Neulich stellte ein Magazin die Frage "Wie jung sind wir wirklich?" Als aufmerksamer Leser dieser Kolumne wissen Sie, dass die Frage verkehrt gestellt ist. Selbst wenn ab sofort jeder von uns auf Krankenschein seinen eigenen Anti-Aging-Arzt zur Seite gestellt bekäme, macht uns das nicht jung. Erstaunlicherweise führt der Artikel eine Statistik ins Feld, wonach die Deutschen auf ihr biologisches Alter pfeifen und sich im Schnitt 5,2 Jahre jünger fühlen würden.
Zum Beweis gab es einen fitten 94-Jährigen zu bewundern, der mit ausladendem Schritt joggte und angeblich für die Senioren-Weltmeisterschaft 2044 trainiert. Darüber hinaus zeigte ein Schaubild, dass die Zellen der Haut alle 14 Tage erneuert werden, sich die Leber alle 300 bis 500 Tage komplett austauscht und für jedes noch so kleine rote Blutkörperchen nach 120 Tagen prompt Ersatz bereit steht.
Für einen Moment fühlte ich mich nicht wie sonst 5,2 Jahre älter, sondern fast wie ein runderneuertes Baby. Einen Moment hatte es den Anschein, als würde selbst die ermattete Libido wieder anspringen. Leider nur für einen klitzekleinen Moment, denn plötzlich war da dieser fünfseitige Selbst-Test, bei dem man sein "wahres biologisches Alter" ermitteln konnte. Man musste Angaben zu "Alkoholkonsum pro Tag", "Fett in der Nahrung", "Wissen über Ernährung", "Bildungsniveau", "monogame, heterosexuelle Beziehung" und das "jährliche Haushaltseinkommen, brutto" machen.
Darüber prangte eine Tabelle, die von plus drei bis minus drei Jahre ging. Am Ende musste man Plus und Minus zusammenrechnen und das Ergebnis mit einer Zahl – der sich wiederum aus den eigenen Alter errechnete – multiplizieren. Zu dieser Zahl musste das eigentliche Alter gezählt werden und heraus kam das biologische Alter.
Bei mir lautete die Zahl 164.
Unabhängig von möglichen kleinen mathematischen Schwächen: Selbst wenn ich von den 164 noch 5,2 Wohlfühljahre abziehe, sollte ich den sofortigen Trainingsauftakt für die Senioren-WM im Jahr 2044 keine Sekunde länger hinauszögern.