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BAD KISSINGEN: „Vergessene Gäste“ in Erinnerung rufen

BAD KISSINGEN

„Vergessene Gäste“ in Erinnerung rufen

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    Künstler Herbert Grabowski (links) zeigt die Informationsstele für die Ausstellung „Vergessene Gäste“.
    Künstler Herbert Grabowski (links) zeigt die Informationsstele für die Ausstellung „Vergessene Gäste“. Foto: Foto: Dobschütz

    Gern rühmen sich traditionsreiche Kurorte wie Bad Kissingen ihrer berühmten Gäste aus europäischem Hochadel und bürgerlichem Patriziat. Doch allzu gern „vergessen“ die Chronisten die Kehrseite dieser so heilen Welt. Nicht ohne Grund heißt deshalb die für den Sommer 2014 in Bad Kissingen geplante Ausstellung „Vergessene Gäste. Der Kurort im Krieg“.

    Denn auch Hunderte verwundeter und traumatisierter Soldaten wurden in Kriegszeiten und noch Jahre danach in den Kurorten gesund gepflegt. Darauf wiesen die Ausstellungsmacher am Montag in einer Pressevorstellung im Museum Obere Saline hin.

    Schon jetzt habe das Gemeinschaftsprojekt der Kurorte Bad Kissingen, Bad Wildungen, Bad Schwabach und Bad Pyrmont „in der musealen Fachwelt größte Beachtung gefunden“, betonte Bernhard Weller, Leiter der Städtischen Museen Bad Wildungen. Denn zum ersten Mal werde dieses Thema historisch aufgearbeitet. So werde bisher unveröffentlichtes Archivmaterial erstmals in dieser Ausstellung gezeigt, ergänzte Bad Kissingens Kulturreferent Peter Weidisch.

    Antworten auf viele Fragen sollen gegeben werden: Wie wurden die Kurorte auf einen bevorstehenden Krieg vorbereitet? Wie gelang es, in Kriegszeiten den Anschein „heiler Welt“ zu bewahren? Welchen Gewinn zogen die Kurorte aus den Kriegsfolgen?

    Denn zweifellos müsse man die Kurorte zu den Kriegsgewinnern zählen, so Weller. Kamen in Friedenszeiten die Gäste nur in der recht kurzen Sommersaison, arbeiteten in Kriegszeiten die zu Lazaretten umgewandelten Sanatorien und Kurheime das ganze Jahr. „Alles wurde auf Heller und Pfennig vom Staat bezahlt.“

    Auch Angehörige der Verwundeten suchten zeitweilig im Kurort ein Privatquartier. Nie habe man so gut verdient wie zu Kriegszeiten, habe Weller von einem alten Kurheim-Besitzer erfahren, der ihm über die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg berichtete.

    Der Zeitpunkt für die Ausstellung vom 30. Juli bis 2. November 2014 ist bewusst gewählt: Hundert Jahre zuvor hat der Erste Weltkrieg begonnen und nur 25 Jahre später der zweite. Doch schon im Deutschen Krieg von 1866 mussten nach der Schlacht vom 10. Juli Hunderte von Verletzten in den Kissinger Kurheimen und im Arkadenbau versorgt werden. Das gerade erst gegründete Bayerische Rote Kreuz kam hier zu seinem ersten Einsatz. Auch daran wird die etwa 100 000 Euro teure, länderübergreifende Ausstellung erinnern, die zur Hälfte vom hessischen Museumsverband gefördert wird.

    Mag die Ausstellung überwiegend einen historischen Rückblick auf die Rolle deutscher Kurorte in Kriegszeiten und seine „vergessenen Gäste“ geben, ist das Thema noch längst nicht Geschichte. Denn gerade in jüngster Zeit wurden und werden viele im Irak und zuletzt in Afghanistan verwundete und traumatisierte Bundeswehr-Soldaten in Bad Kissinger Kliniken versorgt.

    Auch deshalb ist die für den Sommer 2014 geplante Ausstellung „Vergessene Gäste. Kurort im Krieg“ in ihrer Thematik besonders aktuell.

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