Die Autoindustrie ist im Wandel und der Maschinenbauer SK Hydroautomation ist vorne mit dabei. Neuester Meilenstein der Unternehmensgeschichte ist eine 15 Meter lange Montagelinie, auf der Gelenke für Elektroautos produziert werden. Diese Gelenke, im Fachjargon CGFix-Gelenke genannt, übertragen die Kraft von den Antriebswellen auf die Räder. Das hört sich einfach an, ist es aber im harten Autoalltag nicht. Auf der einen Seite des Gelenks zerrt die Motorkraft, auf der anderen Seite rüttelt das Rad bei Fahrbahnunebenheiten.
13 Teile wachsen zu einem Gelenk zusammen
Deshalb ist bei der Montage für eine lange Lebensdauer Sorgfalt gefragt. Immerhin besteht ein Gelenk aus 13 Einzelteilen von der Nabe in der Mitte über Kugeln hin bis zum Käfig, der sie zusammenhält. Es ist erstaunlich, wie die Montagelinie alles passend zusammen baut.
Banal gesagt, werden vorne in die Maschine Kugeln und Käfig-Fragmente hineingeschüttet und hinten kommen fertige Gelenk heraus. Dazwischen werden die von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt wachsenden Gelenke automatisch weitergereicht. Ein Beschäftigter langt, um den Vorgang am Laufen zu halten . "Das geht fünfmal so schnell, als wenn man das herkömmlich produzieren würde", umreißt Entwickler Roland Gebauer den Nutzen der Technik. Für die Maschinen und Anlagen mit der Technik "Made in Thulba" investieren die Automobilhersteller bis zu mehreren Millionen Euro.
Roboter, Kameras und Scanner wirken zusammen
Der Konstruktionsaufwand für die Montagelinie ist enorm. Sechs Roboter, fünf Kameras und zwei digitale Scanner sorgen samt kontrollierter Verpressung für einen geschmeidigen Produktionsablauf. Schon bei der Zuführung der Teile werden deren Lage für den passenden Einbau kontrolliert, dann die Montage überwacht und hinterher der richtige Sitz gemäß der Anforderungen des Herstellers kontrolliert. Einen ganzen Aktenordner umfasste das Lastenheft von VW, dass die Ansprüche an die Apparatur festschreibt.
Die Übernahme eines solchen Auftrages erfordert Erfahrung und Selbstvertrauen. Und eine gesunde Betriebsbilanz, weil der Maschinenbauer einen Teil der Vorfinanzierung übernimmt. Inzwischen hat die Maschine ihre Probeläufe unter den kritischen Augen von VW-Ingenieuren bestanden und ist nach Wolfsburg umgezogen.
Zwölf Millionen Euro Jahresumsatz
Elf Konstrukteure arbeiten bei SK Hydroautomation bei der Entwicklungsarbeit Hand in Hand. Die Zahl der Beschäftigten ist wieder auf 64 angestiegen, darunter acht Auszubildende. Der Jahresumsatz belief sich 2018 auf zwölf Millionen Euro.
Aktuell wartet auch eine Waschmaschine für Lenkstangen auf die Auslieferung an Mercedes. Auch sie glänzt nach Angaben des Entwicklers mit etlichen Neuerungen, um steigenden Anforderungen an Umweltauflagen gerecht zu werden. Neben der absoluten Sauberkeit der Bauteile wurde besonderer Wert gelegt auf die Energie-Effizienz, auf die Waschwasseraufbereitung und darauf, dass die aufbereitete Abluft im Umluftverfahren zur Trocknung der Bauteile verwendet wird. Somit gelangen keinerlei Schadstoffe in die Umwelt. "Das fortgeschrittene Know-how bei solchen Maschinen begünstigt die Lebensdauer von Motoren, Getrieben und Fahrwerkteilen und sorgt dafür, dass sie nicht mehr eingefahren werden müssen", sagt Roland Gebauer.
Geschraubt und getüftelt wird in der Werkhalle ebenfalls an einer Maschine für Asien. Daran werden später für die Produktion von Stoßdämpfern die Ventile daraufhin geprüft, ob sie der geforderten Qualität entsprechen.
E-Mobilität als Herausforderung
Auch wenn es bei SK Hydroautomation aktuell sehr gut läuft, macht sich Roland Gebauer als Kopf der Entwicklung und Geschäftsführender Gesellschafter keine Illusionen. "Wir spüren den Wandel bereits", verweist er auf den Schwenk der Autohersteller hin zur Elektromobilität. In Elektroautos sind wesentlich weniger Teile enthalten. Entsprechend zeichnet sich eine sinkende Nachfrage nach Produktionsanlagen aus Thulba in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika ab.
Dass der Verbrennungsmotor von jetzt auf nachher ganz verschwindet, glaubt Roland Gebauer nicht. Er geht vielmehr von einer längeren Übergangphase aus, in der verschiedene Technologien parallel gebraucht werden.
Schwierige Nachwuchsgewinnung
Und dann ist da noch die Herausforderung mit der Nachwuchsgewinnung. Es ist für Unternehmen in der Region schwierig, Auszubildende zu gewinnen. "Wir wollen bekannter werden", gibt Gebauer deshalb als Devise heraus.
Bei dem Ideenreichtum dürfte das seinem Betrieb nicht allzu schwer fallen. Den nächsten Auftrag von VW für eine Montagelinie für größere CGFix-Gelenke hat SK-Hydroautomation bereits in Aussicht. Wenn man bei der Entwicklungsarbeit vorne mit dabei ist, bietet die E-Mobilität neben dem Kopfzerbrechen offenbar durchaus Chancen in der Region.