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Vielfalt der Wacholderheide

Münnerstadt

Vielfalt der Wacholderheide

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    Vielfalt der Wacholderheide
    Vielfalt der Wacholderheide

    Enziane und Orchideen, dazu eine Reihe seltener Tiere. Sie haben in den Wacholderheiden südlich von Münnerstadt, in den „Katzenstirn“ und „Roth“ genannten Fluren ihren Lebensraum. Vor 20 Jahren wurde er zum Naturschutzgebiet erklärt.

    Die Kulturlandschaft in diesem Schutzgebiet entstand im Laufe von Jahrhunderten aus überweideten Wäldern. Innerhalb weniger Baumgenerationen bildeten sich aus einst geschlossenen Wäldern lockere Parklandschaften. Die Überweidung veränderte Licht- und Bodenverhältnisse und damit die ursprüngliche Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt.

    Bis zur Aufgabe des Schaftriebes 1956 wurden die Hänge der jetzigen Wacholderheiden regelmäßig beweidet. Seither liegen sie brach, mit Ausnahme einiger eingesprengter Äcker. Der die Landschaft dominierende Wacholderstrauch oder -baum (Juniperus communis) trägt als zweihäusige Pflanze entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten. Diese bringt im Laufe von drei Jahren die dunkelblauen, weiß bereiften Wacholderbeeren hervor, die eigentlich Beerenzapfen sind, Zapfen, die die Form von Beeren annehmen.

    Das etwa 80 Hektar große Naturschutzgebiet „Wacholderheiden südlich Münnerstadt“ wurde vor 20 Jahren von der Regierung von Unterfranken ausgewiesen. Es umfasst zwei Landschaftsteile: Das rund zwölf Hektar große „Roth“. Es liegt im Südhangbereich des Schindberges und fällt von der B19 her ab in ein Seitental des Talwassergrabens. Die rund 68 Hektar umfassende „Katzenstirn“, ein langer Hang mit einer Querrinne etwa in der Mitte wird von der Ackerhochfläche „Sandeiche“ im Osten und dem Bahndamm im Westen begrenzt. Im Norden beginnt das Gebiet in Höhe der Weggabel am vorderen Talweg in der Nähe des Feldkreuzes, dort mit dem Flurnamen „Keuler“. Im Süden verläuft seine Grenze am Hang nördlich der Birkenallee hinter der zweiten Talbrücke.

    Naturräumlich gesehen liegt das Naturschutzgebiet auf der „Münnerstädter Hochfläche“, einem Teilgebiet der Werrn-Lauer-Platte, die zu den Wärmegebieten Deutschlands gehört. Mit nur rund 640 Millimetern Niederschlag im Jahresmittel zählt sie zu den trockenen Gebieten der Region. Aufgrund der geringen Niederschläge und des wasserdurchlässigen Gesteins im Untergrund ist der Wasserhaushalt im Naturschutzgebiet angespannt. Tier- und Pflanzenwelt haben sich diesem Extrem angepasst. Das bedeutet, dort finden vornehmlich Wärme liebende Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum, so Dietz.

    Als Schutzzweck führte die Regierung von Unterfranken in der Verordnung an, einen für Unterfranken bedeutsamen Landschaftsausschnitt mit Wacholderheiden und Magerrasen und deren unterschiedlichen Zuständen als kulturhistorisches Zeugnis einer althergebrachten Weidewirtschaft zu erhalten sowie die Eigenart des Gebietes mit seiner besonderen Artenzusammensetzung zu bewahren und zu fördern.

    Mehrere Ziele wurden genannt. Die mosaikartige Verzahnung der Wacholderheiden, Halbtrocken- und Trockenrasen mit kleinflächigen Fels- und Schotterpartien soll erhalten bleiben. Die Vernetzung der Teilflächen soll sichergestellt werden, um Tieren des Gebeits Wanderungen zwischen den einzelnen Populationen zu ermöglichen. Die Eigenart und Schönheit des Gebietes, also seine geologische Struktur und die Pflanzen- und Tierwelt sollen bewahrt werden. Seltenen und in ihrem Bestand gefährdete Tier- und Pflanzenarten sollen die Lebensräume dauerhaft gesichert werden. Und das Gebiet soll für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.

    Der Agenda-Arbeitskreis griff vor knapp zehn Jahren das letztgenannte Ziel der Schutzverordnung auf. Mit dem Wacholder-Wanderweg, einem naturkundlichen Wanderweg quer durch das Gebiet mit neun Informationstafeln, wurde die Heidelandschaft für die Allgemeinheit erschlossen.

    Der „Wacholder-Wanderweg“ informiert nun schon knapp zehn Jahre über Flora, Fauna und Geologie sowie über den Kultur- und Lebensraum Wacholderheide. Er ist besonders attraktiv zu zwei Jahreszeiten, im Frühling, wenn Küchenschellen, Schlüsselblumen, Anemonen und mehreren Orchideenarten blühen, sowie im Herbst, mit Silberdisteln und drei Enzianarten, dem Gefranster, dem Deutschen und dem Kreuz-Enzian blühen, sowie einer bunten Heckenlandschaft. Besonders reizvoll präsentieren sich an sonnigen Herbsttagen die Radnetze der Spinnenarten im Morgentau. Bei Neuschnee kann der Wanderer die Wacholderstauden mit reizvollen Zipfelmützen erleben.

    Der naturkundliche Weg ergänzt als Wanderweg durch eine Wacholderheide die anderen Themen-Wege der Region. Er zeigt die Merkmale einer durch intensive Nutzung des Menschen geprägten Kulturlandschaft. Diese weiter zugänglich zu halten, die Besonderheiten einer Wacholderheide aufzuzeigen und dadurch Naturverständnis zu wecken und zu fördern ist das Ziel der Route, sagte Roland Lenhart, Sachgebietsleiter für Ökologie und Naturschutz der Unteren Naturschutzbehörde bei einer Wanderung durch das Gebiet. Der gleichen Meinung ist der ehemalige Leiter der Behörde, Norbert Mitter. Die Informationen auf den Info-Tafeln entlang des Weges verdeutlichen, dass Naturschutz nicht Selbstzweck, sondern eine bedeutende gesellschaftliche Aufgabe unserer Zeit ist, so die Naturschützer.

    Mitter und Lenhart sind nach wie vor der Meinung, dass eine Pflege der Wacholderheide dringend nötig ist, um die fortschreitende Verbuschung zu verhindern und damit den Lebensraum Wacholderheide auf Kalkmagerrasen mit den zahlreichen hier vorkommenden meist seltenen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Ideal wäre nach Ansicht Mitters und Lenharts eine Beweidung durch Schafe.

    Beide können sich vorstellen, dass die, die gegen die Beweidung Einspruch erhoben haben, also die Stadt Bad Kissingen und das Gesundheitsamt, als Nutznießer der Nichtbeweidung einen jährlichen Obulus leisten, der für die periodisch anfallenden aufwändigen Pflegemaßnahmen der Wacholderheiden herangezogen wird, zumal die Regierung von Unterfranken das Beweidungskonzept bis heute nicht aus der Verordnung für das Naturschutzgebiet gestrichen hat.

    Die Naturschützer sind überzeugt, dass die durch Schafbeweidung eventuell im Wassereinzugsgebiet auftretenden Beeinträchtigungen durch die Wasseraufbereitungsanlage der Stadtwerke Bad Kissingen im Münnerstädter Tal behoben werden können. Das Naturschutzgebiet müsse auf alle Fälle in Schuss gehalten werden, so Roland Lenhart.

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