Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
ZZ Fallback
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Im Einsatz für Hund, Katz und Fisch

WÜRZBURG

Im Einsatz für Hund, Katz und Fisch

    • |
    • |
    Glücklich mit seiner Wahl: Fabian Gräfe lernt im Teichwirtschaftlichen Beispielbetrieb des Bezirks Unterfranken in Maidbronn (Lkr. Würzburg) den Beruf des Fischwirts und möchte nichts anderes machen.
    Glücklich mit seiner Wahl: Fabian Gräfe lernt im Teichwirtschaftlichen Beispielbetrieb des Bezirks Unterfranken in Maidbronn (Lkr. Würzburg) den Beruf des Fischwirts und möchte nichts anderes machen. Foto: Foto: Angelika Becker

    Zoobesuche, Ferien auf dem Bauernhof, Tierfilme im Fernsehen oder doch nur Nachbars Bello, den man immer ausführen durfte? Die Auslöser für den Wunsch, beruflich „etwas mit Tieren zu machen“, sind wohl so vielfältig wie die Möglichkeiten, nach dem Schulabschluss seine Tierliebe zum Broterwerb zu machen. Affenpfleger und Assistenzhundetrainer, Pferdewirt und Reitlehrer, Tierforscher, Pferdeflüsterer, Tierarzt, Zoodirektor – für manchen dieser Traumjobs muss man Biologie oder Tiermedizin studieren.

    Für den größeren Teil der „Tierberufe“ ist zunächst erst einmal ein Hauptschul- oder mittlerer Bildungsabschluss Voraussetzung, auf den man eine staatlich geregelte, meist dreijährige Ausbildung draufsattelt. Zu den Top Ten der rund 350 in Deutschland angebotenen Lehren gehören sie nicht, aber angesichts der Vielfalt der Möglichkeiten und der vielen Berichte in den Medien über nicht besetzte Lehrstellen wird der Einstieg in den Karriereweg wohl nicht allzu schwierig sein. Oder?

    „Was geht im Bereich der Arbeitsagentur? Welche Erwartungen und Vorstellungen haben Jugendliche? Gibt’s Probleme – und wenn ja, welcher Art?“ Diese Fragen stellten wir Ilse Rattka-Nüdling, Berufsberaterin für Haupt- und Realschulen bei der Agentur für Arbeit Würzburg – und erhielten Antworten mit Überraschungsfaktor: Zwar ergab das Filtern nach Ausbildungsmöglichkeiten zum Thema „Landwirtschaft, Natur, Umwelt – Berufe mit Tieren“ grundsätzlich noch 30 Treffer.

    Die Auswahl für Tierfreunde mit entsprechendem Berufswunsch, der sich in der Regel nicht auf Landwirtschaft bezieht, ist in Unterfranken jedoch tatsächlich stark limitiert: Tiermedizinische Fachangestellte, Tierpfleger, Tierwirt, in einzelnen Jahren auch mal einen Fisch- und einen Pferdewirt. Die Zahl der dafür neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge (Raum Würzburg/Kitzingen/Main-Spessart) im Jahr 2012 war laut den der Arbeitsagentur vorliegenden Informationen an weniger als fünf Händen abzuzählen.

    Pferdewirt/in, Tierarzthelfer/in, Tierpfleger/in sind eher „mädchentypische“ Berufswünsche und oft verknüpft mit unrealistischen Vorstellungen, weiß die Berufsberaterin. Ihren Interessenten rät sie grundsätzlich zu Praktika und Ferienjobs. Für Hauptschüler in der 8. und Realschüler in der 9. Klasse handelt es sich beim Betriebspraktikum eh um eine Pflichtveranstaltung, Gymnasiasten müssen in der Regel für die Schnupperlehre Ferienzeit opfern. Doch so bekommen sie einen Vorgeschmack davon, dass diese Ausbildung kein Ponyhof ist. „Verantwortungsbewusstsein und Tierliebe allein reichen nicht. Da wird einiges verlangt, neben organisatorischen und kaufmännischen Tätigkeiten, auch eine professionelle Einstellung als Dienstleister gegenüber Kunden“, sagt die Beraterin.

    Bewerber gewinnen durch ein Praktikum nicht nur eigene Klarheit bezüglich der Berufswahl, ein Praktikant kann sich auch gleich als Lehrling empfehlen. Und die Aussicht auf eine der in diesem Bereich raren Lehrstellen, die viele begehren, tröstet vielleicht darüber hinweg, dass es für ein Praktikum in der Regel kein Geld gibt. Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass der ins Auge gefasste Job wohl doch nicht der richtige sei, habe sich der Einsatz gelohnt.

    „Es gibt nichts Besseres als Praktika“, bestätigen auch Karlheinz Fries vom Fortbildungszentrum (FBZ) Ansbach/Triesdorf, zuständig unter anderem für unterfränkische Fortbildungswillige in „grünen“ (landwirtschaftlichen) Berufen, und Horst Lochner. Er leitet die Triesdorfer Außenstelle des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Ansbach, (mit) zuständig für den schulischen Ausbildungspart angehender Tierpfleger, Pferde- und Tierwirte. „Wer es zu uns schafft“, sagt Lochner, „hat einen Ausbildungsvertrag und zieht die Lehre durch.“

    Füttern, Pflegen, Streicheln – das ist längst nicht alles in den Tierberufen. Man muss auch mit den speziellen Arbeitsorten und -bedingungen, etwa einem zugigen Stall, Tätigkeit im Regen, unregelmäßigen Arbeitszeiten, auch mal nachts oder am Wochenende, umgehen können. Und natürlich „die richtige Einstellung zu den anvertrauten Tieren mitbringen“. Klar, Füttern, Pflegen, Kümmern um Zoobewohner, Lieblinge von privaten Haltern oder Nutztiere für die Forschung im Labor oder für die Landwirtschaft, das macht schon einen Riesenunterschied.

