Still ist es im Gastraum des Kreuzberghofes geworden, seitdem Theo und Monika Nowak ihre Gaststätte am 1. Januar geschlossen haben. 57 Jahre lang war das Lokal in Oberwildflecken ein Treffpunkt geselligen Beisamenseins, nun läutete das Ehepaar eine neue Ära ein.
„Wir wollen etwas kürzer treten“, sagt Theo Nowak und lächelt vorsichtig. Eine leichte Entscheidung sei dies nicht gewesen, aber seine Frau Monika und er sehen nun erwartungsfroh in die Zukunft. Seine Metzgerei führt das Ehepaar weiter, der bestehende Partyservice soll ausgebaut werden. Die Nachfrage nach Catering sei gut, „viel passiert da auch durch Mund-zu-Mundpropaganda“, so Nowak. Er freue sich darauf, ein bisschen mehr Zeit zu haben. In seinem bisherigen Leben habe er fast immer in einem Zweischichtbetrieb gearbeitet: „Morgens um 7 Uhr ging es mit der Metzgerei los, abends bis in die Nacht hinein mit der Gaststätte weiter.“ Fünf bis sechs Stunden Schlaf habe er im Durchschnitt gehabt. „Meine erste Urlaubsreise machte ich im Alter von 40 Jahren ins Allgäu“, erzählt er.
Schon als Jugendlicher stand Theo Nowak hinter dem Tresen oder bediente in der Gaststube. Seine Eltern Hedwig und Herbert Nowak hatten 1954 den Kreuzberghof in Oberwildflecken übernommen. Die beiden mussten den Schmelzhof bei Kothen verlassen, der auf dem Truppenübungsplatz liegt, und fanden hier ein neues Zuhause. Das seien schwierige Jahre gewesen, erinnert sich der heute 59-Jährige. Vor allem als sein Vater 1971 im Alter von nur 46 Jahren starb. Die Familie hielt zusammen und Theo Nowak führte gemeinsam mit Mutter Hedwig, Frau Monika und Schwester Helene den Kreuzberghof weiter, der mit gutbürgerlicher Küche zu einem beliebten Ausflugsziel wurde.
Früher seien zum Beispiel Stammtische üblich gewesen, bei denen sich die Männer zum Karten spielen trafen, erzählt er. Auch als die Amerikaner in Wildflecken stationiert waren, sei das Geschäft gut gelaufen. Merklich sei es durch deren Abzug zurückgegangen, die Einführung des Euro tat ihr Übriges dazu. „Die Leute wurden zurückhaltender, sind nicht mehr so viel ausgegangen.“ Fast 30 Jahre lang richteten die Nowaks zum Beispiel den Rosenmontagsball aus. „Da kamen manchmal bis zu 900 Faschingsbegeisterte.“ Vor zehn Jahren wurde es plötzlich weniger, dann stellten sie den Ball ganz ein.
In den vergangen Jahren sei unter der Woche nicht mehr viel los gewesen, erzählt der gelernte Metzgermeister. Vielleicht spiele das Internet mit herein, „mit dem man sich ja immer beschäftigen kann“. Natürlich wäre Nowak froh gewesen, wenn eines seiner beiden Kinder den Familienbetrieb weitergeführt hätte. „Mein Sohn und meine Tochter haben sich aber beruflich anders orientiert und sind erfolgreich in ihren Jobs.“ Das sei für ihn in Ordnung. „Es hätte doch nichts gebracht, sie zu überreden.“
Die Familie Nowak hat ihrem Betrieb in mehreren Jahrzehnten eine Seele gegeben: „Ohne meine Frau hätte ich das nie geschafft“, sagt Theo Nowak. „Wir sind ein Team. Das ist in einem Familienbetrieb unerlässlich.“ Was den Partyservice angeht, ist das Ehepaar motiviert: Die Tendenz der Kunden gehe dahin, sich einen Raum zum Feiern zu organisieren, die Getränke günstig zu besorgen und Essen von einem Caterer zu bestellen. An Silvester zum Beispiel habe es 30 Bestellungen gegeben. Da springen auch Nowaks Schwester und sein Metzgergeselle gerne mit ein. „Besonders Grillplatten sind gefragt oder auch Minihaxen“, sagt Monika Nowak. Ob rustikal oder eher fein – die Nowaks sind flexibel und versuchen für jeden Anlass das passende Essen zu finden.
Trotz Schließung wird die Gaststätte an manchen Tagen zum Leben erweckt. So treffen sich Seniorinnen weiterhin zum Kaffeekränzchen und jeden zweiten Freitag im Monat ist das Lokal den ganzen Tag geöffnet. „Das wurde auch schon hervorragend angenommen“, so Theo Nowak. Ob Taufe, Hochzeit, Kommunion oder Konformation: Nach vorheriger Absprache öffnet die Familie ihre Räumlichkeiten auch für Feiern ab 20 Personen.
Das Ehepaar genießt nun die neu gewonnene Freizeit: „Da können wir den Sonntag mal wirklich als Ruhetag nutzen.“ Während seine Frau gerne mit dem Hund spazieren geht, ist Theo Nowak ein Pferdenarr: „Jetzt kann ich mich mehr um meine vier Pferde kümmern.“