dürften die immer überziehen“, schmunzelt der Geistliche, der sich mit der Gemeinde auf die Herausforderung freut.