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Wenig Hoffnung auf einen Urologen

Bad Brückenau

Wenig Hoffnung auf einen Urologen

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    Neuer Verwaltungsleiter: Thomas Lippmann will die Angebote der Prümmer-Klinik bekannter machen. Und er sucht einen Urologen.
    Neuer Verwaltungsleiter: Thomas Lippmann will die Angebote der Prümmer-Klinik bekannter machen. Und er sucht einen Urologen. Foto: Foto: Steffen Standke

    Bad Brückenau Es war ein schwerer Schlag für die medizinische Versorgung im Altlandkreis. Im März 2012 verließ mit Dr. Kerstin Bringezu-Schröder die bisher letzte allgemein zuständige Urologin das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) an der Capio-Franz-von-Prümmer-Klinik. Die Stelle blieb unbesetzt. Der neue Verwaltungsdirektor Thomas Lippmann erzählt der Main-Post, wie groß die Chancen sind, einen Urologen in die Stadt zu locken. Und er erklärt, warum die Klinik sich stärker spezialisieren muss.

    Herr Lippmann, zuletzt hieß es, dass der Arztsitz des Urologen weg ist, wenn er nicht besetzt wird.

    Lippmann: Der Sitz, den die Kassenärztliche Vereinigung vergibt, ist noch da. Aber wir finden einfach niemanden für ihn.

    Woran liegt das? Gehen Fachärzte nicht aufs Land? Zahlen Sie zu schlecht?

    Lippmann: Das Problem ist, dass die Prümmer-Klinik im Moment keine Belegbetten hat. Ein Arzt, der seine Patienten ambulant behandelt, kann sie nicht in der Klinik operieren. Die Kandidaten für die Stelle sagten, dass sie dieser Zustand zu sehr einschränken würde. Und wenn man als Facharzt drei, vier oder fünf Jahre nicht operiert, schlägt man ja aus der Art.

    Der niedergelassene Arzt Dr. Makowski hatte doch drei Belegbetten in der Prümmer-Klinik. Wieso sind die weggefallen?

    Lippmann: Als Makowski 2010 als Niedergelassener aufhörte, wurde sein Sitz ans MVZ überführt. Bringezu-Schröder aus Fulda übernahm ihn in Vertretung. Als Makowski das MVZ verließ, fielen die Betten weg.

    Wie bekommt man die Betten wieder?

    Lippmann: Der einzige Weg wäre, wenn der Freistaat uns in seiner Krankenhausplanung wieder Belegbetten zugesteht. Dann hätten wir auch deutlich bessere Chancen, einen Urologen herzubekommen.

    Warum tut er das nicht einfach?

    Lippmann: Die Verantwortlichen dort schauen von oben auf die Struktur. Sie sehen, dass zum Beispiel das St.-Elisabeth-Krankenhaus in Bad Kissingen oder das Klinikum Fulda urologisch nicht ausgelastet sind. Warum zusätzliche Betten in Bad Brückenau schaffen? Es wird schwer, von hier aus etwas zu erreichen. Den Patienten vor Ort nutzt das wenig.

    Keine Belegbetten zu bekommen, bedeutet über kurz oder lang, dass der Urologen-Sitz verloren geht, oder? Eigentlich darf er nur ein Jahr unbesetzt sein.

    Lippmann: Wir stehen in Gesprächen mit der Kassenärztlichen Vereinigung, dass der Sitz bleibt. Aber es stimmt: Das Damoklesschwert pendelt immer darüber. Und je länger es nicht gelingt, die Stelle zu besetzen, desto drängender wird es.

    Wie viele Betten bräuchte ein Urologe?

    Lippmann: Drei. Wobei wir die nicht zusätzlich schaffen, sondern von den vorhandenen 90 welche umwidmen wollen.

    Dann leiden aber andere Bereiche.

    Lippmann: Die Verweildauer der Patienten nach OP ist deutlich zurückgegangen. Früher waren es zehn bis zwölf Tage; heute sind es sechs bis sieben. Das heißt, mit den Urologie-Betten könnten wir bestehende Kapazitäten besser auslasten. Das wäre wichtig für die Standortsicherung.

    Apropos Standortsicherung. Was tut die Klinikleitung für die Zukunft?

    Lippmann: Uns ist bewusst, dass sich unsere Allgemeinklinik mit den Schwerpunkten Chirurgie und Innere Medizin spezialisieren muss. Wir brauchen Patienten auch von außerhalb des Raumes Bad Brückenau.

    Und was wird konkret getan?

    Lippmann: Ab 1. Oktober etablieren wir mit einem Zentrum die Venenchirurgie. Es soll überregional wirken. Krampfadern sind eine Volkskrankheit. Und weil im ländlichen Bereich vor allem Frauen viel stehen, gibt es Patientenpotenzial. Auch ist dieser Bereich in Kliniken der Umgebung nicht so etabliert und wir sehen hier Bedarf hinsichtlich der medizinischen Versorgung der Menschen, die hier leben. Die Deutsche Venenliga, eine der größten Patientenorganisationen in Deutschland, wird eine Geschäftsstelle hier haben. Das alles soll nur der Anfang sein.

    Inwiefern?

    Lippmann: Die Prümmer-Klinik braucht weitere Spezialgebiete, um zu überleben. Ich sehe Bedarf bei der Orthopädie und der Diabetesbehandlung. Für Letzteres haben wir Dr. Dietmar Brückl, dessen Spezialisierung noch nicht komplett zum Tragen kommt. Da wollen wir Strukturen schaffen und das medizinische Spektrum bekannter machen.

    Und das MVZ?

    Lippmann: Das Angebot soll so bleiben. Es sind keine massiven Erweiterungen vorgesehen, denn entscheidend ist die gute Zusammenarbeit mit allen niedergelassenen Ärzten.

    Zur Person

    Thomas Lippmann ist 36 Jahre alt und verheiratet. Seit mehr als 13 Jahren arbeitet er im Klinikmanagement, hat Leitungserfahrung in Kliniken unterschiedlicher Trägerschaft. Lippmann war für mehrere Jahre Verwaltungsdirektor für die Capio-Gruppe in einer Klinik in Thüringen.

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