Im Alter von 87 Jahren ist am Samstag der frühere Bezirkstagspräsident Franz Gerstner in Würzburg gestorben. Der aus dem schwäbischen Obermarchtal stammende CSU-Politiker hat das öffentliche Leben in Würzburg und Unterfranken in vielfältiger Weise geprägt. Weggefährten bleibt vor allem seine herzliche Art in Erinnerung, seine Überzeugungskraft, sein Idealismus und seine Weltoffenheit. Diese Eigenschaften brachte er als Baumeister der unterfränkischen Regionalpartnerschaft mit dem französischen Département Calvados ein, die die Menschen in der Normandie und in Mainfranken seit 26 Jahren verbindet. Gerstner war im Zweiten Weltkrieg während der Normandie-Invasion als Fallschirmjäger in französische Gefangenschaft geraten Wer einmal mit ihm auf einem der Soldatenfriedhöfe in der Normandie – La Cambe oder Colleville-sur-Mer – stand, weiß, dass sein Engagement vom Gedanken an Frieden und Versöhnung getragen war. Mit dem sogenannten Dr.-Franz-Gerstner-Stipendium für Schüler, Abiturienten und junge Berufstätige erinnert der Bezirk Unterfranken an Gerstners völkerverbindende Verdienste. Gerstner hatte in Würzburg im Fach Jura promoviert. Seine berufliche Laufbahn begann er als Direktor des Studentenwerks der Universität Würzburg, wo er sich für den Bau von Studentenwohnheimen und der Mensa am Sanderring einsetzte. 1960 wurde er in den Würzburger Stadtrat und 1966 in den Bezirkstag gewählt. Als dessen Präsident (1970-1994) trieb er den Neubau des Verwaltungsgebäudes im Würzburger Stadtteil Frauenland voran, während er sich als Geschäftsführer der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe (WVV) von 1971 bis 1989 für den Bau der Würzburger Straßenbahn zum Heuchelhof und nach Rottenbauer einsetzte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, gäbe es schon längst eine Schienenverbindung zum Hubland. Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel würdigte seinen Amtsvorgänger in einer Pressemitteilung als „überzeugten Europäer“, der „das politische und kulturelle Leben in Unterfranken nachhaltig geprägt“ habe. Zahlreiche Auszeichnungen würdigten Gerstners Leistungen. So war er Träger der Kommunalen Verdienstmedaille in Gold, der Europamedaille und der Bezirksmedaille.
WÜRZBURG