Wildschäden in erheblichem Ausmaß meldete Landwirt Klaus Eisenhauer. In seinen oberhalb von Frankenbrunn gelegenen Roggenfeldern haben Wildschweinrotten ihre unübersehbaren Spuren hinterlassen. Zusammen mit dem Pächter des Genossenschafts-Jagdreviers Edwin Meder und dem amtlichen Schätzer für Wildschäden Kurt Selbert nahm Eisenhauer erste Einblicke vor.
„Die Schwarzwildschäden nehmen heuer gravierende Ausmaße an“, bestätigt Meder. Ja, er spricht geradezu von einer Plage. Im Roggenfeld fühle sich die Wildsau wohl, biete diese schnell wachsende Getreideart doch schon seit einigen Wochen genügend Sichtschutz für das Wild. „Die Eichelmast in den Wäldern ist vorbei und das Schwarzwild sucht weitere Nahrungsquellen“, so Meder. Ist die Wildsau samt Familie schon mitten im Feld, dann ist dort keine Bejagung möglich. „Nur außerhalb der Felder habe ich eine Chance auf einen erfolgreichen Schuss“, bestätigt der Jäger.
Auf dem geschädigten Roggenfeld von etwa drei Hektar Größe haben sich die Wildschweine wie auf einem Schachbrett niedergelassen. Diesen Eindruck hat Bauer Eisenhauser, wenn er aus der erhöhten Position seines Mähdreschers blickt. Nicht nur, dass die gefräßigen Schwarzkittel scharf auf die Getreidenahrung sind, sie nutzen den Schutz durch solche Felder auch für die Geburten der Frischlinge. „Früher hatte die Wildsau nur einen jährlichen Wurf, doch mittlerweile sind es etwa eineinhalb Würfe im Jahr“, hat Meder beobachtet. Offensichtlich geht es den Wildschweinen zu gut. In den Insiderkreisen spricht man mittlerweile schon von der „Wohlstandssau“.
Gegen den zunehmenden Schwarzwildbestand kommt die Bejagung zurzeit nicht an. „Sind die Wildschweine erst einmal in den hohen Roggenfeldern, die ihnen tagsüber hervorragend Deckung bieten, fühlen sie sich total sicher“, weiß Meder zu berichten. Tage und Wochen können sich die Schwarzkittel dort bei guter Nahrung und Ruhe aufhalten. Auch wenn die Wildschweine ihre Plätze im Roggenfeld wieder freigeben, so bleibt der Schaden für den Landwirt. Denn die Erntemaschinen sind nicht in der Lage, die platt gedrückten Getreidehalme wieder aufzurichten. Zudem gebe es vermehrten Verschleiß am Schneidwerk, bestätigt Eisenhauer. Ein gewisser Teil der platt gedrückten Ähren ist eh schon am Faulen. Da kommt der Landwirt zu spät.
Der amtlich bestellte Wildschadensschätzer Selbert spricht im oben genannten Fall von rund 1200 Quadratmetern Schadensfläche, was knapp zehn Prozent des Roggenfeldes entspreche.
Er kennt dieses typische Schadensbild schon seit längerer Zeit. Außer den Roggen treffe es auch die Weizenfelder und den Mais, bestätigt Selbert. Ein weiteres Problem komme mit der erhöhten Population der Wildschweine: nämlich die Schweinepest, die sich auch auf die Hausschweine überträgt.
Für den Menschen sei die Schweinepest allerdings ungefährlich, zumal wenn das Wildschweinfleisch gebraten oder gekocht werde, so Selbert.
Zusätzliches Problem: Mutterkorn
„Was mir heuer ebenfalls auffällt, das ist der vermehrte Befall der Getreideähren mit Mutterkorn“, stellt Selbert fest. Der für Mensch und Vieh giftige Mutterkornpilz verwandelt das einzelne Getreidekorn in ein schwarzes übergroßes Korn. Seinen Namen hat dieser Pilz aus dem 17. Jahrhundert, als das Mutterkorn noch von Heilern und Badern zur Geburtshilfe genutzt wurde. Mutterkorn hilft nämlich, die Wehen einzuleiten.