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MÜNNERSTADT: Tiger Young wird Katholik: Auf Umwegen in den Schoß der Kirche

MÜNNERSTADT

Tiger Young wird Katholik: Auf Umwegen in den Schoß der Kirche

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    Taufe in der Osternacht: Tiger Young wird in den Schoß der katholischen Kirche aufgenommen.
    Taufe in der Osternacht: Tiger Young wird in den Schoß der katholischen Kirche aufgenommen. Foto: Foto: Rudolf Gehrig

    Kriege, Umweltkatastrophen, Unfälle – warum gibt es Leid auf der Welt? Und warum greift Gott nicht ein? Will er nicht? Kann er nicht? Oder gibt es ihn überhaupt? Jedem kommen irgendwann im Laufe seines Lebens solche Fragen. Die verschiedenen Religionen bieten zahlreiche Antworten darauf, doch welche davon ist die richtige?

    Tiger Young hat sie nach einer langen Reise durch das breite Angebot des Religionsmarktes für sich gefunden. Seit der Osternacht gehört er der Katholischen Kirche an. Der gebürtige Amerikaner stammt aus Bellevue im Landkreis King County im Bundesstaat Washington. Er ist seit ungefähr einem halben Jahr Gastschüler am Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt. Der 17-Jährige möchte 2012 hier sein Abitur machen.

    Seine genaue Herkunft sei etwas kompliziert, lächelt er und zeigt sich zugleich verwundert, wieso alle Deutschen ihn immer danach fragen. Neben irischen, luxemburgischen und belgischen Wurzeln habe er auch Vorfahren aus Deutschland.

    Was er nach der Schule denn machen wolle? „Nach England gehen. Beziehungsweise nach Wales.“ Tiger, der sich sehr für Ahnenforschung interessiert und zahlreiche Aufträge aus Amerika erhält, um in den deutschen Archiven mehr über die Familien seiner Auftraggeber in Erfahrung zu bringen, möchte dort studieren.

    Doch wieso ist er denn letztendlich ausgerechnet der Katholischen Kirche beigetreten? Auch das sei eine längere Geschichte . . .

    Sein Vater war Katholik – aber nur dem Taufschein nach, räumt Tiger ein. So hat er in seiner Kindheit verschiedene christliche Gemeinschaften in den USA kennengelernt, besuchte sogar zeitweilig eine Schule der Baptisten. Besonders kurios war die Situation in einem Gebiet, bei der es eine einzige Kirche gab und die Gläubigen der verschiedenen Konfessionen dort gemeinsam Gottesdienst feierten. „Da gab es zum Beispiel die Kommunion und dann gingen halt alle Katholiken vor, der Rest blieb sitzen.“

    Auch den Mormonen hatte er sich angeschlossen, besuchte für gewisse Zeit deren Gottesdienste. Doch nirgends fand Tiger eine Antwort auf die Frage, die ihn so sehr beschäftigt.

    Der Buddhismus war seine nächste Station. „Das hat so von der Philosophie recht gut zu mir gepasst.“ Die Regeln seien einfach: Tue niemandem weh und versuche ein Leben in Harmonie mit deiner Umwelt zu leben. Befriedigt hat ihn das nicht. „Das Leid ist einfach da und du musst versuchen, damit klar zu kommen. Fertig. Eine Erklärung gibt es nicht.“

    Er fing an, sich über die katholische Kirche zu informieren, las Bücher, besuchte Gottesdienste in Münnerstadt. Pater Felix Meckel von den Augustinern in Münnerstadt nahm sich seiner an, als Tiger schließlich beschloss, sich katholisch taufen zu lassen. Für ihn gibt die katholische Kirche die beste Antwort auf die Frage, die ihn schon so lange herumgetrieben hat.

    Kaum störendes

    Auch sonst findet er an ihr kaum Punkte, die ihn stören. Selbst die in der Öffentlichkeit oft kritisierten Regeln wie das Verbot der Scheidung, der Enthaltsamkeit vor der Ehe und den Zölibat der Priester kann er logisch nachvollziehen. Nur warum Frauen keine Priester werden dürfen, kann Tiger nur von der Theorie her verstehen, allerdings meint er, dass es in der Praxis nötig wäre, auch sie zum Priestertum zuzulassen.

    Als Tiger seiner Verwandtschaft in den USA seinen Entschluss, sich taufen zu lassen, mitteilte, stieß er weitgehend auf Zustimmung und Akzeptanz. Von seiner Mutter bekam er den Rat: „Wenn du mal wirklich am Boden bist und nicht mehr weiter weißt, klammere dich an deinen Glauben fest, das hilft!“

    Anders waren die Reaktionen von seinen Bekannten in Deutschland. Besonders hart traf ihn die Aussage seiner Gastmutter, die verwundert fragte: „Du glaubst doch jetzt nicht wirklich das, was die da sagen?“

    Auf die Spitze wurde dies noch getrieben, als ihm am Karfreitag, zwei Tage vor seiner Taufe, untersagt wurde, den Gottesdienst zu besuchen und zur Beichte zu gehen und er stattdessen auf einer Party festgehalten wurde. Die Religionsfreiheit, dies stellt Tiger achselzuckend fest, geht soweit, dass man nun mal wegen seinem Glauben verspottet wird.

    Grundsätze der Kirche gelernt

    Von Pater Felix Meckel wurde Tiger Young eine lange Zeit im sogenannten „Katechumenat“ auf seine Taufe vorbereitet. Er lernte in den einzelnen Stunden die wichtigen Grundsätze seiner Kirche kennen und wurde erst der Gemeinde in Münnerstadt und dann dem Bischof vorgestellt.

    Dann endlich, an Ostersonntag kam sein großer Tag. Um 5 Uhr begann die Osternacht in der Münnerstädter Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena. In der dunkeln Kirche fühlte er sich etwas unwohl und suchte nach dem Freund, für den er einen Platz reserviert hatte. Auch zwei Mädchen aus seinem Jahrgang waren gekommen. Dann wurde er aufgerufen – zur Taufe. Zusammen mit Pater Felix und seiner Patin Annette Wemhoff stand er vor dem Taufstein. Sein großer Moment war gekommen.

    „Und so taufe ich dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ Aus einer Muschel ließ Pater Felix das Taufwasser über seinen Kopf laufen. Von da an gehörte Tiger, mit vollem Namen Tiger Charles Young-Nicolaas, offiziell der katholischen Kirche an.

    In einer Art Schnelldurchlauf erhielt er anschließend auch Firmung und Erstkommunion. „Ich freue mich einfach nur“, strahlte Tiger. Überwältigt zeigte er sich von der Anteilnahme der Münnerstädter Gemeinde. „Da kamen ältere Frauen zu mir und gratulieren mir, sie freuen sich alle so, dabei kenne ich sie doch kaum.“ Wochen später, der Schulalltag hat Tiger wieder eingeholt. Was hat sich geändert? „Nichts. Ich lebe jetzt katholisch“, sagt er und lächelt.

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