Bei der Ausstellungseröffnung begrüßte Pfarrer Gerd Kichner rund 40 Besucher. In seiner Ansprache ging Dekan Michael Wehrwein auf den widersprüchlichen Begriff "Stiften gehen" ein, der umgangssprachlich mit "sich von etwas entziehen" zu tun hat und in der Gesellschaft immer öfter zu beobachten sei. Dabei steht hinter "Stiften" in der germanischen Bedeutung "Stange" - eine Stabilisierungsfunktion mit klarer Linie, so Wehrwein.
"Stiften gehen" als Bewegung nach Vorne, durch Geld etwas Dauerhaftes errichten. Die kirchlichen Stiftungen und ihre Stifter seien in den Hintergrund gerückt. "Doch gerade diese institutionelle Kraft in Zeiten leerer, öffentlicher Kassen, sollte wieder mehr Autorität gewinnen", betont Wehrwein. Bei einer Stiftung bleibt die Einlage erhalten, nur die Zinsen dürfen verwendet werden.
"In ganz Deutschland gibt es rund 10 000 Stiftungen, einige davon haben ihren Sitz in der hiesigen Region, wie die "Dr.-Dieter-und-Gudrun-am-Ende-Stiftung" mit Sitz in Zeitlofs. Deren Errichtung wurde am 18. Februar 2000 durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultur genehmigt", erklärt der Dekan. Diese Stiftung fördert die Belange der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Zeitlofs und dient insbesondere dem Unterhalt und der Instandsetzung von Orgel und Kirche. Verbundenheit mit der Kirchengemeinde Zeitlofs und Dankbarkeit gegenüber Gott für die Begleitung in allen Lebenslagen waren für Gudrun am Ende die Grundlage dieser Stiftung. Dr. Dieter am Ende war außerdem jahrzehntelang Organist, Kirchenvorsteher und Prädikant der Gemeinde.
Wehrwein wies auf die gesamtwirtschaftliche Lage, die Steuerreform und Kirchenaustritte hin, die die Einnahmen der Kirche stark schrumpfen lassen. Kirchengeld würden nur ein Drittel aller Gemeindeglieder zahlen. "Wenn die Kirche aus Finanzgründen Arbeitsfelder einstellen muss, ist der Staat in die Pflicht genommen, oder sie fallen ersatzlos weg", machte Wehrwein deutlich, dass es dabei wieder die Ärmsten trifft. "Die Dimension der Verantwortung vor Gott und für die Menschen ist ein wesentliches Element christlichen Denkens," betonte der Geistliche.
Der Betrachter soll bei der Ausstellung Impulse erhalten, sich mit den von Gott anvertrauten Gütern zu beschäftigen. Wer ein Zeichen für die Zukunft setzen und Geld, das er nicht brauche, sinnvoll verwenden möchte, kann sich an die Landeskirche in Ansbach wenden, rät Dekan Wehrwein. Bürgermeister Thomas Ullmann ging auf die Aktualität einer Stiftung in Bad Brückenau ein. Um den Bestand der Musikschule zu erhalten, habe man Überlegungen in diese Richtung angestellt.
27 Tafeln der Ausstellung zeigen Stifter-Persönlichkeiten, die teilweise über viele Jahrhunderte hinweg Akzente in der Kirche gesetzt und Verantwortung für andere übernommen haben. Für Dekan Michael Wehrwein hat die Stiftung für den CVJM (Christlicher Verein junger Menschen) eine zukunftsweisende Perspektive. Alle Interessierten können die Ausstellung von Montag bis Samstag in der Zeit von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr im Kurstift, Schillerstraße 7, besuchen. Sonntags außerdem von 15 bis 17 Uhr.