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HAMMELBURG: Start in ein neues Leben

HAMMELBURG

Start in ein neues Leben

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    Nur noch ab und zu in Hammelburg: Oskar Weindel ist nach Dänemark gezogen.
    Nur noch ab und zu in Hammelburg: Oskar Weindel ist nach Dänemark gezogen. Foto: Foto: Wolfgang Dünnebier

    Eigentlich sollte es nur ein Ortswechsel werden, doch dann wagte Oskar Weindel den Sprung in ein neues Leben. Der 26-jährige Augenoptikermeister kehrte Hammelburg vor gut einem Jahr den Rücken und ließ sich in Dänemark nieder.

    In Ikast, 800 Kilometer nördlich der Wiege seiner Kindheit, fühlt er sich unter 15 000 Einwohnern glänzend aufgehoben. Mit einem „Starterpaket“ im Auto ging es gen Norden. Klamotten, Luftmatratze, Mikrowelle, zwei Töpfe, Computer, und was man so zum Leben braucht. Der neue Chef im Zentrum der Halbinsel Jütland hatte als erstes Quartier ein Ferienhäuschen besorgt.

    Dem neuen Horizont entgegen zog es Weindel nach seiner Lehre zur Meisterprüfung nach Karlsruhe und dann nach Wertheim. Seine Leidenschaft für die Natur und Mentalität der Menschen im Norden hatte Weindel bei einer Jugendfreizeit mit dem Kreisjugendring in Schweden entdeckt. Dass Skandinavien mal sein Lebensmittelpunkt werden würde, ahnte er damals nicht.

    Zunächst orientierte sich der junge Meister 2010 gen Norddeutschland. Dabei stolperte er über die Stellenanzeige eines Flensburger Optikers, der für Filialen in Dänemark Mitarbeiter suchte.

    Landesgrenze und Sprachbarriere waren für Weindel kein ernstes Hindernis. „Ich wurde sehr freundlich empfangen“, freut sich Weindel. Er schätzt die dänische Lebensart: „Das ist alles ziemlich stressfrei“. Schon allein, weil sich bis auf die Königsfamilie und Ältere in Skandinavien alle duzen.

    Aber die Menschen mögen es auch diszipliniert. Drängelei ist selten. An vielerlei Theken beugt das Ziehen von Nummern möglicher Drängelei entgegen. Ebenso entspannt kam Weindel zu einer festen Bleibe. Nach zwei Wochen im Ferienhaus bekam der Ausländer ein Reihenhäuschen zur Miete angeboten. Vater Claus und Bruder Simon Weindel brachten weiteren Hausstand gen Norden. Dass sich der Sohn bestens eingelebt hat, davon machten sich seine Eltern diesen Sommer ein Bild.

    Sprache rasch gelernt

    Aber ohne Fleiß kein Preis: Wer in dem Küstenstaat zuwandert, muss die Sprache lernen. „Dänisch ist für uns einfacher als Englisch“, bilanziert Weindel den Besuch der Sprachenschule und die ersten erfolgreichen Prüfungen.

    Zweimal wöchentlich drückt er dafür seit über einem Jahr die Schulbank für je zwei Stunden. Das zahlt der Staat. Wer öfters fehlt, darf nicht bleiben. Wegen der vertrauten Laute tut sich der Deutsche wesentlich leichter als Osteuropäer und Asiaten im gleichen Kurs. Bis Mitte nächsten Jahres will er ein strammes Programm mit fünf von sechs Ausbildungsmodulen absolviert haben. Dann ist er für anspruchsvollste Konversation gerüstet.

    Unter Langeweile leidet der dänische Neubürger in seiner Freizeit nicht. Schnell kommt er auch in Kneipen ins Gespräch. „Die meisten jungen Menschen können Deutsch und sind sehr interessiert an Deutschland“, berichtet Weindel. Seine Mitgliedschaft in einem Billardclub bringt zusätzlich Kontakte.

    Wenn dem Auswanderer etwas fehlt, dann sind es das Wasserhaus der Hammelburger Musikinitiative und die Auswahl an Vereinsfesten. In Ikast gibt es keine größeren Feste. Man feiert an den Wochenenden quer durch alle Altersgruppen in Gaststätten und Kneipen. „Da lebe ich die dänisch-deutsche Freundschaft“, schmunzelt Weindel.

    Im kommenden Sommer will der Optikermeister sein Motorrad nachholen, um das Land zu erkunden.

    Rasch wird er dafür ein dänisches Kennzeichen brauchen. Den kritischen Kurs der neuen Regierung gegen Ausländer bekam Weindel durch eine vermehrte Zahl von Autokontrollen zu spüren. Einwanderer sind gehalten, sich schnell dänische Nummernschilder zu besorgen. Eine teure Formalie, die beim Import des eigenen Autos mit mehreren tausend Euro Einfuhrzoll zu Buche schlagen kann.

    Doch das schmälert Weindels Faible für Dänemark nicht. Jetzt stimmt er sich auf lange („wirklich tiefschwarze“) Winterabende ein. Dafür werden ihn helle nordische Sommermonate mit sagenhaften Dämmerungen belohnen. Der gebürtige Unterfranke ist gespannt, was unter diesem Licht in seiner neuen Heimat so alles zu entdecken ist.

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