"David Schuster, das war ein Mann wie ein Kraftfeld," sagte Prof. Dr. Karlheinz Müller, Mitvorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Unterfranken. Müller war einer der Redner bei der Gedenkfeier zum ersten Todestag von Senator David Schuster (1910-1999), dessen Name für das jüdische Leben in der Region Würzburg nach dem Holocaust steht.
Die Jüdische Gemeinde in Würzburg und Unterfranken, deren Vorsitzender David Schuster 38 Jahre lang war, hatte gemeinsam mit der Gesellschaft auf die Festung Marienberg in Würzburg eingeladen. Zu den über 200 Gästen zählten der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, Vizepräsidentin Charlotte Knobloch und Otto Schwerdt, Vorsitzender des Landesausschusses des Landesverbands der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.
"David Schuster setzte sich für eine gedeihliche und friedliche Zusammenarbeit in einem demokratischen Deutschland ein," betonte Rabbiner Prof. Dr. Nathan Peter Levinson (Jerusalem/Dela), der sich dem Verstorbenen seit den sechziger Jahren "freundschaftlich verbunden" fühlte.
"Auch wir, der Zentralrat, vermissen David Schuster," stellte Spiegel in seiner Ansprache fest. "Er war ein Mann, der Brücken bauen wollte zwischen Juden und Nichtjuden. Und es gelang ihm." Als die jüdischen Kontingentflüchtlinge in die Gemeinde kamen, habe er "integriert, zusammengeführt und ausgeglichen." Dies unterstrich der stellvertretende Gemeinde-Vorsitzende Marat Guertchikow, der von seiner ersten Begegnung mit Schuster 1995 erzählte: "Ich spürte sofort, dass dieser Mensch eine Quelle des Guten ist."
Man müsse Schuster dankbar dafür sein, dass es in Würzburg "kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander" von Christen und Juden gebe, erklärte Weihbischof Helmut Bauer. "Die Erinnerung an ihn ist und bleibt für uns nötig." Der Würzburger evangelisch-lutherische Dekan Dr. Günter Breitenbach zeigte sich überzeugt davon, dass die Arbeit Schusters weiter wirke.
"Er war ein Beispiel gelebter jüdischer Identität in Unterfranken," sagte Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer über Schuster. Das Wesen Schusters "hat uns in Würzburg tief berührt, bereichert und geprägt," ergänzte Oberbürgermeister Jürgen Weber.
Das neue jüdische Gemeinde- und Kulturzentrum in Würzburg solle den Namen David Schusters tragen, meinte Albrecht Fürst zu Castell-Castell vom Initiativkreis "Schalom Europa".
Mit sehr persönlichen Worten beschloss der 15-jährige Enkel Aron Schuster den Reigen der Gedenkreden. Für ihn und seine Schwester Ruth sei David Schuster "eigentlich ein ganz normaler Opa" gewesen, bis sie ihn im Fernsehen und in der Zeitung gesehen hätten. Geerbt habe er von seinem Großvater die Leidenschaft für den Fußball, und seine Schwester die für den Reitsport. Wie andere Redner erinnerte er an den Humor David Schusters. "Sein Tod stellt einen Lebens-Einschnitt für mich dar."