Wettfischen ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und somit strafbar. So zumindest hat es die Staatsanwaltschaft Münster in einer Verfügung vom 19. März 2014 beurteilt. Darauf stützt sich die Tierrechtsorganisation Peta, die am Dienstag Anzeige erstattet hat gegen 44 Angler aus ganz Unterfranken, die Ende Juni beim Königsfischen des Fischereiverbands Unterfranken im Main bei Trennfeld (Lkr. Main-Spessart) angetreten waren.
Das Königsangeln hat Tradition bei den unterfränkischen Fischern. Die erste Plakette der Königskette wurde am 15. Mai 1971 graviert. Mittlerweile ist diese so gut bestückt, dass heuer eine neue vergeben wurde. Gut möglich, dass der Wettbewerb schon weitaus älter ist.
Geangelt wird zum Beispiel im Main bei Langenprozelten (Lkr. Main-Spessart), am Ellertshäuser See (Lkr. Schweinfurt) oder wie heuer am Main bei Trennfeld (Lkr. Main-Spessart). In den vergangenen Jahren bewarben sich zwischen 40 und 60 Angler um die Pokale, die für die größte Menge an gefangenen Fischen pro Angler oder Mannschaft (gemessen in Gramm) vergeben werden. Heuer waren 44 Angler am Start.
Sie alle hat Peta nun angezeigt, wie die Staatsanwaltschaft Würzburg bestätigte. Dass beim Königsangeln mehr als 1200 Fische getötet wurden, betrachtet die Tierrechtsorganisation als Verstoß gegen Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes, da die Tötung der Tiere „ohne einen gerechtfertigten Grund im Sinne des Gesetzes“ erfolgt sei.
Demnach dürfte alleiniger Grund des Angelns der Nahrungserwerb sein, heißt es in einer Pressemitteilung. In der Verfügung der Staatsanwaltschaft Münster werde ausdrücklich festgestellt, dass Wettangeln auch dann strafbar ist, wenn der Fisch anschließend verzehrt werde.
Letzteres sei beim Königsangeln gewährleistet, betont Edi Michel aus Lengfurt, Obmann der Angelfischer im Fischereiverband. Aitel, Barbe und Co. seien verzehrt worden, nur die 1200 Grundeln, die in der Regel nicht mehr als 50 Gramm auf die Waage bringen, habe er, der auch Jäger ist, an Wildschweine verfüttert.
Die Angler sehen sich als Naturschützer, führt er aus, kümmerten sich um Fauna und Flora. Auf die Anzeige reagiert er gelassen: „Wir lassen uns nicht von einer kleinen, militanten Organisation vorschreiben, wie wir uns verhalten sollen.“
Er sei sich auch sicher, sagt Michel, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren niederschlage. So wie alle bisherigen Fälle auch. In Anglerkreisen sei „kein einziger Fall bekannt, in dem die Tierrechtler annähernd recht bekommen hätten.“
In der Tat ist die Trennfelder Anzeige zwar die erste in Unterfranken, aber keineswegs die erste überhaupt. Zehn bis 20 Mal sei sie im vergangenen Jahr in gleicher Sache aktiv geworden, bekundete die promovierte Meeresbiologin Tanja Breining, Peta-Fachreferentin für Fische und Meerestiere auf Anfrage dieser Zeitung.
Bei etlichen Verfahren stehe eine Entscheidung noch aus, die meisten seien eingestellt worden, von der Staatsanwaltschaft Augsburg zum Beispiel im März „mangels hinreichenden Tatverdachts“. Laut Breining ist bisher in keinem Fall ein Bußgeld verhängt worden. Dennoch werde sie nicht locker lassen. Sie hofft, Sensibilität zu wecken und so auch die Staatsanwälte zu einer „gründlicheren Prüfung“ zu bewegen.
Die Streitparteien
Peta ist die Abkürzung von „People for the Ethical Treatment of Animals“ („Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren“). Die Tierrechtsorganisation wurde 1980 in den USA gegründet und zählt eigenen Angaben zufolge drei Millionen Unterstützer. Die rein spendenfinanzierte Organisation kämpft gegen Massentierhaltung, Pelztierhaltung, Tierversuche und Tiere in der Unterhaltungsindustrie sowie gegen Angeln, Tötung von Tieren, die als Schädling betrachtet werden, gegen Hunde-, Stier- und Hahnenkämpfe.
Prominente Unterstützter von Peta-Kampagnen sind unter anderem der Rapper Thomas D, die Volksmusiksängerin Stefanie Hertel, die Schauspieler Jessica Ginkel, Sky du Mont und Brigitte Nielsen, der Comedian Kaya Yanar, das Model Loulou von Brochwitz und der Sänger Roger Cicero.
Peta Deutschland sieht sich als Schwesterorganisation von Peta USA. Der Verein wurde vor 20 Jahren gegründet. Eigenen Angaben zufolge kann sich Peta weltweit auf drei Millionen Sympathisanten stützen.
Der Fischereiverband Unterfranken wurde 1877 als „Unterfränkischer Kreisfischereiverein“ gegründet. Ab 1934 waren die Fischer im „Kreisfischerverein Unterfranken“ zusammengeschlossen, 1957 wurde die Namensänderung beschlossen. Der Verband zählt aktuell 11000 erwachsene und 880 jugendliche Mitglieder, betreut 10 000 Angelfischer sowie Berufs- und Nebenerwerbsfischer. Ihr Ziel ist es, die Natur zu schützen und zu pflegen, insbesondere die Gewässer in ihrem natürlichen Zustand zu erhalten und artenreiche Fischbestände „zum Wohle der Allgemeinheit“ zu hegen.