Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Biss in die Kabel ist oft teuer

WÜRZBURG

Biss in die Kabel ist oft teuer

    • |
    • |

    Nach einem Blick in den Motorraum seines VW-Golf steigt Rolf Wagner (Name von der Redaktion geändert) die Zornesröte ins Gesicht. Angenagte Kabel, leckende Wasserschläuche, angefressene Gummimanschetten sind ein untrügliches Zeichen: Der Marder war wieder da, und dieser Besuch wird teuer - für den Autofahrer, und diesmal auch für den Marder, nimmt sich Rolf Wagner vor.

    Szenen wie die in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) sind derzeit überall in Unterfranken zu sehen. Vorgärten mit Buschwerk, zum Trocknen aufgesetztes Holz und offene Auto-Abstellplätze sind ideales Umfeld für den Kabelkiller, der nicht nur Rolf Wagner heimsucht: Mal kaut er am Toyota beim rechten Nachbarn, mal nagt er mit seinen 38 Zähnen an den Gummimanschetten des Peugeot gegenüber.

    Im Vorfeld der Paarungszeit, zwischen März und Juni häufen sich bei der Forstdirektion Unterfranken die Anfragen, wie man den Steinmarder vertreiben kann. Vor allem, wenn ein Marder die Duftspur eines Rivalen im Motorraum riecht, wird er aggressiv: In Ermangelung des Konkurrenten beißt er in Kabel und Schläuche.

    Laut ADAC blieben vergangenes Jahr über 16 300 Autos in Deutschland liegen, weil sich die Marder an ihnen versucht hatten - eine Zunahme von 60 Prozent binnen zwei Jahren mit einem geschätzten Schaden von 50 bis 70 Millionen Mark. Allein die HUK (Marktanteil im Kfz-Bereich von rund 13 Prozent) in Würzburg hat - wie wir auf Anfrage erfuhren - 1998 in 5831 Fällen einen Schaden von 2,1 Millionen Mark regulieren müssen.

    Was tun? "Hausmittelchen" hat Rolf Wagner schon viele versucht: Anti-Marder-Sprays und Hundehaare, Klosteine, Mottenkugeln, Herzsalbe, Radiomusik oder Maschendraht - auf Dauer gewöhnt sich der Marder an fast alles. Selbst der kostspielige Einbau von elektronischen Schutzgeräten - wie sie ADAC und Forstdirektion empfehlen - sind kein Garant dafür, verschont zu bleiben. Beide raten, Schläuche und Leitungen mit im Handel erhältlichen Schutzkabeln zu umhüllen. Wichtig ist auch die gründliche Wäsche des Motorraums mit dem Dampfstrahler, um die animierende Duftspur des Marder-Männchens zu beseitigen.

    Rolf Wagner schaut finster bei dem Thema: Drei Mal in vier Jahren haben die Marder sein Auto heimgesucht. Seine Autoversicherung murrt, weil sie schon wieder zahlen soll. "Ich kauf' mir eine Falle", droht der genervte Auto-Besitzer. Doch das Landratsamt Würzburg weist darauf hin, dass es nur in wenigen Ausnahmefällen eine Genehmigung dafür gibt. Einem ranghohen Vertreter der Jäger im Raum Würzburg entlockt dies nur ein Lächeln: Die Marderpopulation sei in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen, sagt er. "Seit zehn Jahren gestattet die hohe Politik den Jägern die Fallenjagd nur noch unter solchen Auflagen, dass der Marder - bevor er sich in einer Falle fangen lässt - eher an Dummheit sterben würde."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden