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Bad Kissingen: Wie Kommunen und Bürger die Energiewende aktiv mitgestalten können

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Wie Kommunen und Bürger die Energiewende aktiv mitgestalten können

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    Der Ausbau erneuerbarer Energien soll jetzt im Landkreis Bad Kissingen zügig angepackt werden.
    Der Ausbau erneuerbarer Energien soll jetzt im Landkreis Bad Kissingen zügig angepackt werden. Foto: vegefoc.com/stock.adobe.com

    Wie kann man den Ausbau regenerativer Energien vorantreiben? In der Bürgermeister-Dienstbesprechung stellte Marco Siller, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH (GUT), Ansätze zu dieser Thematik vor. Besonders spannend daran: Die Wertschöpfung aus den Energiequellen soll in den Kommunen bleiben.

    Die GUT Haßberge wurde 2011 vom Landkreis, seinen 26 Kommunen und weiteren Gesellschaftern ins Leben gerufen. Ziel war es, Möglichkeiten zur Nutzung der erneuerbaren Energien zu initiieren, um die Klimawende zeitnah zu gestalten, sagte Siller. Dabei sei die Beratung der Kommunen wichtig. Die öffentliche Hand und die Bevölkerung sollten in Investitionen eingebunden werden, war die Aufgabe. Im Vordergrund stehen bei der GUT die Bereiche Windkraft, Solarstrom und Wasserkraft, aber auch Biomasse und Geothermie. 2012 wurde dann im Landkreis Haßberge eine Bürger-Energiegenossenschaft (BEG) gegründet, die in die Planungen mit eingebunden ist. 

    Kommunen können langfristig autark agieren

    Aufwendungen und Erträge für die Energieerzeugung können mit dem so entwickelten Konzept am Ort des Verbrauchs bleiben, zeigte der Diplom-Ingenieur auf. Das würde bedeuten, dass man innerhalb des Landkreises Haßberge langfristig auf dem Energiesektor relativ autark agieren könnte. Der Ausbau der erneuerbaren Energien erfolgt, nach Angaben des Geschäftsführers, unter Beteiligung des Landkreises (rund 48 Prozent der Anteile), der Städte, Märkte und Gemeinden (rund 46 Prozent), der regionalen Energieversorger und der Bevölkerung.

    Um die Energiewende zu schaffen, ist auch der Bau von Windkraftanlagen nötig.
    Um die Energiewende zu schaffen, ist auch der Bau von Windkraftanlagen nötig. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

    Externe Energie-Experten der Technischen Hochschule Amberg-Weiden erarbeiteten bis 2015 für den Landkreis Haßberge einen Energienutzungsplan, wie Siller erläuterte. Ausgangspunkt dabei war die Erfassung des Ist-Zustands, was den Verbrauch von Strom und Wärme im Landkreis angeht. Für das Bilanzjahr 2012 belief sich im Landkreis Haßberge der jährliche Energiebedarf, laut GUT-Homepage, im Ist-Zustand auf rund 2 431 542 Megawattstunden.

    Wie man in den Haßbergen das Ziel erreichen will

    Aus dem entworfenen Nutzungsplan resultierte die Entwicklung eines kommunenspezifischen Handlungsleitfadens, der die Umsetzung konkreter Projekte beschreibt. So konnten Kommunen und der Kreis erkennen, so Siller, welche Energien verbraucht, aber auch, welcher Technologie-Mix künftig  wichtig ist.

    Das Ergebnis ist, nach Angaben des Geschäftsführers, dass im Landkreis Haßberge zum Erreichen dieses Ziels (Stand 2020) noch weitere 855 000 Megawattstunden (Strom, Wärme, Verkehr) erzeugt werden müssen. Erreichen könnte man dies durch den Bau von 30 unterschiedlich ausgestatteten Windrädern sowie Fotovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 580 Megawatt Peak. Bewerten müsste man zusätzlich noch Potenziale aus Biomasse und alternativen Verkehrskonzepten, sagte der Diplom-Ingenieur.

    Es besteht ein Bedarf an landwirtschaftlichen Böden

    Wichtig sei bei allem die naturschutzfachliche Bewertung der Böden, denn es führe kein Weg daran vorbei, dass landwirtschaftliche Flächen genutzt werden müssten, sagte Siller. Der Geschäftsführer hob jedoch hervor: "Die Entscheidung über die Böden trifft der jeweilige Gemeinderat."

