100 Jahre nach der Gründung des Fränkischen Klein- und Obstbrennerverbandes steht der derzeit 1820 Mitglieder starke Verband vor dem größten Umbruch seiner Geschichte. Mit der Aufhebung des Branntweinmonopols Anfang 2018 bricht den Brennern die bisherige Geschäftsgrundlage weg. Dies überschattete auch die Jubiläumsfeier des 1914 als „Fränkischer Verband bäuerlicher Brennereien e.V.“ gegründeten Verbandes auf der Festung Marienberg in Würzburg. Das Branntweinmonopol ist kaum jünger: Kaiser Wilhelm II. unterzeichnete das Gesetz 1918. Das europäische Beihilfe- und Wettbewerbsrecht sieht jedoch in der garantierten Abnahme von Alkohol durch den Staat eine unzulässige, dauerhafte Stützung der Landwirtschaft.
„Ich bin dennoch fest davon überzeugt, dass Klein- und Obstbrennereien eine gute Zukunft haben werden“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt bei der Jubiläumsfeier und fasste damit die Stimmung unter den etwa 100 anwesenden, an diesem Nachmittag für ihre Destillate prämierten Brenner zusammen: „Den Fränkischen Klein- und Obstbrennerverband wird es auch noch in 100 Jahren geben.“ Seiner Ansicht nach steht den Brennern eine ähnliche Entwicklung bevor, wie sie die Winzer bereits durchlaufen haben.
Eine stärkere Selbstvermarktung der „Spirituosen-Spezialitäten“, abseits der industriell hergestellten Obstbrände, die in jedem Supermarkt zu bekommen sind, hält der gebürtige Mittelfranke für einen Ausweg. Die nach EU-Recht geschützten Bezeichnungen „Fränkisches Zwetschgenwasser“, „Fränkisches Kirschwasser“ und „Fränkischer Obstler“ seien hervorragende Voraussetzungen, um mit der „Qualität und Vielfalt“ der erzeugten Destillate zu „wuchern“.
Ein differenzierteres Bild von der Situation zeichnet der Verbandsvorsitzende Hubert Fröhlich: Von den etwa 2000 aktiven Brennereien sind seiner Schätzung nach etwa 200 für die Zukunft und den härteren Wettbewerb gewappnet. Vom Rest geht seiner Ansicht nach ein Großteil einer ungewissen Zukunft entgegen und mit ihnen auch eine wichtige wirtschaftliche Säule für den Erhalt der fränkischen Kulturlandschaft mit den typischen Streuobstwiesen.
Es ist kein Zufall, dass die Wiege des Brennerverbandes ausgerechnet in Kleinlangheim (Lkr. Kitzingen) steht: Noch gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen hier auf 1200 Einwohner knapp 20 000 Zwetschgenbäume. Auch der Ideengeber für den ersten Brenner-Landesverband im Deutschen Reich, Fritz Wallrapp, aus stammte aus Theilheim (Lkr. Würzburg), einer typischen Wein- und Obstbaugemeinde.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs setzte in den Jahren bitterer Not eine rasante Entwicklung des Verbandes ein: Die Mitgliederzahl schnellt von 250 Brennern im Jahr 1920 auf 3000 im Jahr 1933 empor. Bei der Wiedergründung 1948 stellten sich dem Verband mannigfaltige Herausforderungen: Geheim- und Schwarzbrennereien standen in Blüte, kurz nach dem Krieg war Schnaps eine wichtige Währung, für die sich Baumaterialien und Lebensmittel eintauschen ließen.
In den Wirtschaftswunderjahren rückte die Qualitätssteigerung der hergestellten Destillate in den Vordergrund. Die erste Prämierung für Brände und Geiste 1953 oder 1954 ist bis heute das Vorbild für die jedes Jahr in der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim verliehene Auszeichnung – ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung.
Um den Übergang für die Klein- und Obstbrenner etwas zu entschärfen, setzt der Verband auf die weiterhin reduzierte Alkoholsteuer und steuerfreie Überausbeuten sowie Fördergelder für Modernisierungen. Der Absatz und die Verwertung über Erzeugerorganisationen für Agraralkohol, die teilweise die Funktion der Bundesmonopolverwaltung übernehmen, könnten das Gewicht der Kleinbrenner gegenüber den großen Supermarktketten stärken. Bereits heute sind Brennereifeste wie „Das Walberla brennt“ im Landkreis Forchheim, „Der Kahlgrund brennt“ im Landkreis Aschaffenburg oder die „Wartmannsrother Tage der edlen Brände“ im Landkreis Bad Kissingen wahre Publikumsmagnete.