    Wer Feuer für den Beruf gefangen habe, so Ilse Rattka-Nüdling, sei oft bereit, sich auch nach einem entfernter gelegenen Ausbildungsplatz umzuschauen oder nimmt längere Fahrzeiten in Kauf.

    Und selbst wenn trotz Mundpropaganda und Schnupperarbeiten etwa im Tierheim oder beim Reitverein oder weil Eltern dagegen sind, dass ihr Nachwuchs fern der Heimat lernt, kein Ausbildungsplatz für den Wunschberuf gefunden wird – aufgrund ihrer Erfahrung macht die Ausbildungsberaterin den Schulabsolventen Mut: „Jugendliche machen sich selbst oft enormen Druck, genau den richtigen Job zu finden. Dabei gibt es auch später immer noch Möglichkeiten zum Quereinstieg und Umsatteln.“

    Berufe rund ums Tier

    Tiermedizinische Fachangestellte: Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen in diesem Beruf ist in vielen Regionen größer als das Angebot. Derzeit gibt es in Bayern insgesamt 399 Ausbildungsbetriebe mit 650 Auszubildenden. In Unterfranken bilden 38 Betriebe aus (32 Tierarztpraxen haben 39 Auszubildende, sechs Tierärztliche Kliniken 14 Auszubildende). Die duale Ausbildung findet im Betrieb und der Berufsschule statt, die tarifliche Ausbildungsvergütung pro Monat liegt zwischen 530 Euro (1. Lehrjahr) und 650 Euro (3. Lehrjahr). Wer nach der Lehre eine Anstellung erhält, bekommt laut Tarif zwischen 1488 Euro (1. und 2. Berufsjahr) und 2125 Euro (ab dem 15. Berufsjahr) brutto. Die Quelle dieser Informationen ist die bayerische Landestierärztekammer in München. Wer Tierpfleger/in werden möchte, muss sich für eine der drei Fachrichtungen Forschung und Klinik, Tierheim und Tierpension oder Zoo entscheiden. In Forschungslabors sind Tierpfleger/innen an Versuchen beteiligt, geben Versuchstieren Medikamente, beobachten und dokumentieren deren Wirkung auf Verhalten und Gesundheit des Tieres. Die Ausbildungsdauer beträgt drei Jahre. Die tarifliche Ausbildungsvergütung: 774 bis 792 Euro (1. Lehrjahr), steigt auf 868 bis 926 Euro (3. Lehrjahr). Verdienst nach der Ausbildung, beispielsweise als Beschäftigte/r in der Fachrichtung Tierheim und Tierpension laut Tarif des öffentlichen Dienstes: 2300 bis 2544 Euro brutto. Ausbildungsplätze für angehende Tierpfleger findet man beispielsweise über die Industrie- und Handelskammer (IHK) und über die Jobbörse der Arbeitsagentur. Laut IHK Würzburg-Schweinfurt wurden 2012 sechs neue Ausbildungsverträge geschlossen, davon fünf mit Mädchen. Von den angehenden Fachkräften hatten drei Hauptschul- und zwei mittleren Schulabschluss, eine hat Hochschulreife. Die Fischereifachberatungen von Unterfranken und Oberfranken bieten insgesamt vier Ausbildungsplätze für Fischwirte in ihren Beispielbetrieben in Maidbronn (Lkr. Würzburg) und Aufseß (Lkr. Bayreuth). Die Arbeitsagentur Bayreuth/Hof verzeichnete in ihrer Statistik für die Jahre 2011/2012 30 Anfragen nach Ausbildungsplätzen zu tiermedizinischen Fachangestellten. Im Angebot war laut Statistik aber kein einziger Platz. Im Bereich Bamberg/Coburg wurden von zehn offenen Stellen für Pferdewirte sechs besetzt. 15 junge Leute in der Ausbildung zu Tierpflegern weist die Statistik aus. Angehende Tierwirte und Tierwirtinnen müssen sich für eine der Fachrichtungen Geflügelhaltung, Imkerei, Rinderhaltung, Schäferei und Schweinehaltung entscheiden. Ausbildungsplätze für Schweine- und Rinderhaltung bieten vor allem Staatsbetriebe. Imker-Ausbildungsplätze gibt es kaum in Süddeutschland, aber etliche im norddeutschen Raum. Die Berufsschule ist in Celle (Bundesland Niedersachsen). Die tarifliche Ausbildungsvergütung beginnt bei 468 bis 575 Euro (erstes Lehrjahr), und steigt auf 558 bis 674 Euro (drittes Lehrjahr). Nach der Ausbildung verdienen Tierwirte laut Tarif zwischen 1658 und 2029 Euro. Quelle: Bundesagentur für Arbeit, www.planet-berufe.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden