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LOHR: Jedes zweite Tierheim steht vor dem Aus

LOHR

Jedes zweite Tierheim steht vor dem Aus

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    Rund 80 Tiere sind durchschnittlich im Tierheim in Lohr (Lkr. Main-Spessart) untergebracht. Hunde, Kaninchen, Hasen und vor allen Dingen Katzen. 80 Tiere, die jeden Tag etwas zu fressen brauchen, die tierärztlich untersucht werden müssen, manchmal operiert werden müssen. Kurz: 80 Tiere, die verpflegt werden müssen. Das geht ins Geld.

    9000 bis 10.000 Euro bräuchte das Tierheim in Lohr jeden Monat, sagt Susann Kraft. Sie ist Vorsitzende des Tierschutzverbands im Landkreis Main-Spessart, der das Tierheim betreibt. Tatsächlich stehe ihr allerdings nur etwa die Hälfte der Summe zur Verfügung.

    So wie in Lohr geht es vielen Tierheimen in Deutschland. Nach aktuellen Zahlen des deutschen  Tierschutzverbandes steht jedes zweite Tierheim vor der Insolvenz.

    Eine Quote, die auch für Bayern gilt. Hier komme erschwerend hinzu, dass es anders als in anderen Bundesländern keinerlei staatliche Förderung der Landesregierung gebe, so Andreas Brucker, stellvertretender Geschäftsstellenleiter des Tierschutzverbandes Bayern.

    Ein Zustand, über den Brucker nur den Kopf schütteln kann. "Der Tierschutz ist Staatsziel und im Grundgesetz verankert, daher muss er auch gefördert werden." Es könne nicht sein, dass Jagdverbände oder Trachtenvereine finanziell unterstützt werden, Tierheime jedoch nicht. Bruckers Forderung ist eindeutig: eine Millionen Euro jährlich für bayerische Tierheime.

    Ein Vorschlag, dem sich im August 2014 auch die Bayern-SPD anschloss. Er wurde bei den Haushaltplanungen abgelehnt, doch der tierschutzpolitische Sprecher der bayerischen SPD-Landtagsfraktion, Herbert Woerlein, kündigte an das Thema weiter zu verfolgen. Es gehe nicht nur um die Tiere, sondern auch darum für die Menschen, die sich ehreamtlich im Tierschutz engagieren, vernünftige Arbeitsbedingungen zu schaffen. „Tierschutz ist Staatsaufgabe“, so Woerlein.

    Auf Anfrage schreibt das Bayerische Umweltministerium: "Die Kosten für die Unterbringung und Pflege der Fundtiere sind grundsätzlich von den zuständigen Gemeinden zu tragen. Es handelt sich dabei um eine gesetzliche Pflichtaufgabe der Kommunen."

    Fakt ist: Die Kassen vieler Tierheime sind klamm. In Unterfranken ist die Situation der Tierheime sogar noch gravierender, so Brucker. Alle elf dem Tierschutzverband angeschlossenen Heime stehen mit dem Rücken zur Wand.

    Ein Grund sei der Rückgang von Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Sponsoring.Gleichzeitig steige aber die Zahl der Tiere, die aus finanziellen Gründen in Heimen abgegeben würden. Außerdem blieben die Tiere durchschnittlich immer länger dort, so dass die Kosten dramatisch stiegen.

    Ein weiteres großes Problem ist die aus Sicht der Tierschützer unzureichende Finanzierung durch die Kommunen. Da die Versorgung von Fundtieren Aufgabe der Kommunen ist, erstatten sie den Heimen für die Fundtiere, die dort abgegeben werden, in der Regel einen bestimmten Betrag. Meist seien es um die 20 Cent, so Brucker.

    Um ein Heim betreiben zu können bräuchte man jedoch mindestens einen Euro. Der Landkreis Hassberge hat diese Forderung nun umgesetzt. Das Tierheim, dass dort gerade neu gebaut wird, wird mit einer Kreisumlage von einem Euro unterstützt.

    Von einem solchen Schritt können die Mitarbeiter in Lohr nur träumen. Gerade einmal mit 21 der rund 40 Gemeinden im Landkreis bestehen feste Verträge, die Abgabe liegt bei rund 35 Cent Pro Einwohner pro Jahr. Ein kleines Polster habe der Verein noch. Doch wenn unvorhersehbare Ausgaben entstehen oder die Spenden weiter zurückgingen, könnte es ganz schnell aufgeraucht sein, so Kraft. "Dann könnte in zwei, drei Monaten alles aus sein."

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