Was macht ein sportlicher und abenteuerlustiger Mann Anfang 50, der schon im zarten Alter von 13 Jahren mit dem Fahrrad die Alpen überquert hat? Er erfüllt sich seinen Lebenstraum, indem er die Vereinigten Staaten von Amerika von Küste zu Küste durchquert – nur mit der Kraft seiner Beine und inklusive der Rocky Mountains.
Der gebürtige Kölner Jörg Richter lebt seit 1988 in Unterfranken. Der Diplomsportlehrer arbeitete fürs Rhön-Klinikum in Bad Neustadt und ist seit 2000 Sportfachkraft in der AOK-Direktion in Würzburg. „Gesund zu sein, gute Beine zu haben, mich aus eigener Kraft vorwärts bewegen zu können und Ziele zu erreichen.“ So umschreibt Richter das Glück, das er im Fahrradsattel findet. „So viel Glück hat nicht jeder im Leben“, fügt er nachdenklich hinzu. Darum will er sich seinen Lebenstraum auch nicht nur für sich allein verwirklichen.
Wenn er vom 3. Juni bis 17. September 2015 die USA „from coast to coast“ durchradelt, sollen Kinder davon profitieren, für die ein solches Ziel wahrscheinlich unerreichbar bleibt. Kinder mit seltenen Erkrankungen, die meistens nicht heilbar sind. Richter sucht Sponsoren, die für den guten Zweck spenden. So hat sich beispielsweise schon eine Firma gemeldet, die für jeden Kilometer Geld gibt, den ihre Mitarbeiter zu Fuß gehen, während Richter radelt.
Die französischen Alpen, Israel, Neuseeland, Portugal, Spanien und seit fünf Jahren immer wieder die USA. Es gibt nicht mehr viele Landstriche, die Jörg Richter noch nicht auf zwei Rädern nur mit eigener Muskelkraft durchquert hat. Begonnen hat alles, als er zur Kommunion das Buch „Weltumradler“ geschenkt bekam. Seitdem ist er infiziert. „Auf dem Fahrrad hat man das intensivste Naturerlebnis“, so Richter. Man lerne Leute kennen, werde angesprochen und eingeladen.
Seit fünf Jahren macht Richter regelmäßig Radurlaub in den USA, um die große Tour vorzubereiten. Immer mit einer Bayern-Fahne am Gepäckträger. Nicht nur einmal hätten plötzlich riesige Vans abrupt gestoppt, um ihn anzusprechen. Meistens Soldaten, die in Bayern stationiert waren und die weißblauen Rauten erkannten. Nicht selten enden solche Begegnungen in einer Einladung. So glaubt Richter, auch im Sommer ein Drittel der Nächte auf Einladung verbringen zu können. Außerdem hat er ein Zelt dabei, nur zur Not werde er in einem Motel einchecken.
Ein bisschen mulmig ist ihm schon, wenn er an sein Abenteuer denkt. Dreieinhalb Monate sei er schließlich noch nie von zu Hause weggewesen. Hin- und Rückflug und USA-Visa seien fest gebucht. Er plant 90 Fahrtage ein, an jedem müssen 75 bis 85 Kilometer bewältigt werden, auch in den Rockys, auch bei Gegenwind. Zum Erholen, fürs Sightseeing und für extrem schlechtes Wetter bleiben ihm gerade einmal 15 Puffertage, an denen er nicht radeln muss.
Die Idee, sich seinen Lebenstraum jetzt zu erfüllen, kam Jörg Richter im vorigen Jahr, als ganz plötzlich ein guter Freund starb. „Da habe ich mir gesagt, warte nicht bis zur Rente, warte nicht auf eine bessere Gelegenheit, mache es jetzt.“ Das sei ihm zum Motto geworden: „Nicht irgendwann, sondern machen!“
Schnell war ihm auch klar, dass er mit der Tour Menschen unterstützen möchte, die nicht die Chance haben, sich diese Art von Lebenstraum erfüllen zu können. Sowohl mit seinem Sohn als auch mit seinem Patenkind unternahm er frühzeitig große Radtouren. „Radeln mit Kindern ist so schön“, sagt Richter, und seine Augen leuchten. Sie lernen, sich auch mal anstrengen zu müssen und werden dafür belohnt. Die Kinder aber, die ganz andere Anstrengungen zu meistern haben, die möchte er jetzt belohnen – und natürlich sich selbst, mit einem erfüllten Lebenstraum.
Sponsoren gesucht
Für den guten Zweck radelt der Würzburger AOK-Mitarbeiter Jörg Richter von Küste zu Küste durch die USA. Vom 3. Juni bis 17. September wird der Sportlehrer während seiner Tour Spenden für den Kampf gegen seltene Kinderkrankheiten sammeln. Unterstützt wird er von der AOK, weitere Sponsoren können sich per E-Mail bei ihm melden: franz-joerg.richter@by.aok.de