Im Prozess um den sexuellen Missbrauch von Buben in mehreren 100 Fällen sind zwei Leiter einer Pfadfinderschaft gestern zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der 34-jährige Haupttäter muss für sieben Jahre ins Gefängnis, ein 22 Jahre alter Mitangeklagter erhielt zweieinhalb Jahre Haft.
Die beiden pädophil veranlagten Lebenspartner hatten vor dem Landgericht München II gestanden, seit 1993 bei Ausflügen und Auslandsreisen ihrer "Pfadfinderschaft Südlandfahrer" mit mehreren Jungen in der Pubertät in Hunderten von Einzelfällen intim geworden zu sein. Das Gericht hatte diese Angaben als "Spitze des Eisbergs" bezeichnet.
Die Staatsanwaltschaft hatte neun und drei Jahre Haft beantragt und will nun prüfen, ob sie in die Revision geht. Auch der Anwalt des älteren Angeklagten erwog, Rechtsmittel einzulegen. Der Verteidiger des 22-Jährigen akzeptierte das Urteil.
Unterdessen hat der Bayerische Jugendring (BJR) in München zum Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern aufgerufen. Jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder zehnte bis zwölfte Junge in Deutschland seien Opfer sexueller Gewalt, sagte eine BJR-Sprecherin.