Wird sie oder wird sie nicht? Nein, sie tat es nicht. Mit großem Geschick umkurvte Festrednerin Christine Haderthauer beim Empfang der Bayerischen Staatsregierung zum 60-jährigen Jubiläum des Familienbundes der Katholiken (FDK) in Deutschland die Diskussion um die Homo-Ehe, die noch am Donnerstagabend angeheizt von ihrem Aschaffenburger Parteigenossen Norbert Geis die Gemüter im Bundestag hatte hochkochen lassen. Dabei trifft die Frage, was unter einer Familie zu verstehen ist, den Kern der Arbeit des Familienverbandes, der unter dem Motto „Familie – unsere Zukunft!“ drei Tage lang seine Gründung im Jahr 1953 in Würzburg feierte.
Nur zwischen den Zeilen war in der Würzburger Residenz zu lesen, was die bayerische Familienministerin unter einer Familie versteht: eine Gemeinschaft von Vater, Mutter und Kind. So warnte sie unter großem Beifall vor Experimenten mit dem Ehegattensplitting, das nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts als Familiensplitting auf gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften ausgedehnt werden soll.
Die Politikerin kritisierte zudem, ein Kind als „isoliertes Geschöpf“ zu betrachten. Je jünger, desto stärker bedürfe es der Bindung an persönliche Bezugspersonen. Zwar stehe auch in Bayern für jedes zweite Kleinkind ein Platz in einer Kindertagesstätte zur Verfügung, stellte sie fest. Eine „professionelle Kraft“ in einer „öffentlichen Einrichtung“ könne jedoch immer nur eine „ergänzende“ und keinesfalls eine „familienersetzende“ Bindung bieten.
Seit seiner Gründung nach einem Beschluss der Fuldaer Bischofskonferenz in Würzburg setzt sich der FDK als nach eigener Aussage mitgliederstärkster und politisch einflussreichster Familienverband in Deutschland überparteilich für die Interessen von Familien in Politik, Gesellschaft und Kirche ein. Familien seien die „vergessenen Leistungsträger der Gesellschaft“, betonte FDK-Präsidentin Elisabeth Bußmann. Sie widersprach Berechnungen, die von insgesamt 200 Milliarden Familienleistungen ausgehen. „Echte Familienförderung“ seien davon keine 50 Milliarden Euro: „Ohne die Familie ist kein Staat zu machen“, lautete ihr Schlusswort.
Für Landtagspräsidentin Barbara Stamm, zugleich Vizepräsidentin des FDK, leiden heute viele Familien weniger unter Geld- als unter Zeitmangel. Sie forderte eine „Entschleunigung“ der Arbeitswelt und schloss die Männer ein: „Warum müssen Väter erst Großväter werden, um das nachzuholen, was sie an ihren eigenen Kindern versäumt haben?“, fragte sie.