Am Wochenende trafen sich auf der Burg Rieneck, dem Bildungs- und Erholungszentrum des bundesweiten evangelischen Verbands Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP), 93 Delegierte des Landesverbands Bayern zur Landesversammlung. Die 63 stimmberechtigten Teilnehmer aus allen Regionen Bayerns gründeten dabei offiziell die „Stiftung VCP in Bayern“.
Sie ist die erste unselbstständige Landesstiftung unter dem Dach der seit 2003 bestehenden Bundesstiftung „Pfadfinden“ und soll keine Konkurrenz, sondern vielmehr eine Ergänzung darstellen, sagten der Landesvorsitzende Christoph Has-sert und seine Stellvertreterin Bettina Emer. Gerade in Zeiten sinkender oder zumindest nicht steigender staatlicher und kirchlicher Zuschüsse sei es wichtig, die Fördermöglichkeiten breiter aufzustellen und dadurch auch ein Stück Eigenständigkeit bei der Jugendarbeit zu praktizieren.
Ziel der Stiftung sei die langfristige Sicherung pfadfinderischer Projekte der knapp 5000 bayerischen Pfadfinder, die ein Zehntel des Bundesverbands ausmachen. Wie Hauptorganisatorin Emer im Pressegespräch mitteilte, werde die Stiftungsleitung in den ersten Jahren zunächst das Augenmerk auf die Erhöhung des Kapitals richten. Man habe seit dem Beschluss der Gründung vor eineinhalb Jahren bereits erfolgreich die Werbetrommel gerührt und sei auch originelle Wege gegangen, indem man eine Sammelaktion für alte und ausländische Münzen startete. Bundesgeschäftsführerin Beate Zischka hatte eine Schatztruhe mitgebracht, in die die Vertreter der bayerischen Regionen die Säckchen mit den Münzen einlegten.
Die Symbolfigur der Pfadfinderbewegung, der von Stefan Kettler dargestellte englische Gründervater Sir Robert Baden-Powell, fasste es in Rieneck so zusammen: „Ohne Moos ist nichts los und weiches Moos, das weiß ein Pfadfinder, ist die richtige Grundlage für einen guten Schlafplatz. Diese Stiftung soll euch etwas besser schlafen lassen.“
Konkrete Unterstützungen plant die Landesstiftung neben der Projektförderung vor allem bei den Bildungsangeboten, dem Aufbau neuer Gruppen sowie dem Aufzeigen von Perspektiven für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Nach der offiziellen Feierstunde mit Grußworten der Landes- und Bundesvertreter dokumentierten die Versammlungsteilnehmer aus den Regionen Allgäu, Donau, Fichtelgebirge, Frankenjura, Isar, Mainfranken, Mitte und Schwaben mit ihrer Unterschrift unter die Gründungsurkunde den geschichtsträchtigen Akt. Ein gesiegeltes Schriftstück mit VCP-Zeichen und Zeitdokumenten, wie die aktuelle Ausgabe der Tageszeitung „Main-Post“, wanderten anschließend in die fest verschlossene Metallkapsel, die im Wurzelloch des im Obstgarten der Burg gepflanzten jungen Apfelbaums die kommenden Generationen überdauern soll.
Während die Teilnehmer den Baum mit Wasser aus den Flüssen und Bächen ihrer Heimat gossen, erinnerte „Sir Robert“ an den christlichen, naturbezogenen Auftrag der Pfadfinder, und Bettina Emer wünschte sich, dass der Obstbaum gut anwächst und genau wie die Stiftung zum Wohl der Menschen künftig gute Ernte bringt.
Der Status der Stiftung
Die Stiftung VCP in Bayern hat den Status einer nicht rechtsfähigen kirchlichen Stiftung und ist als gemeinnützig anerkannt. Sie ist eine Unterstiftung der „Evangelischen Stiftung Pfadfinden“, die 2003 vom VCP e.V. gegründet wurde. Diese übernimmt als Treuhänderin die Verwaltung des Vermögens. Über die Verwendung der Erträge der Stiftung VCP in Bayern entscheidet der Beirat der Unterstiftung, dem Stefan Meier (Schwabach), Uli Taube (Forchheim), Günther Schindler (München) und Andreas Glotz (Regensburg) angehören. Text: thal