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Waschen, schneiden, föhnen

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Waschen, schneiden, föhnen

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    Sommerschnitt: Eugen Stürtz frisiert Westhighlandterrierhündin Stacey.
    Sommerschnitt: Eugen Stürtz frisiert Westhighlandterrierhündin Stacey. Foto: Foto: Sara Sophie Schmitt

    Es surrt und brummt, wenn man in den Friseursalon von Eugen Stürtz kommt. Überall wirbeln kleine weiße Haare durch die Luft. Zugegeben: Weiße Haare sind in einem Bad Kissinger Friseursalon an sich ja nichts Ungewöhnliches. In diesem Fall schon. Es sind Hundehaare – und Eugen Stürtz ist kein normaler Coiffeur, er ist Hundefriseur. Aber man ist beinahe schon etwas enttäuscht, wenn man seinen Laden betritt. Wirkt er doch gar nicht so klischeehaft, wie man sich gemeinhin einen Hundesalon vorstellt. Im Gegenteil: Es wirkt bodenständig. Ohne viel Chichi. In der Ecke steht ein Trinknapf. Ein Werbegeschenk eines Futtermittelverkäufers, wenn man dem Aufdruck glauben schenken darf. An der Wand hängen ein paar Bilder. Von frisierten Hunden, wie sollte es anders sein. Und in der Mitte des Raumes steht ein hoher Tisch. Aus Plastik.

    Auf diesem Tisch hadert gerade Westhighlandterrierhündin Stacey mit ihrem Schicksal. Sie wird geschoren. Und findet es offenbar nicht so lustig. Stacey fühlt sich sichtlich unwohl, will eigentlich nur weg. Doch bis auf ein bisschen knurren und zappeln bleibt sie brav. Das ist nicht bei allen Hunden so. Zwar wurde Eugen Stürtz noch nie ernsthaft gebissen, aber geschnappt hat schon mehr als ein Tier nach ihm. Für die wirklich gefährlichen Situationen hat er natürlich Maulkörbe da. Doch die benutzt er nur selten.

    „Es ist wichtig, dass man keine Angst hat. Sonst spüren es die Tiere und werden unsicher.“

    Eugen Stürtz, Hundefriseur

    „Ich kann dem Tier anmerken, wann es aggressiv wird. Tiere warnen einen schließlich mit ihrem Verhalten vor“, erklärt Eugen Stürtz. Genau hierin liege seine Stärke. „Es ist eine Gabe Gottes, sich in die Tiere hineinversetzen zu können. Das kann man nicht lernen“, sagt er und schert Stacey mit geübter Hand das Fell am Rücken.

    „Am Ende ist sie froh, wenn sie geschoren wurde“, sagt Eugen Stürtz. Immer die Schermaschine in der Hand fährt er an dem Körper des Tieres entlang. Zimperlich und ängstlich wirkt er dabei nicht. „Es ist wichtig, dass man keine Angst hat. Sonst spüren es die Tiere und werden unsicher.“

    Eugen Stürtz ist ein Mann, der zupacken kann. Vielleicht kommt es daher, dass er früher auf dem Bau gearbeitet hat. Der Bad Kissinger machte eine Lehre zum Maler und Verputzer. Sein Traumjob war das jedoch noch nicht. Zu schmutzig, zu viel Staub und das Geld kam auch nur, wenn es dem Chef passte, erinnert sich er 34-Jährige. Dann ging die Firma pleite. Für viele seiner Kollegen ein Schock. Für Eugen eine Chance. Er begann etwas Neues. Hundefriseur – das war sein Plan. Schließlich hatte er seinen eigenen Hund schon mehrmals geschoren. „Ich habe immer so lange auf einen Termin warten müssen, dann habe ich es einfach selbst gemacht“, sagt er. Seine Bekannten bei der Hundeschule waren begeistert und haben ihn gebeten, auch ihre Hunde zu scheren. Die Geschäftsidee war geboren.

    „Doch so einfach, wie das klingt, ist Hundescheren nicht“, betont Eugen, der inzwischen seit 2006 seinen eigenen Salon in Bad Kissingen betreibt. Zuvor hatte er zwei Jahre in einem Hundesalon mitgearbeitet und immer wieder Lehrgänge besucht. Eine eigenständige Ausbildung für diesen Beruf gibt es nicht. Dabei gibt es einiges, was man wissen muss. Jede Rasse hat ihre eigene Frisuren - Yorkshireterrier haben relativ langes Fell und bekommen das obligatorische Schleifchen, Schnauzer einen Bart und Pfotenbehang. Zudem unterscheidet sich die Schnitttechnik. Hunde mit besonders rauem Fell werden getrimmt, andere mit weicherem Fell werden geschoren.

    „Am schlimmsten sind die herumfliegenden Haare, die überall jucken“

    Eugen Stürtz, Hundefriseur

    So wie Stacey heute. Eineinhalb Stunden dauert es knapp, bis sie fertig ist. Unermüdlich und gründlich fährt Eugen Stürtz den Hundekörper mit seiner braunen Schermaschine entlang – Rücken, Nacken, Bauch. Seine wievielte Schermaschine es ist, weiß er nicht mehr. „Pro Jahr verschleiße ich etwa eine“, sagt er und wendet sich wieder dem Hund zu. Die Beine sind dran. Für sie nutzt Eugen Stürtz allerdings eine Schere – ebenso wie für den Kopf und den Schwanz. Flink lässt er das Gerät durch das weiße Fell gleiten. Fertig. Naja, fast. Es folgt noch die Pediküre für Stacey. Ob das tiergerecht ist? Eugen Stürtz meint ja. Wenn das Fell nicht gepflegt würde, würde es verfilzen. „Ich habe sogar schon Hunde gesehen, die davon offene Stellen hatten“, sagt er und schneidet mit routinierten Griffen das Fell um Staceys Augen weg. Allerdings: Er weiß auch, dass manche Menschen zu weit gehen. Haare färben und dergleichen macht er nicht. „Da hat das Tier ja nichts von. So was mache ich nicht.“

    Ein Glück für Stacey. Ihr scheint schon das Surren und Brummen der Schermaschine zu genügen. Dann hat sie es endlich geschafft. Und auch Eugen Stürtz wirkt geschafft. Hundefriseur, kein leichter Job. Man kommt ganz schön ins Schwitzen. „Am schlimmsten sind die herumfliegenden Haare, die überall jucken“, sagt Eugen und rubbelt sich das Gesicht mit einen Papiertuch ab.

    Stacey kann jetzt nach Hause. Auf Eugen Stürtz wartet schon der nächste Vierbeiner. Oberflächlich kehrt Eugen Stürtz die Haare zusammen, macht seine Schermaschine mit einem Pinsel sauber und dann geht es schon weiter. Mit surren und brummen.

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