Schlaganfallpatienten sind Notfallpatienten – dieser Grundsatz gilt seit vielen Jahren in Würzburg. Denn bei der Diagnose Schlaganfall zählt jede Minute. Je länger das Gehirn ohne Sauerstoff ist, desto größer sind die langfristigen Schäden. Um Patienten in den ländlichen Regionen von Unter- und Oberfranken besser zu versorgen, haben sich zwölf Kliniken der Region zu einem Netzwerk zur Schlaganfallintervention zusammengeschlossen, dem sogenannten Transit Stroke. Die Zusammenarbeit hat nun mit einem Symposium an der Universitätsklinik begonnen.
Die Neurologische Klinik des Würzburger Universitätsklinikums koordiniert die Zusammenarbeit der so genannten Stroke Units, Stationen, die auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind. Bundesweit gibt es rund 250 solcher Netzwerke – davon sind allerdings nur vier in Bayern. „Für eine umfassende und flächendeckende Versorgung reicht das aber noch lange nicht“, sagt Jens Volkmann, Direktor der Neurologischen Klinik in Würzburg. Zumal diese Spezialstationen zumeist in städtischen Ballungsgebieten angesiedelt sind.
Das unter- und oberfränkische Netzwerk umfasst zwölf Kliniken, darunter auch Krankenhäuser in Ochsenfurt, Miltenberg, Haßfurt, Hammelburg und Bad Kronach. „Diese Struktur bietet uns die Möglichkeiten, unsere Patienten dank kurzen Wegen zu den Kliniken zeitnah zu versorgen“, sagt Christoph Kleinschnitz, Geschäftsführender Oberarzt der Neurologischen Klinik. Über ein modernes Videosystem können die Spezialisten in den großen Zentren in Echtzeit mit dem behandelnden Arzt vor Ort und dem Patienten sprechen.
Weil die Ausstattung der Kliniken mit entsprechender Technik aber noch andauert, rechnet Oberarzt Kleinschnitz damit, dass es noch bis zum ersten Quartal 2014 dauern wird, bis das Netzwerk starten kann. Mit Betriebskosten von rund 1,5 Millionen Euro jährlich ist das Projekt teuer. „Aber so können noch kostenintensivere Spätfolgen eines Schlages vermieden werden“, betont Kleinschnitz.
Denn ab den ersten Anzeichen für einen Schlaganfall muss es schnell gehen: Vier Stunden haben die Ärzte Zeit, eine Therapie zu beginnen. Nur dann könne eine Behandlung ohne schwere Folgeschäden erfolgreich sein. „Wer noch in der ersten Stunde nach dem Schlaganfall in die Klinik kommt, hat sehr hohe Überlebenschancen“, so der Oberarzt. Wichtig dabei seien neben ärztlichem Know-how immer auch Schnelligkeit. Gerade Angehörige sollten daher zügig bereits bei ersten Symptomen reagieren.
Die meisten Schlaganfälle werden durch den Verschluss einer Schlagader hervorgerufen. „So ein Verschluss führt dann zu Mangeldurchblutung des Gehirns“, erklärt Christoph Reiners. Der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums nennt die ersten Anzeichen: Plötzliches Taubheitsgefühl, Schwindel, Seh- und Sprachstörung sind erste Signale für einen Notfall. Nur wenn Angehörige schnell reagieren, können Betroffene erfolgreich behandelt werden. „Aber nur rund die Hälfte der Bevölkerung kennt überhaupt die Symptome für einen Hirnschlag“, kritisiert Reiners.
Deutschlandweit erleiden pro Jahr erstmalig 250 000 Menschen einen Schlaganfall. Da ein Hirnschlag in vielen Fällen tödlich endet, ist er die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.