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Vom Holzschuh zur modernen Holzkunst

Bad Brückenau

Vom Holzschuh zur modernen Holzkunst

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    Untrennbar mit der Geschichte Bischofsheims und der Rhön verbunden ist die Holzschnitzerei. Schon seit Jahrhunderten wurde Holz bearbeitet. Und die Rhöner erwiesen sich dabei als erfinderisch. Holzschuhe waren im Sommer wie im Winter unentbehrliche Fußbekleidung nicht nur beim Holzmachen in den Wäldern und sind teils heute noch bei Garten- und Stallarbeiten in Gebrauch.

    Vor 50 Jahren zur Hundertjahrfeier der Bischofsheimer Holzschnitzschule schrieb der Chronist: "Die Rhön war seit jeher Notstandsgebiet. Jede, auch nur die bescheidenste Möglichkeit, der armen Bevölkerung zu helfen, wurde dankbar aufgegriffen. Weberei, Strohflechterei, Bürsten- und Tonwarenfertigung scheiterten, nur die Holzschnitzerei überdauerte und hat sich dank der Fertigkeit der Rhöner Naturtalente stetig fortentwickelt."

    Zur Förderung der Rhön und zur Linderung der Not gründete der Polytechnische Zentralverein Würzburg 1852 in Poppenhausen bei Weyers (damals noch bayerisch) eine Holzschnitzschule, die von Bischofsheim aus verwaltet wurde und kurz danach nach Bischofsheim ins Anwesen Pfarrgasse 12 umsiedelte.

    Unter Schnitzlehrer Geisenstetter wurde die Schule im Jahre 1872 reorganisiert. Während man zuvor Gebrauchsgegenstände schnitzte, stellte man sich nunmehr auf künstlerische Motive, hauptsächlich aus dem religiösen Bereich, um.

    1876 wurde das heute noch vorhandene Gebäude im Pfarrgrund (heute Anwesen von Michael Wagner) erworben und als Schule benutzt. Im Jahre 1880 übernahm Valentin Gilbert die Leitung. Aus dieser Zeit stammen die Holzschnitzereien an den Kreuzwegstationen in der Pfarrkirche St. Georg in Bischofsheim.

    Geistlicher Rat Anton Josef Jeßberger ließ sie bei der Erweiterung in der Kirche anbringen, um die wertvollen Bilder und die verzierenden Schnitzereien aus der ersten Bischofsheimer Holzschnitzschule zu erhalten. Aus der Gilbertschen Zeit stammt auch die bekannte Statue am Kiliansbrunnen in Haselbach, deren Original aus Sicherheitsgründen unter Verschluss gehalten wird. Um den Bestand der Holzschnitzschule zu gewährleisten, übernahm die Regierung von Unterfranken (Bezirksverband) 1939 die Zuständigkeit und stellte August Bolz als Leiter ein. Der bekleidete dieses Amt 32 Jahre und bildete etwa 160 Lehrlinge aus. Es folgten sorgenvolle Jahre, in denen der Fortbestand der Holzschnitzschule gefährdet war. Sie war inzwischen in ein größeres Gebäude an der Neustädter Straße umgezogen. Der Landkreis als Träger sorgte sich um die Weiterführung der traditionsreichen Holzschnitzkunst in Bischofsheim. Ein stattliches Schulgebäude mit besten Voraussetzungen wurde gebaut.

    Philipp Mendler, inzwischen neuer Leiter, hat sich beim Auf- und Ausbau große Verdienste erworben. Den Aufschwung der Schule setzte als neuer Leiter Uwe Günther fort. Unter seiner Regie gelang es der nun Staatlichen Holzschnitzschule, ihr Image weiter zu verbessern. Bewerber zur Ausbildung als Holzbildhauer kamen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus europäischen Nachbarländern. Es waren nicht nur junge Menschen, auch in anderen Berufen erfahrene Leute bewarben sich um Ausbildungsplätze.

    Mit dem jetzigen Leiter der Schule, Rudolf Schwarzer, bieten vier weitere erfahrene Lehrkräfte Gewähr für beste fachliche Ausbildung, die drei Jahre dauert. Es wird neben allgemein bildendem Unterricht eine fachpraktische und fachtheoretische Ausbildung vermittelt. Die Unterrichtsfächer umfassen im kreativ-handwerklichen Bereich Schnitzen, Modellieren, Schriftgestaltung, Fassmalen, Vergolden, Schreinern und Drechseln.

    Zum fachtheoretischen Lernbereich gehören Fachkunde, Fachzeichnen, Fachrechnen, Sozialkunde, Deutsch, Kunstgeschichte und Datenverarbeitung. Als Wahlfächer werden Aktzeichnen und Grafik angeboten. Besonderer Wert wird auf Freihandzeichnen gelegt.

    Dass in Bischofsheim hervorragend gelehrt und gelernt wird, zeigt, dass aus den oft schon lange zurückliegenden Jahren nicht wenige, dank ihrer guten Ausbildung, sich eine eigene Existenz aufbauen konnten. Meist, und das ist auch bemerkenswert, sind es Ein-Mann-Betriebe geblieben, in denen auch der Ehepartner mithilft.

    In den vergangenen 30 Jahren war die Staatliche Berufsschule für Holzbildhauer in Bischofsheim mit je 33 bis 40 Schülern voll ausgelastet. Insgesamt wurden annähernd 700 Auszubildende zum erfolgreichen Abschluss geführt. Darunter zahlreiche prominente Künstler. Trotz der sehr hohen Prüfungsanforderungen erreichten viele Absolventen Traumnoten. Das stimmt die Lehrkräfte zufrieden und lässt sie zuversichtlich in die Zukunft der Bischofsheimer Holzschnitzschule schauen.

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