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BURGHAUSEN/ REICHENBACH: Stahlkorsett für altes Gemäuer

BURGHAUSEN/ REICHENBACH

Stahlkorsett für altes Gemäuer

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    Es sieht aus, als wären die Überreste des ehemaligen Kirchleins auseinandergeflogen und hätten ihre Steine wahllos verstreut. Sand, Baumaschinen, ein Baugerüst rund um den hohen Giebel, Arbeitsbühnen, Schubkarre und anderes Arbeitsgerät und Werkzeuge liegen umher.

    Mauern stützen den Giebel

    Links und rechts der hohen Giebelwand sind Mauern hochgezogen, die von den Seitenwänden des Kirchenschiffs her dem bisher freistehenden Giebel Halt und Stütze geben. Einige Abschnitte der Nord- bzw. Südwand sind schon fertig gestellt, das heißt vom zerbröseltem Mörtel, von Wurzelwerk, Gras- und Moosbewuchs befreit, neu aufgeschichtet, vermauert und verfugt. Sie bieten ein Bild, wie die sanierte Ruine einmal aussehen wird.

    Bis dahin wird es allerdings noch eine Weile dauern, denn es ist mühselig und zeitaufwändig, zumal meist nur ein, selten zwei Arbeiter zu Gange sind. Gutes Augenmaß und einen Blick für die von Größe und Form her passenden Steine verlangt auch das Sortieren des vorhandenen Materials, denn nicht jeder Stein kann überall vermauert werden.

    Hier sind große Quader nötig, dort muss es ein Eckstein sein, wieder wo anders können nur kleine, flache Steinplatten vermauert werden. Dann gilt es, aufgefundene, behauene Steine mit Kehlen, Einkerbungen, Fugen und Aussparungen dort zu platzieren, wo sie vermutlich einst ihren Platz hatten.

    Originalmörtel bröselt wie Lehm

    Während die Südwand, die ehemalige Trägermauer des Turmhelmes im mittleren Abschnitt des Kirchenbaues schon neu aufgebaut ist, sieht die gegenüberliegende Nordwand eher wie ein eben eingestürztes Bauwerk aus. Denn wegen des einem bröseligen Lehm gleichenden Originalmörtels, der keinen Halt mehr gibt, und großen Wurzeln ist auch hier erst ein Rückbau notwendig

    Seitliche Gräben zeigen an, dass Grabungstechniker im Auftrag des Landesdenkmalamtes das Mauerwerk bis in tiefere Lagen begutachtet haben. Hier wachsen schon wieder Gras, Brennnessel und Gestrüpp. Die Natur lässt sich, wo sie seit Jahrzehnten ungestört wachsen konnte, nicht so schnell besiegen.

    Am Westgiebel, der stets alle Betrachter und Besucher mit seiner filigranen Bauweise und seiner scheinbar unerschütterlichen Standfestigkeit beeindruckte, wird momentan unter Hochdruck gearbeitet. Hier werden starke Eisenstäbe eingebaut, die durch Dübel im seitlichen Stützmauerwerk befestigt sind. Sie werden miteinander verschraubt und auf Spannung gebracht. Als eine Art Ringanker, als Giebelaussteifung, geben sie dem Mauerwerk künftig Halt.

    Denn Untersuchungen der Statik haben ergeben, dass der obere Giebelteil durch Auswitterungen und die teilweise lose liegenden Bruchsteine sehr gefährdet war. Die Stahlkonstruktion wird so in das rekonstruierte Mauerwerk eingefügt, dass sie gänzlich verschwindet. Sie muss daher nicht vor Witterungseinflüssen geschützt werden.

    Halbbogen über der Tür

    Dann muss noch die große Bruchsteinwand des Giebels Stein um Stein verfestigt und verfugt werden, ehe dieser Abschnitt vollendet ist. Der große Mauerdurchbruch, die ehemalige Eingangstüre, wurde schon mit zugehauenen Steinen als Halbbogen im oberen Abschluss gefasst und vermauert. Ein ehemals vorhandener Eingang in der Südwand zwar zugemauert, doch mit dem Türgewände angedeutet.

    Es gibt noch sehr viel zu tun. Die noch nicht verfestigten Seitenmauern, die angedeuteten Kreuzrippengewölbesteine, der Ostgiebel und vor allem die große Öffnung an der Südostecke bedeuten noch eine Menge Arbeit. Jetzt soll mit Hochdruck der Westgiebel fertiggestellt und das Gerüst abgebaut werden.

    Denn zum „Tag des offenen Denkmals“ am 14. September will man die Baustelle „Kirchenruine“ für die Öffentlichkeit zugänglich machen und dem interessierten Publikum in der Zeit von 11 bis 17 Uhr die Möglichkeit geben, sich die Sanierung der Ruine auf dem Michelsberg anzuschauen. Selbstverständlich freuen sich die zuständigen Kirchengemeinden weiter über Spenden dafür.

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