Die erste Informationsveranstaltung des Bund Naturschutz zur Ankunft der Störche und dem aktuellen Stand im Nest fand bei ungemütlichen Temperaturen statt. Doch eine Schar von 20 Unentwegten trotzte dem Wetter und lauschte den Ausführungen vom Vogelexperten Jochen Willecke.
Die Störche lassen sich während der gesamten Veranstaltung aber nicht am Nest blicken. Nur Dohlen sind zu beobachten, wie sie Material für ihr eigenes Nest aus dem Storchennest stiebitzen. „Hätten die Störche schon Eier, wäre sicher eines der Tiere zum Aufpassen im Nest. Denn für Dohlen sind Eier eine Spezialität“, klärt Willecke die im Internet schon heiß diskutierte Frage nach der Anzahl der Eier.
Willecke gab einen Überblick über das vergangene Storchenjahr in Hammelburg und zeigte den aktuellen Stand auf. Am 4. März war Storchenmann Jakob angekommen, am 21. März folgte ein Weibchen nach. Ob es Adele ist, lasse sich mangels Beringung nicht sagen. Am 10. März fand eine Säuberungsaktion statt. Zur Zeit finden Kämpfe mit durchziehenden Störchen statt. Kaltes Wetter macht den Tieren wenig aus. Nur Nässe könne den Jungvögeln gefährlich werden, so Willecke.
Was die Fütterung betrifft, stellt Willecke klar, dass dies nur im Bedarfsfall geschehe. Eine dauerhafte Fütterung der Wildtiere liege nicht im Sinne des Naturschutzes.
„Durch die Klimaveränderung kommen die Zugvögel früher und bleiben länger“, sieht Willecke sich durch Jakob und Adele bestätigt. Auch der Schwarzstorch komme wieder in die Wälder zurück. Er braucht zum Nestbau hohe, alte Bäume, die sich vor allem in naturbelassenen Waldbeständen finden.
Hunde anleinen
Ein wichtiger Appell ging an Spaziergänger und Hundebesitzer. Sie sollen Abstand von den Störchen auf den Saalewiesen halten. „Die Tiere verbrauchen bei jeder Störung Energie, die sie für die Aufzucht der Jungen dringend brauchen“, so Willecke. Es werden jetzt extra größere Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass Hunde auf den Saalewiesen anzuleinen sind, informierte BN-Aktiver Friedrich Mährlein.
Familie Schäfer aus Bad Kissingen verfolgt das Storchenleben in Hammelburg über die Webcam. „Ich bin geborene Hammelburgerin. Ich finde es schön und spannend, was sich auf dem Mönchsturm seit ein paar Jahren tut“, erklärt Helga Schäfer. Ehemann Albrecht wirft schmunzelnd ein, dass es manchmal schon sehr emotional wird. „Die Kämpfe ums Nest der beiden Storchenweibchen oder der Tod des einen Storchenjungen im vergangenen Jahr gingen uns sehr nahe.“
Seit dem 19. Februar ist die Webcam wieder online und lässt den Blick ins Storchennest bequem vom Computer aus zu. „Seitdem ist die Seite schon 30 000-mal aufgesucht worden. Das ist eine Steigerung um das 1,8 fache“, berichtet der Betreuer der Webcam und Homepage, Christian Fenn. „Insgesamt hatten wir im vergangenen Jahr 172 000 Besucher auf der Storchen-Homepage. Das Interesse ist enorm.“
Hatte manch einer der Anwesenden auf einen Schoppen Storchenwein wie im vergangenen Jahr spekuliert, ging er an diesem Abend nüchtern nach Hause. Denn erst muss die Brut gelingen, dann wird es sicher wieder vor Abflug der Storchenfamilie ein Gläschen Hammelburger auf die gelungene Aufzucht geben.