Damals, 1958, begann alles mit einer Vision: „eine Hütte – sozusagen in der Wildnis“, wollte der Bergbund Würzburg, eine Ortsgruppe des Deutschen Alpenvereins, bauen. Das schreibt der damalige Vorstand Heinz Sieber in der Chronik zum 50-jährigen Bestehen der Sektion.
Dass die Würzburger Ortsgruppe des Alpenvereins letztlich in der Rhön landete, hat viel mit Pragmatismus zu tun: „Die Alpen waren sehr weit weg, das Hinkommen schwierig“, erzählt Margot Kraus (58), heute Vorsitzende des Bergbunds. Die Rhön sei da ein guter „Alpenersatz“ gewesen, „als wunderschönes Gebiet zum Wandern und Skifahren.“
Leicht war es nicht, ein geeignetes Grundstück zu finden. Viele Bauern fürchteten Konkurrenz für ortsansässige Gastwirte und jugendlichen Unsinn, erzählt Kraus. Im Herbst 1957 konnte das Grundstück auf dem Himmelsdunkberg oberhalb von Oberweißenbrunn erworben werden. Der große Vorteil dort: Durch die Nürnberger Quelle gab es Wasser vor Ort.
Einige Mitglieder streckten Geld für den Hüttenbau vor, später finanzierte sie sich aus Übernachtungsgebühren und Getränkeeinnahmen. Im April 1958 stach Heinz Sieber erstmals mit dem Spaten ins Erdreich und begann damit die Arbeit an der Hütte – ein Knochenjob und ehrenamtlich dazu.
„Den Mörtel zum Mauern mischten die Mädels, denn es war die leichteste Arbeit. Basalt herbei zu schaffen oder den Zement sackweise auf der unbefestigten alten Gersfelder Straße hoch zu tragen war weit schwerer“, schreibt Sieber in der Chronik. Weiter heißt es: „An den Pfingsttagen begann das Stellen der Hütte. Das Essen war diesmal besonders karg, denn die Schäferhunde verzehrten unsere Fleischration.“
Im Juli 1959 wurde das Gebäude eingeweiht. Allerdings sei schnell klar geworden, dass die Hütte zu klein war, so Vorsitzende Margot Kraus: „Um die alte Hütte wurde eine neue gebaut.“ Der Neubau dauerte von 1962 bis 1968. Auch danach wurde immer wieder erweitert und verbessert – letztlich bis heute.
Vorsitzende Margot Kraus erinnert sich noch an ihren ersten Besuch auf der Hütte: Am 4. Dezember 1966 war sie als 17-Jährige mit ihrer Jugendgruppe dorthin gewandert. Im Schnee warteten sie auf den Mann mit dem Schlüssel: „Wir haben Laurentia gespielt, damit uns warm blieb.“
An jenem Abend muss auch ihr Mann, Ernst Kraus, in der Hütte übernachtet haben. Das sagt zumindest das Hüttenbuch. Kennen gelernt haben sich die beiden erst später. Heute ist der 61-Jährige Hüttenwart.
Für das Ehepaar Kraus sind die Wochenenden ohne Dusche, Radio und Fernsehen etwas Besonderes. „Das Tolle auf der Hütte ist die Gemeinschaft. Früher gab es bei uns keinen Abend ohne Gesang“, erzählt Ernst Kraus. Einmal musste er sogar mit Kerzen, Alkohol und Freunden ins selbstgebaute Iglu nach draußen ziehen, weil der damalige Hüttenwart ab 22 Uhr Nachtruhe forderte.
1999 bis 2005 stand die Bergbund-Hütte kurz vor dem Abriss, als die Regierung von Unterfranken den gesamten Himmeldunk als Naturschutzgebiet ausweisen wollte. Die Umsiedlung der Bergbundler in eine neue Hütte wäre aus EU-Mitteln finanziert worden.
Doch die Mitglieder hingen an ihrer Hütte: „Das machen die vielen Jahre, die wir dort sind. Der Weg vom Parkplatz hoch ist uns lieb geworden wie der Heimweg von der Arbeit“, sagt Margot Kraus. „Der Mensch gehört zur Natur. Wir brauchen keinen Berg nur für die Tiere“, argumentierten sie damals. Letztendlich blieb der Himmeldunk, was er war. Die Bergbund-Hütte auch.
Im Blickpunkt
Hüttenfest
Am Samstag, 28. Juni, feiert der Bergbund den 50. Geburtstag der Hütte. Gäste sind willkommen. Die Auffahrt mit dem Auto zur Hütte ist nicht erlaubt. Ein Wanderweg führt vom Parkplatz Schwedenschanze nach oben. Um 11 Uhr beginnt eine Bergmesse, ab 14 Uhr führen verschiedene Wandertouren in die Umgebung, um 22.30 Uhr soll bei gutem Wetter ein Sonnwendfeuer entzündet werden.