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WÜRZBURG: Die Hauptschule fühlt sich im Stich gelassen

WÜRZBURG

Die Hauptschule fühlt sich im Stich gelassen

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    Dietz berichtete von Schülern, die sich dafür schämten, Hauptschüler zu sein. Lehrer trauten sich nicht zu gestehen, Hauptschullehrer zu sein. Und Eltern säßen weinend an seinem Schreibtisch, weil ihre Kinder nicht von der Hauptschule wegkommen. Ungeheuerlich sei das: „Wir haben den Namen der Hauptschule heruntergewirtschaftet.“

    Er nannte Gründe für die Malaise: Die Staatsregierung habe die Hauptschule im Stich gelassen habe, als viele neue Schüler aus Osteuropa gekommen sind. Die Kollegien seien überaltert. Nur 60 Lehramtsanwärter für die Hauptschule hätten im vergangenen Jahr ihre Prüfung abgelegt. „Hauptschule studiert zurzeit kaum einer.“ Es gebe immer mehr Schüler mit Defiziten, die von ihren Eltern keine Hilfe bekommen, weil die selbst „schon in der zweiten, dritten Generation an den Rand gedrückt“ seien.

    Lehrstellen Mangelware

    Dietz berichtete von Kindern und Jugendlichen ohne Perspektive, die ihre Langeweile mit Alkohol, Fernsehen und Drogen überspielten. Ein Hauptschullehrer, der im Publikum lauschte, ergänzte: Der Bedarf an Lehrstellen sei groß, „die Arbeitgeber können sich die Besten der Besten raussuchen, und da gehören die Hauptschüler nicht dazu“.

    Vor der Diskussion hatte die Junge Union eine kleine Messe ausgerichtet. Unternehmen und Verbände stellten sich Schülern, Eltern und Lehrern vor. Unter ihnen war Matthias Ebert, der den Bayerischen Bauindustrieverband vertrat. Auch aus Hauptschülern könnten Bauunternehmer werden, sagte er und stellte sich selbst als Beispiel vor. Ebert hat den Qualifizierenden Abschluss gemacht und ist heute Bauleiter. In der Hauptschule, berichtete er, finde die Branche die Leute, die sie brauche. Die Schüler könnten „auch mal einen Vierer oder einen Fünfer“ im Zeugnis haben. „Aber der Wille muss da sein, und die Chance, die Gesellenprüfung zu schaffen“.

    Das Geld fließt ans Gymnasium

    Dietz, der Sozialdemokrat, hält das Konzept der Hauptschule für „perfekt“, und nach Monika Hohlmeiers Abgang aus dem Kultusministerin seien von der Staatsregierung „tolle neue Ansätze“ gekommen: Die Individualisierung des Unterrichts, um auf die Schwächen der Schüler eingehen zu können, und die Modularisierung – spezielle Unterrichtseinheiten, klassen-, jahrgangs- und eventuell fächerübergreifend, je nach Lernstand oder Interessen. Freilich: Um das umzusetzen und der sozialen Verwahrlosung Einzelner zu begegnen, benötige die Hauptschule mehr Geld für Lehrer und Sozialarbeiter. Das aber bekomme sie nicht. Das gehe ans Gymnasium.

    Manfred Ländner, Kürnacher Bürgermeister und Landtagsaspirant, und Oliver Jörg, Chef der Würzburger CSU und Kandidat fürs Maximilianeum, lauschten und stimmten Dietz' Analysen und Forderungen weitgehend zu. Jörg will „die Durchlässigkeit des Systems noch viel stärker fördern“. Den Eltern müsse der Druck genommen werden, für ihre Grundschulkinder Entscheidungen zu treffen, die deren ganzes Leben beeinflussen.

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