Pecunia non olet, sagt der Lateiner, und meint damit: Geld stinkt nicht. Das sehen die Verantwortlichen des katholischen Weltbild-Verlages in Augsburg nicht anders. Nach Geschäften mit Pornos wie „Anwaltshure“, und „Schlampen-Internat“ hatte Deutschlands größter Buchhändler bis vor kurzem „Ich. Ich. Ich. Die Spinne im Netz“, „Inneres Beten“, „Das neue Zeitalter“ oder „Der Weg des Vergessens“ im Angebot.
Wer „geistige Bücher“ vermutet, liegt richtig. Die aber stammen ausgerechnet aus dem „Gabriele-Verlag Das Wort“ in Marktheidenfeld-Altfeld (Lkr. Main-Spessart), der von Anhängern der in Würzburg ansässigen Gemeinschaft Universelles Leben (UL) geführt wird und den Namen der UL-Prophetin Gabriele Wittek trägt.
Hätten die Verantwortlichen beim Weltbild-Verlag eine Suchmaschine bemüht, wäre ihnen schnell klar gewesen, wer hinter dem Gabriele-Verlag steckt. Und sie hätten gesehen, dass die dort gelisteten Autoren nicht nur über „Göttliches Prophetisches Heilen“ und „Das neue Zeitalter des Jesus Christus“ schreiben. Die „Christusfreunde“ – so nennen sich die Anhänger des UL – kämpfen seit Jahren gegen die Amtskirchen in Deutschland und ihre Vertreter, Angriffe richten sie vor allem gegen die katholische Kirche. Das wird in Buchtiteln wie „Der unselige Papst“, „Des Satans alte Kleider“, „Verrat an der Botschaft Jesu“, „Schwarzbuch Kirche“ und „Strafsache Vatikan“ nur zu deutlich, die ebenfalls im Gabriele-Verlag erscheinen.
Dass ein zu 100 Prozent katholischer Verlag wie „Weltbild“ zahlreiche Titel aus einem Verlag im Umfeld der militant anti-klerikalen Gemeinschaft UL vertreibt, ist einem evangelischen Pfarrer aufgefallen. Michael Fragner aus Uengershausen (Lkr. Würzburg) beobachtet das UL seit Jahrzehnten, was mit seiner früheren Tätigkeit in der Pfarrei Michelrieth zusammenhängt, der ein Stadtteil von Marktheidenfeld ist. Der protestantische Sektenexperte erinnert, dass Gesellschafter des Weltbild-Verlages zwölf katholische Diözesen sind und die Verlagsgruppe „christliche Weltanschauung mit den Erfordernissen des Marktes überzeugend in Einklang bringen“ will. „Dass auf der Internetseite weltbild.de einiges an Literatur aus dem Bereich des 'Universellen Lebens' angeboten wird, will mir nicht so recht zu dieser Zielsetzung passen“, schrieb Fragner.
Das sieht man beim Weltbild-Verlag inzwischen genauso. „Die Bücher waren kurzzeitig im Internetshop, weil nicht unmittelbar der Zusammenhang zu dieser Sekte erkennbar war“, antwortet Weltbild-Sprecherin Eva Großkinsky auf Anfrage dieser Zeitung. „Aufgrund eines Hinweises des Beauftragten für Weltanschauungsfragen der Erzdiözese München und Freising und dessen Unterstützung wurden die Titel identifiziert und unmittelbar aus dem Shop entfernt.“
Das ging jedenfalls viel schneller vonstatten als die Verbannung der Titel „Anwaltshure“ und „Schlampeninternat“. Schon 2008 hatten einige entschlossene Katholiken die Diözesanbischöfe in einer 70-seitigen Dokumentation darüber informiert, dass „Weltbild“ mit der Verbreitung von Sexbüchern, Gewaltverherrlichung, Esoterik, Magie und Satanismus eine Menge Geld verdient. Lange passierte nichts. Erst als 2011 das Fachmagazin „buchreport“ berichtete, kam Bewegung ins Spiel und das Sortiment wurde um allerhand „Schmutzige Geschichten“ bereinigt.