(ans) Ein Swinger-Club im ehemaligen Weißen Ross in Wernarz: Dass die Damen und Herren im Hauptausschuss ein delikates Thema auf ihrer Tageordnungsliste stehen hatten, machten zwei Dinge deutlich: Aus der Zuhörerschaft verließen Familien mit Kindern schleunigst die Georgi-Kurhalle. Zudem war ein Schmunzeln auf den Lippen von Bürgern und Stadträten nicht zu übersehen.
Eindeutig und schnell entschieden sich die Mitglieder des Ausschusses mit 5:1 Stimmen gegen das Vorhaben. Bei der Sitzung fehlten urlaubsbedingt Karlheinz Schmitt (CSU) und Dieter Seban (CSU). Grundsätzlich begrüße sie eine neue Nutzung des ehrwürdigen Gebäudes, betonte die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks. Einen Swinger-Club inmitten einer dörflichen Struktur halte sie aber doch für problematisch. „Der Betreiber schreibt zwar, es handle sich nicht um Rotlichtmilieu und das wollen wir ihm auch so glauben, trotzdem muss man mit dem Thema Swinger-Club im Kern eines Dorfes sensibel umgehen.“
Werner Kenner (SPD) betonte, vor allem die Einstellung der Wernarzer Bürger sei in dieser Sache ausschlaggebend. Deren Missfallen überbrachte Ortssprecher Heribert Jakobsche: Deutlich weniger Bürger als erwartet hätte ihn im Vorfeld auf die Sache angesprochen. „Die Leute, mit denen ich mich unterhalten habe, haben sich allerdings gegen den Swinger-Club ausgesprochen.“ Als problematisch sehen die Wernarzer vor allem die Nähe zu Kirche und Kindergarten.
Die dritte Bürgermeisterin Adleheid Zimmermann (Freie Bürger/FDP) bezeichnete das Bauvorhaben als kontraproduktiv: „Wir können ein Dorf nicht über einen Swinger-Club definieren.“
Hartmut Bös (CSU) sah positiver: „Das ist und bleibt ein Gebäude. Keiner von uns muss diesen Swinger-Club besuchen. Es ist auch nicht zu erwarten, dass Nackte vor der Tür stehen werden. Aber es besteht die Chance, dass zumindest das Äußere des Hauses wieder in einen guten Zustand versetzt wird.“ Bös verwies außerdem darauf, dass der Landkreis in Sachen Swinger-Club schwarze Pfütze bereits Prozesse verloren hätte. Zudem: „Auch in Münnerstadt gibt es einen Swinger-Club, bis jetzt hat man von Beschwerden noch nichts gehört.“
Werner Kenner (SPD) mokierte den „Brocken“, den der Antragsteller dem Hauptausschuss vorgesetzt hätte. „Im Bauantrag steht weder etwas über den Betreiber, noch über die Art mit der er den Club führen möchte. Das ist mir zu wenig.“ Direkte Kritik erntete er deswegen von Petra Hirschmann (CSU), die schließlich auch als einzige dafür stimmte, den Antrag zu befürworten: „Ein Konzept auszuarbeiten, kostet. Der Mann möchte von uns lediglich wissen, ob es sich lohnt, zu investieren.“
Besser angefreundet hätten sich die Mitglieder des Ausschusses wohl mit einem Objekt außerhalb der Stadt. „Ein Gebäude etwas abgelegener käme auch den Besuchern zu Gute. Die meisten parken wohl auch nicht gern mitten im Ort, um in einen solchen Club zu gehen“, so Brigitte Meyerdierks. Eine abgelegene Villa, wie sie für den Pärchen-Club in Rupboden vorgeschlagen wurde, halte sie für geeigneter.
Ohnehin schien den Stadträten die Alte Villa in der benachbarten Gemeinde wesentlich geeigneter. Ein Schmunzeln erntete Stadträtin Birgit Poeck-Kleinhenz (PWG): „Es ist nur eine reine Vermutung, aber der Bedarf für zwei Pärchen-Clubs ist in unserer Gegend wahrscheinlich sowieso nicht vorhanden.“