Franz-Josef Eichhorn glaubt an die Kraft regionaler Banken und Sparkassen – wir sprachen mit dem Finanz-Professor aus Würzburg über die Zukunft der Bankenbranche.
Frage: Banken und Sparkassen sind ja von vielen Seiten unter Druck: Es drücken hohe Kosten für Filialen, die Investitionen in neue Vertriebskanäle im Internet, die Niedrigst-Zins-Politik der EZB. Kann die Branche das noch stemmen?
Franz-Josef Eichhorn: Ja, aber nur durch Kostenreduktion – so können die Folgen der schwindenden Zinsmarge und der verstärkten Eigenkapitalanforderungen erfolgreich bewältigt werden. Und es stimmt: Gleichzeitig muss in den Multikanalvertrieb investiert werden, darunter wird – neben Filialen - der Verkauf mittels Internet, Telefon und Außendienst verstanden. Zwei Drittel der Privatkunden bevorzugen heute den Multikanalvertrieb, doch erst ein Drittel dieser Kunden sind bei einer Direktbank. Noch ist es also nicht zu spät für die etablierten Banken!
Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken sind noch mit einem dichten Netz in der Region vertreten. Wird das auch in Zukunft so bleiben?
Eichhorn: Diese Banken werden wohl beim Filialabbau moderater vorgehen als Großbanken. Es ist aber davon auszugehen, dass auch sie in den nächsten Jahren aus betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit ihre Filialen um mindestens ein Viertel reduzieren müssen.
Wann rechnet sich eine Filiale überhaupt?
Eichhorn: Vor allem mit den sogenannten Deckungsbeiträgen, das sind vereinfacht gesagt die Zinserlöse und der Provisionsüberschuss minus der direkten Kosten und der allgemeinen Betriebskostenumlage. Gerade die ja stark schwindenden Zinserlöse belasten derzeit die Ertragslage vieler Filialen.
Kann es sein, dass über kurz oder lang das Geschäftsmodell der Banken infrage steht?
Eichhorn: Schon lange werden Banken im Wertpapiergeschäft und bei Baudarlehen durch technologiegetriebene Newcomer bedrängt. Heute ist Paypal im Zahlungsverkehr eine Bedrohung. Trotzdem können vor allem Sparkassen und VR-Banken auf ein hohes Vertrauen ihrer Kunden bauen, die sich bei Finanzierungen und Geldanlagen persönlich beraten lassen wollen. Und eine Bonitätsbeurteilung von Mittelstandsunternehmen wäre ohne Banken vor Ort kaum vorstellbar.
Braucht es künftig überhaupt noch Banken?
Eichhorn: Gerade die Finanzkrise hat gezeigt, welch stabilisierender Faktor regionalen Banken sind. Mit einem Mix aus verschiedenen Vertriebswegen sollte die künftig schwindende Zahl an Filialen gut substituiert werden können: Totgesagte leben länger!
Franz-Josef Eichhorn (54) lehrt Finanzwirtschaft an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (der früheren Fachhochschule). Eichhorn studierte an der Fachhochschule Coburg und den Universitäten Nürnberg-Erlangen und Berlin. Text: md/Foto: Privat