Hammelburg (dübi) Das angestaubte Flair der sechziger Jahre weicht langsam aus dem Verwaltungstrakt des Textilmaschinenzubehör-Herstellers Temco. Zwischenwände wurden herausgerissen und Tünchner sorgen für frische Farbe in dem neuen Großraumbüro.
Nach der Insolvenz weht unter dem neuen Eigentümer, der Schweizer Saurer AG, ein neuer Wind. Auch in der Produktion stehen Investitionen an, machte Josef Steiger, Geschäftsführer der Temco components GmbH, bei einer Betriebsbesichtigung durch Landrat Thomas Bold deutlich. Die Zahl der festangestellten Mitarbeiter sei seit der Übernahme durch Saurer von 55 auf 60 angestiegen, weitere 40 Mitarbeiter arbeiten mit befristeten Verträgen.
Steiger verdeutlichte seinen Ehrgeiz, die Produktion auszuweiten. Wie sich die Zahl der Mitarbeiter entwickele, sei aber angesichts der Schwankungen auf dem Weltmarkt offen.
Ziel aller Anstrengungen sei es, in der Produktion viel flexibler zu werden und rascher auf Marktschwankungen zu reagieren. Wer schnell auf Kundenwünsche eingehe, habe die besten Chancen am Markt.
Deshalb baut Temco vor Ort, aber auch in China, die Lagerkapazitäten aus. Einerseits werden mehr Rohstoffe eingelagert, wenn sie günstiger zu haben sind, andererseits wird auch mal auf Halde produziert, wenn der Absatz stagniert. So könne gleichmäßiger gearbeitet werden, zeigte Steiger seine Philosophie auf.
Zudem verlangt er eine größere Flexibilität von seinen Mitarbeitern. Man müsse schneller und mehr produzieren, um mitzuhalten.
Dazu soll in den kommenden Monaten die PU-Schleiferei mit neuen Maschinen ausgerüstet werden. In dieser Schleiferei werden jene Kunstoffrollen griffig gemacht, die in den Texturiermaschinen mit bis zu 20 000 Umdrehungen glatten Kunstfasern zur Flauschigkeit verhelfen.
Irgendwann geschlossen werden soll die Dreherei. Möglichst ohne Arbeitsplatzverlust für die 16 Beschäftigten. Deshalb soll dieser Teil der Fertigung erst still gelegt werden, wenn andere Aufträge in Sicht sind, versicherte Steiger.
Die dort bislang produzierten Teile möchte Steiger von anderen Firmen der Saurer-Gruppe beziehen. Verbessert werden solle auch die Zusammenarbeit mit Maschinenherstellern, die man unter der alten Geschäftsleitung zu sehr als Feinde gesehen habe.
Als Hauptziel seiner Bemühungen sieht es Steiger, die Produktion durch niedrigere Kosten, rationellere Abläufe und Neuentwicklungen so zu steigern, dass bei Schwankungen der Auftragslage nicht Leute entlassen werden müssten. Dazu müsse die Produktion so umgestaltet werden, dass bei einer Auftragsspitze nicht gleich eine weitere Schicht gefahren werden müsse, sondern dies mit zwei bis drei Stunden Mehrarbeit aller Beschäftigten abgefangen werden könne.
Der Technologievorsprung solle durch Beibehaltung der neunköpfigen Entwicklungsabteilung gehalten werden. Mehr Aufträge verspricht sich Steiger aus China und künftig auch aus Indien. In diesen beiden Ländern sieht er künftig 75 Prozent des Marktpotenzials im Textilmaschinenbereich.
"Erfreulich, dass hier Perspektiven da sind nach der Neustrukturierung", freute sich Landrat Thomas Bold. Der befürchtete Technologie-Ausverkauf sei nicht eingetreten. Daran sei dem Landkreis sehr gelegen, weil die Zahl der industriellen Arbeitsplätze stark geschrumpft sei. Bei Temco von einst 650 auf 200, bei INA in Elfershausen von 650 auf 200 und bei Petri in Albertshausen von 650 auf etwas über 200. Bold sicherte dem Unternehmen alle Unterstützung zu.

Neben den Arbeitsplätzen habe Temco für die Stadt auch eine wichtige Bedeutung als Imageträger, sagte Bürgermeister Ernst Stross. Die Zusammenarbeit mit der Uni Würzburg mit ihrem Know-How in Fragen der Oberflächenbearbeitung bot Rosalinde Baunach an. Bertin Stöhlein vom Arbeitsamt weist Temco einen hohen Stellenwert als Arbeitgeber zu. Bei allem Stellenmangel falle es aber derzeit nicht leicht, für Temco einen Vertriebsingenieur zu finden. Für Ingenieure würden derzeit überall rote Teppiche ausgerollt.