Der Besuch von Thomas Strunz, fünffacher Deutscher Meister mit dem FC Bayern München und Europameister von 1996, war der Höhepunkt bei der 50-Jahr-Feier der Firma Fußboden Bauer in Kothen am Wochenende. Entspannt läuft Strunz über den roten Teppich, der auf dem Betriebsgelände ausgerollt ist. „Ich bin der Thomas“, grüßt er freundlich.
Im Interview lässt der Ex-Profifußballer keinen Zweifel daran, dass es ein Satz des damaligen Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni war, von dem er bis heute profitiert. „Was erlaube Struuuuunz?“, hatte dieser in der legendären Pressekonferenz vom 10. März 1998 gestammelt.
Der ehemalige Fußballer verdient so bis heute Geld als Werbeträger. Er wirbt für das Bodenhandwerk, für „BOD – die Bodengestalter“, ein Programm der Ulmer Firma Uzin Utz AG. Er „unterstützt Unternehmen, erfolgreicher zu sein, als sie schon sind“, sagt Strunz. Damit ist auch die Frage beantwortet, was ihn nach Kothen führte.
Im Interview stellte er sich Fragen des Geschäftsführers Klaus Bauer und des Publikums, wobei die sportlichen Fragen überwogen. Der heute 45-Jährige erzählt aus seiner Fußballkarriere, die in seiner Heimatstadt Duisburg begann und von Wunsch, Bankkaufmann zu werden: „Wie der Onkel, der zwei Mal im Jahr in Urlaub fuhr.“
Er schildert den Anruf von Uli Hoeneß, der ihn aus der 3. Liga zum FC Bayern holte. Er berichtet vom „komfortablen Leben als Profifußballer“, vom Sponsor, der das Auto vor die Tür stellt. Im Alltag des Sportlers leiden aber die echten Freunde, „für die keine Zeit mehr bleibt“.
Bundesliga oder Nationalmannschaft, was fand er besser? Die Nationalmannschaft sei etwas Besonderes gewesen, so Strunz: „Allein die Nationalhymne!“ Die habe er immer mitgesungen, bis heute sei das so. Und dann der Sieg bei der Europameisterschaft 1996 in England. Mehmet Scholl habe hinter ihm gestanden und über den Film „Die Nackte Kanone“ geflachst. Kurz darauf gab ihm die Königin, die in dem Film veralbert wird, persönlich die Hand.
Er erzählt von der Rivalität der Bayern- und Dortmund-Spieler während des Turniers. Letztere waren in diesem Jahr Meister geworden. „Es gab einen Bayern- und einen Dortmund-Tisch, dazwischen die anderen und am Ende einen Erfolgshunger, der uns zu Europasiegern machte.“ Nicht überlegen muss er bei der Frage nach dem Unterschied der damaligen und der heutigen Nationalelf: „Wir haben gewonnen.“
Thomas Strunz bezeichnet sich als Sympathisant des FC Bayern München. Doch im vergangenen Jahr konnte er sich auch mit Borussia Dortmund über die Meisterschaft freuen, „weil sie es verdient hatten“. Seine persönlichen Emotionen seien aber größer, wenn es um die Vereine gehe, für die er gespielt habe. Der Lizenzentzug des MSV Duisburg für die Zweite Liga, „der geht mir nahe“.
„Ich glaube, das habe ich noch nie gesagt und das glaubt mir keiner“, rutscht ihm ein Bekenntnis heraus: „Meine heimliche Liebe gehört Schalke 04. Ich war immer ein Fan von Klaus Fischer.“
Kaum vorstellen mag man sich, dass Thomas Strunz seit seinem Karriereende 2001 die Fußballschuhe nicht mehr angerührt hat. Es habe „null Reiz“ mehr für ihn, Fußball zu spielen. Am liebsten sei er zu Hause bei der Familie in Braunschweig, wo er nach seinem 23. Umzug lebt.
Strunz arbeitete für Vereine als sportlicher Leiter, Manager, Spielerberater und ist heute vor allem Fernsehexperte bei der „Liga total Spieltaganalyse“.
Seine Zukunft sieht er weder beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), da ihm dort die Tagesarbeit fehlen würde, noch als Trainer. „Dafür bin ich ein viel zu gefühlsbetonter Mensch, das ist als Trainer nicht gefragt“.
Am Ende kommt man noch mal zurück auf den Boden. Auf dem sei die Firma Bauer geblieben, ob dies auch als Profifußballer möglich sei? „Fast unmöglich“, sagt Strunz und verweist auf den Erfolgsdruck, unter dem junge Spieler stünden.
Für die Fans gibt es noch Autogrammkarten oder ein gemeinsames Bild. Strunz wirft noch einen Blick in den virtuellen Ausstellungsraum, den ihm Klaus Bauer vorführt, bevor es am Nachmittag wieder nach Hause geht.
Jubiläum bei Fußboden Bauer
Chronik
Geschäftsführer Klaus Bauer präsentierte beim Empfang der rund 100 geladenen Gäste aus Wirtschaft, Politik und Handwerk anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Firma Fußboden Bauer in Kothen selbst die Chronik des Unternehmens.
Viele Auszeichnungen Landrat Thomas Bold hob die Risikobereitschaft von Otmar Bauer hervor, der die Firma vor 50 Jahren gegründet hatte. Solide aufgebaut und den Bedürfnissen entsprechend gewachsen sei das Unternehmen. „Ganz nebenbei“ habe sich der Erfolg eingestellt, nachdem die Söhne Christoph und Klaus Bauer die Geschäfte übernahmen. Bold verwies auf die vielen Auszeichnungen wie „Roomy Award“, „Parkett-Star“ und „Fachhändler des Jahres“. Die Firma sei „Spitzenbetrieb und Botschafter für die Rhön“, so Bold.
„Bodenständig und professionell“ Peter Fendt, stellvertretender Bundesinnungsmeister für Parkett- und Fußbodentechnik, beglückwünschte Rosemarie und Otmar Bauer zu Söhnen, die das Werk der Eltern weiterführen.
„Unaufgeregt, bodenständig und trotz allem professionell“, nannte Bürgermeister Jochen Vogel den heimischen Betrieb. Gudrun Horstkotte, Geschäftsführerin der Parkett- und Fußbodentechnik-Innung Unterfranken, dankte für die Unterstützung der Firma besonders bei der Berufsausbildung. „Überdurchschnittlich“ Hugo Neugebauer, der Präsident der Handwerkskammer, überreichte zum Jubiläum eine Ehrenurkunde. Mit 15 Mitarbeitern beschäftige die Firma dreimal so viele Leute, wie ein durchschnittlicher unterfränkischer Handwerksbetrieb. „Die Bauer GmbH und Co. KG ist überdurchschnittlich.“ heu