    Ein Zukunftskonzept aus dem Landkreis Haßberge sieht vor, dass Kommunen künftig beim Bau von Fotovoltaikanlagen mitbestimmen können.
    Ein Zukunftskonzept aus dem Landkreis Haßberge sieht vor, dass Kommunen künftig beim Bau von Fotovoltaikanlagen mitbestimmen können. Foto: dpa/Patrick Pleul

    Zudem müsse man sich darüber zu unterhalten, dass die neu geplanten Anlagen vom Ortsrand aus möglichst nicht sichtbar sind. Dennoch machte der Geschäftsführer keinen Hehl daraus: "Generell schaffen wir die Energiewende nur, wenn wir ins Landschaftsbild eingreifen." Auch die Wirtschaftlichkeit müsse bewertet werden, das heißt die Anschlusswege zum Umspannwerk Bayern müssen machbar sein, sagte Siller.

    Standortgutachten zur verträglichen Energienutzung

    Das Konzept der GUT Haßberge mbH kam in der Bürgermeister-Dienstbesprechung sehr gut an. Vor allem auch, als man hörte, dass sich die Bürger-Energiegenossenschaft und die Kommunen in den Haßbergen bezüglich des Ausbaus von Fotovoltaikanlagen aktiv in einen Bürger-Solarpark einbringen können. Denn bislang hatten die Kommunen im Vorfeld generell wenig zu sagen gehabt, wenn neue Anlagen geplant waren, weil die Netzbetreiber stets auf die Grundstückseigentümer zu gingen und mit ihnen Pachtflächen aushandelten. Und wenn die Anlage fertig war, habe nur der Pächter einen Gewinn gehabt, so Siller.

    Wenn jedoch GUT und Kommunen im Vorfeld jeweils Standortgutachten machen, könnten sie auch mitbestimmen, wo regenerierbare Energien verträglich angesiedelt werden, hieß es. Dann bleibe auch die Rendite aus dem in den Anlagen erzeugten Strom in der Region. Bei einer 10-Megawatt-Anlage, an der die Kommune zu 49 Prozent beteiligt ist, würde diese in 20 Jahren voraussichtlich rund eine Million Euro generieren, nannte Siller als Beispiel aus den Haßbergen.

    Kompetenz soll künftig in den Kommunen bleiben

    "Wir halten das für sehr interessant", sagte Landrat Thomas Bold. "Aber die Kommunen müssen es anstoßen." Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sollten das, was vorgestellt wurde, in ihren Gremien besprechen, sagte Bold. Das Leitungsnetz auf eine dezentrale Versorgung umzustellen, sei hierbei die große Herausforderung. Dabei müsse man aktiv mit Netzbetreibern ins Gespräch kommen

    Auch das Thema Wasserstoff spielt im Konzept der GUT Haßberge mbH eine Rolle.
    Auch das Thema Wasserstoff spielt im Konzept der GUT Haßberge mbH eine Rolle. Foto: F. Petmal

    Maßbachs Bürgermeister Matthias Klement, Sprecher des Kreisverbands im Bayerischen Gemeindetag, bekräftigte, dass sich Kommunen künftig nicht länger nur von Projektanten leiten lassen sollten. Darüber sei man sich inzwischen auch in der Allianz Schweinfurter Oberland einig. "Wir wollen die Kompetenz bei uns haben."

    Kommunale Zusammenarbeit anstreben

    Die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Bad Kissingen hätten sicher auch Interesse daran, dass die Wertschöpfung der regenerativen Energieträger in der Region bleibt, sagte Bürgermeister August Weingart (Sulzthal). "Wir kommen nicht um eine kommunale Zusammenarbeit herum", so der Nüdlinger Bürgermeister Harald Hofmann. Wenn man gemeinsam agiert, könne man auch für die Projekte den Netzausbau in Auftrag geben. Die Allianzen seien für solche Themen geschaffen worden, warf stellvertretender Landrat Gotthard Schlereth ein und plädierte dafür, sich in diesen Gremien bald Gedanken zu diesem Thema zu machen.

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