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DIEBACH: Wehrdienst als Überlebenstraining

DIEBACH

Wehrdienst als Überlebenstraining

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    Eine Erinnerung seinen Wehrdienst und die Bedrohungslage von einst: In der Erkennungsmarke von Horst Hornung ist ein Strahlendosimeter zur Erkennung radioaktiver Strahlung eingebaut. Seinerzeit wollte man sich gegen den Abwurf von Atombomben wappnen.
    Eine Erinnerung seinen Wehrdienst und die Bedrohungslage von einst: In der Erkennungsmarke von Horst Hornung ist ein Strahlendosimeter zur Erkennung radioaktiver Strahlung eingebaut. Seinerzeit wollte man sich gegen den Abwurf von Atombomben wappnen. Foto: FOTO Wolfgang Dünnebier

    Am Sinn seiner damaligen Aufgabe hat Hornung unterdessen nie gezweifelt. Das Jahr Wehrpflicht sei eine wichtige Schule fürs Leben gewesen. Und formte den Umgang mit anderen Menschen: „Wir schleppten jeden Kameraden geistig und körperlich mit und hielten noch lange Zeit nach der Entlassung Verbindung“, erinnert sich Hornung. Schließlich habe der Wehrdienst zur Stärke des Westens und letztlich zur Auflösung der Machtblöcke in Europa beigetragen, sagt er.

    Der Einsatz des jungen 190-Meter-Mannes Hornung beim Panzergrenadierbataillon 15 in Wetzlar begann ungewöhnlich: Mangels Matrazen musste Stroh in Säcke gestopft werden. Und danach einen Tag lang Zentimeter für Zentimeter die restlichen Halme aus dem Schotter des Antreteplatzes herausgelasen werden. Sechs Monate musste der 20-jährige Rekrut auf den Säcken schlafen, bevor es Matrazen gab,

    „Der Ton war rüde“, beschreibt Hornung die Haltung der Vorgesetzten, die teilweise noch aus der Wehrmacht ein anderes Regiment gewöhnt waren.

    Eher bemitleidenswert die Ausrüstung. Das Schuhwerk war dürftig, die Feldfasche leckte und die Gamaschen mussten mit der Kneifzange angezogen werden. Teilweise ging es barfuß in die Stiefel. Härteübungen gerieten zum echten Überlebenstraining. „Bei 22 Grad minus weckten uns die Ausbilder und ließen uns umherlaufen, damit wir nicht erfroren.“ Ein Wehrbeauftragter existierte noch nicht einmal auf dem Papier.

    Als Waffe hatte Hornung einen US-Karabiner aus dem Korea-Krieg. Das motorisierte Bataillon mit rund 1000 Mann verfügte gerade einmal über drei Fahrzeuge. „Marschieren, marschieren, marschieren“, lautete dann auch der Schwerpunkt des Dienstplanes. Jeden Morgen ging es auf den Übungsplatz, der auch als Schafweide diente. „Wir haben nur Schafsmist aus den Moleskin-Uniformen geputzt“, sagt Hornung. Zur Gefechtsausblidung gab es eine Platzpatrone, auf der Schießbahn wurde mangels Munition mit Kleinkaliber-Gewehren geschossen. In Sachen Truppenverpflegung waren die Soldaten Versuchskaninchen. Das neu entwickelte Brot wurde zunächst auf dem Fahrzeuggebläse getrocknet.

    Auf Mitleid aus der Bevölkerung durften die Rekruten mit zwei Mark Wehrsold pro Tag nicht rechnen. Im Gegenteil: Der Krieg hatte viele kritisch gemacht gegen jegliches Militär. In Hamburg gab es bei einem Gelöbnis Ausschreitungen. Doch auch Hornung bekam die Ablehnung zu spüren: „Im Bus wurden wir angespuckt und in der Gaststätte die Mäntel von der Garderobe gerissen“ bedauert Hornung. Davon ließ er sich mit seinen Kameraden jedoch nicht beirren und stieg nach seinem Ausscheiden und mehreren Reserveübungen zum Oberleutnant der Reserve auf.

    1977 kam Hornung als Leiter von Südfleisch nach Hammelburg. Und freute sich, seinen alten Bataillonskommandeur Oberst a.D. Heinz Knoche wieder zu treffen. Heute bezeichnet er sich als Fan der Bundeswehr und hält Kontakte, wo es geht. Seinen Einsatz für die Landesverteidigung hat der heute 69-Jährige später noch einmal auf die ganze NATO ausgedehnt. Von 1990 bis 2000 gehörte er dem Krisenstab der Nato als Experte für Lagerhaltung und Fleisch an. Dieser Krisenstab soll die Ernährung der Nato-Truppen und der Zivilbevölkerung im Kriegs- und Katastrophenfall sicherstellen. Hornung reiste mit 167 Experten aus 16 Ländern jährlich zu Stabsübungen bis in die Vereinigten Staaten.

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