Wo sonst lässt es sich in schöner Landschaft besser anstoßen, als auf dem entstehenden Brennerweg? Bürgermeister Jürgen Karle und Karl-Heinz Suhl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AFL) Bad Neustadt hoben zur Übergabe des Förderbescheids für das Leader-Projekt symbolisch die Gläser.
40 000 Euro sollen das Projekt anschieben. Zu den insgesamt 95 000 Euro steuert die Gemeinde den Löwenanteil bei. Die Brenner übernehmen unentgeltlich die Anbringung von Richtungs- und Hinweisschildern.
Ideen für Erlebnisse auf der 25 Kilometer langen Strecke gibt es reichlich. Weitere sind in Arbeit. Die Einweihung ist für Herbst 2014 angepeilt, möglicherweise zum dritten Tag der edlen Brände.
Rund 70 Brenner gibt es in Wartmannsroth. Acht bilden den harten Kern bei der Ausgestaltung des Wanderwegs. Die Dichte dieses Nebenerwerbszweigs ist ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Und somit ein Pfund, mit dem die Tourismusstrategen wuchern wollen.
„Es geht nicht nur um den Schnaps“, betonte Bürgermeister Jürgen Karle. Es gelte, ein familienfreundliches Angebot zu erstellen, Bereits ausgeguckt sind zwei Aussichtspunkte. Vom Steinküppel bei Völkersleier schweift der Blick weit über die Schwarzen Berge. Herrlich auch der Rundblick vom Binsrain bei Schwärzelbach. Hier soll ein sechs Meter hoher Aussichtsturm entstehen. Der Gartenbauverein Schwärzelbach will einen Erlebnisbereich „Heckenlandschaft, Insekten und Reptilien“ errichten.
Dreh und Angelpunkt sind jene acht Brennereien, die auf Bestellung in ihren Probierstuben mit Brotzeit aufwarten wollen. Dass die Produzenten durch das Tourismusprojekt an einen Tisch fanden, ist schon jetzt ein Gewinn. Karle dankte Werner Ziegert von der Verwaltung als Impulsgeber. Gut 50 Prozent seiner Arbeit für das Projekt erledige er in seiner Freizeit. Dass am Ende des siebenjährigen Förderzeitraumes nun Leadermittel in seiner Heimatgemeinde fließen, freut Landrat Thomas Bold. Es werde wohl eine neue Förderperiode geben. Die Dachmarke Rhön bringe die Brenner erst richtig zur Geltung.
„Wartmannsroth veredelt sich“, lobte Karl-Heinz Suhl vom AFL für das Projekt. Die Kooperation von Kleinbrennern, Gemeinde und Vereinen sei Idealvorstellung von einem Leader-Projekt. Das Fördergebiet Bad Kissingen liege bei der Zahl der Projekte im oberen Drittel. Hier flossen für 26 Vorhaben zwei Millionen Euro. Unterfrankenweit waren es bei 165 Projekten 11,4 Millionen Euro und bayernweit für 1400 Anträge 100 Millionen Euro.
Projektmanagerin Ursula Schneider sieht in Wartmannroth weiteres Potenzial. Einrichtung einer zentralen Destillerie und eines Kräutergartens in Windheim Rahmen der Dorferneuerung könnten folgen.
Tausende Übernachtungen seien nicht zu erwarten, gestand Michael Pfaff, Geschäftsführer der Tourismus Rhön GmbH. Das Vorhaben setze auf die steigende Zahl von Tagesgästen, die Produkte mit nach Hause nehmen. Zumal es in der Gemeinde nur noch zwei Lokale gibt. Beim Umsatz mit Tagesgästen liege man weit zurück. Das Fränkische Weinland erziele dank Weinverkauf das Dreifache.
„Wir machen das aber nicht alleine für uns“, hob Brenner Lothar Bold hervor. Es gehe um den Tourismus allgemein, hält er vereinzelten Kritikern aus der Gemeinde entgegen. Einnahmen aus der Alkoholproduktion sind ja staatlicherseits beschränkt. Je Hof mit Brennrecht kann im Jahr maximal 300 Liter reiner Alkohol brennen, Der zeitintensive Nebenerwerb sichere nur einen Bruchteil der Existenz, pflichtete Toni Bischof bei. Sein Wunsch: Dass sich alle acht beteiligten Brenner ähnlich stark einbringen.
Erst seit wenigen Jahren brennen die Produzenten mit gestiegenem Qualitätsanspruch. So, wie Manfred Lutz (Windheim), der bei der ersten bayerischen Ausbildung zum staatlich anerkannten Nebenerwerbsbrenner 2010 dabei war. Mit seinem Sohn hat er inzwischen eine Destillerie mit 60 Sitzplätzen geschaffen und diese Entscheidung nicht bereut.