(ghs) Zum Erntedankfest samt Kirchweih öffneten sich die Türen des abgesiedelten militärischen Übungsdorfes Bonnland, wie jedes Jahr. Dass der Besucherandrang heuer größer als in den vergangenen Jahren war, lag nicht nur am schönen Wetter, sondern vor allem an der Weihe der neuen Grabplatten am berühmten Grab der Schillertochter Henriette Emilie Friedrike von Gleichen-Rußwurm und deren Familie.
Entsprechend übervoll war die Dorfkirche, in der Militärseelsorger Thomas Linder den Gottesdienst zum Erntedank hielt. „Die Armen und Bedürftigen sollen nicht vergessen werden“, hob Linder die Maxime der Schillertochter hervor. Sängerin Sabine Schramm und Bassist Oliver Zusner sowie Linder am Klavier setzten den musikalischen Rahmen. Nach dem Kirchgang gingen die Besucher in den oberhalb am Hang gelegenen Friedhof, an dessen oberem Ende das Grab der herrschaftlichen Bewohner des Schlosses Greifenstein bei Bonnland thront.
Es sind drei Platten, die auf die adeligen Verstorbenen hinweisen. Die Platte links trägt die Inschrift: „Heinrich Adalbert Freiherr von Gleichen genannt Rußwurm, geboren 28. November 1803 zu Rudolstadt gestorben 26. Juli 1887 zu Weimar.“ Die mittlere Platte ist in ihrem oberen Teil beschriftet mit: „Hier ruhen Elisabeth Sophie Clara Freifrau von Gleichen, gen. von Russwurm, geb. Freiin von Thienen-Adlerflycht, geb. 15. August 1837 zu Frankfurt a. M. gest. 19. Dezember 1865 zu Greifenstein ob Bonnland.“ Im unteren Teil ist der Hinweis auf die Schillertochter zu finden: „Henriette Emilie Luise Freifrau von Gleichen, gen. von Russwurm, geb. von Schiller, geb. 25. Juli 1804 zu Jena, gest. 25. November 1872 zu Greifenstein ob Bonnland.“
Die rechte Platte ist beschriftet mit: „Heinrich Ludwig Reichsfreiherr Gleichen genannt von Rußwurm, k. b. Kämmerer, Ritter höchster Orden, Ehrendoktor der Universität Jena, geb. 25. Oktober 1836 zu Greifenstein ob Bonnland, gest. 16. Juli 1901 zu Weimar.“ Es handelt sich bei dieser Grabstätte also um die Tochter des berühmten Dichters Friedrich von Schiller und dessen Ehefrau Charlotte. Die Grabschrifthinweise betreffen die Schillertochter sowie deren Mann, Sohn und Schwiegertochter.
Zusammen mit den Wertsachen aus der Kirche Bonnland habe die damalige Kirchengemeinde bei ihrer Absiedlung diese Grabplatten sichergestellt, bestätigte Oberstleutnant Michael Meder. Nach der Kontaktaufnahme mit dem Kirchenvorstand der Gemeinde Wässerndorf, einem der Übersiedlungsorte der ehemaligen Bonnländer, sei es gelungen, die Originale zur Anfertigung einer Kopie auszuleihen.
Neben der Kulturstiftung des Bezirkes Unterfranken hätten Privatpersonen und Vereine finanziell dazu beigetragen, dass die 5400 Euro teure Investition für die Kopien der drei Grabplatten schon zum großen Teil bezahlt werden konnte, so Meder. An das Grab auf dem Bonnländer Friedhof kamen die Kopien.