Cathrin Mauer, 20, hat wenig Zeit und viele Interessen: Ein Doppelstudium an der Hochschule für Musik und an der Universität Würzburg in Oboe und Musikwissenschaften ist sehr zeitaufwendig. Täglich übt sie, hat Orchesterproben und hat natürlich viel zu lernen. In der Musikwissenschaft gebe es viele Verknüpfungspunkte mit Soziologie, Psychologie, Ethnologie und der Physik, sagt sie. Und dass sie von den Überschneidungen profitiere.
Ideal für den ersten Science Slam der Dr.-Hans-Riegel-Stiftung in Bonn, deren Stipendiatin sie ist. Die Stiftung wurde 1987 von dem Sohn des Haribo-Firmengründers, Hans Riegel junior, ins Leben gerufen. Der Science Slam ist ein Wettstreit, in dem angehende Wissenschaftler ihren Zuhörern – meist Laien – verständlich ihre Forschungsarbeit erklären sollen. Für Cathrin Mauer war dies die ideale Gelegenheit, Musik und Physik miteinander zu verbinden. Ihr Thema: „Wie die Oboe zur Ente wird“. Außerdem winkte eine Begegnung mit dem wohl bekanntesten Fernsehmoderator, Thomas Gottschalk, der auch Werbeträger für Haribo-Produkte ist.
Drei Wochen hatten Cathrin Mauer und ihr Freund Zeit, um ihr gemeinsames Thema vorzubereiten. Viel Zeit zum Proben hätten sie nicht gehabt, sagt die Studentin. Die Zusammenarbeit sei vor allem über das Internet gelaufen. Mit Programmen wie Skype oder Dropbox. Auch für die Generalprobe trafen sie sich per Videokonferenz im Netz: Sie in Würzburg, er in Mainz.
Wie die Töne entstehen
Am 1. Februar erzählten die beiden den gut 700 Zuschauern in Bonn, wie Töne in verschiedenen Musikinstrumenten entstehen und vor allem, was Oboen und Enten miteinander zu tun haben: „Das liegt an dem Musikmärchen Peter und der Wolf von Sergei Prokofjew. Dort wird die Ente von einer Oboe gespielt.“ Eine Besetzung, die sich im kollektiven Gedächtnis von Musikhörern offenbar festgesetzt hat. Denn wenn sie ihre Oboe spielt, höre sie immer wieder Menschen sagen: „Das ist doch die Ente!“
Von ihrem Vortrag ist ihr ein Erinnerungsfoto mit Thomas Gottschalk geblieben. Viel Zeit hätten er und die Teilnehmer zwar nicht zusammen verbracht, sagt sie. Er sei aber sehr freundlich gewesen. Professionell. Und er habe sich für die Themen der Teilnehmer interessiert: „Ich finde ihn sehr sympathisch. Er ist ein guter Moderator“, sagt Mauer. Ein richtiger Fan, der sich jede seiner Sendungen im Fernsehen anschaue, sei sie aber nicht.
Bei ihren vielen Interessen bleibt ihr dafür auch kaum Zeit. Acht Stunden – ein normaler Arbeitstag – reichen ihr nicht zum Lernen, Üben und Proben. Zweimal in der Woche trainiert sie im Schwimmverein. Am Wochenende stehen Konzerte und Orchestervertretungen auf dem Plan und mit ihrem Freund möchte sie ab und zu auch Zeit verbringen. Ihr großer Traum nach der Uni: festes Mitglied in einem Orchester werden. „Man trägt viel Verantwortung. Denn die Oboe ist nur mit einem Musiker besetzt“, sagt sie. Wenn man das verhaut, geht's rund.
Cathrin Mauer ist in ihrem zweiten Oboen- und ihrem ersten Musiksemester auf dem besten Weg, ihren Traum zu verwirklichen. Dabei hätte sie auch gut Biologin werden können. In diesem Fach hatte sie vor gut drei Jahren – als Schülerin am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz – den Preis der Dr.-Hans-Riegel-Stiftung gewonnen, in dessen Folge sie dort Stipendiatin geworden ist. Ihre Arbeit handelte damals von Röhrlingen, Pilzen im Pfälzer Wald, der Region, aus der sie kommt.
Cathrin Mauer stammt aus Wittgert, einer 600-Einwohner-Gemeinde in der Nähe des rheinland-pfälzischen Montabaur. Für ihr Studium ist sie nach Würzburg gezogen, wo 223 Mal so viele Menschen leben. Ein kleiner Kulturschock sei das schon gewesen, sagt sie. Aber weil sie mit ihrer Musik immer viel unterwegs sei, habe sie sich schnell daran gewöhnt. Die Stadt finde sie total schön, und die richtige Größe habe sie auch: „Man trifft immer wieder Leute, die man kennt. Aber es ist nicht so, dass jeder jeden kennt, wie zu Hause in Wittgert.“ Live kann man Cathrin Mauer am 13. und 14. Februar jeweils um 20 Uhr beim Opernprojekt „Das schlaue Füchslein“ von Leoš Janáèek an der Hochschule für Musik erleben.