Die Gäste der Maßbacher Theateraufführung, der Reptilienschau und des Kabarettabends mit Michl Müller in der Stadthalle oder Besucher des Bibliotheks- und Informationszentruma staunten nicht schlecht, als plötzlich Michael Barth vor ihnen stand und sie bat, Fragen zu den Themen Stress erleben, verschiedene Stressfaktoren, Angst und Depression zu beantworten. Zum einen nach einem herkömmlichen, gut bewährten Testverfahren und anschließend nach dem neuen Verfahren der Charité, um die Ergebnisse beider Testverfahren später vergleichen zu können. „Die meisten waren sehr offen und haben sich gerne beteiligt“, berichtete Barth bei einem Gespräch mit Bürgermeister Rudi Eck im Rathaus der Stadt. „Offensichtlich besteht ein großer Bedarf, über psychologische Themen zu diskutieren.“ So konnte er weit über 100 Testergebnisse mit nach Berlin nehmen.
Neues Verfahren wird getestet
Notwendig waren die Befragungen, um den neu entwickelten Test auf seine wissenschaftlichen Gütemerkmale hin zu prüfen und um Wertebereiche festzulegen, die auf das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer psychologischen Erkrankung hinweisen. „Psychologische Tests in der Persönlichkeitsdiagnostik verfolgen das Ziel, mit wissenschaftlichen Methoden festzustellen, wie ausgeprägt eine Testperson beispielsweise an den Symptomen Angst, Depression oder Stress leidet“, erklärte Michael Barth. „Dazu werden üblicherweise Fragebögen mit eine Fragenanzahl im zwei- bis dreistelligen Bereich verwendet.“
Aus den Ergebnissen dieser Tests könne dann auf die untersuchten Persönlichkeitsmerkmale der Testperson geschlossen werden. „Die Charité in Berlin hat nun in enger Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe in den USA und mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft mehrere computeradaptive Tests entwickelt. Computeradaptiv heißt, dass das Computerprogramm die Fragen und Aufgaben der Qualität der Antworten der Testperson anpasst.“
Die Messpräzision wird erhöht
So müsse diese nicht mehr wie bisher eine zufällige, aber starre Abfolge von Fragen lösen, sondern nur noch auf ihre Persönlichkeit zugeschnittene Fragen. Dadurch könne die durchschnittliche Anzahl der Fragen von beispielsweise 20 bis 150 auf sechs bis sieben reduziert werden. „Der Nutzen dieses neuen Tests besteht darin, dass der Aufwand für die Testpersonen geringer und weniger belastend sein wird und außerdem die Messpräzision gleich bleibend und höher ausfällt“, so Michael Barth.
Das entwickelte computeradaptive Testverfahren könnte später einmal in der psychologisch-psychosomatischen Diagnostik eingesetzt und auch dazu verwendet werden, die Veränderung psychologischer Merkmale wie Depressivität und Ängstlichkeit während des Verlaufs einer Therapie oder Behandlung zu bestimmen. Michael Barth dankte Bürgermeister Rudi Eck und Stefan Göb von der Stadtverwaltung, dem Team im BIZ und allen Testteilnehmern für ihre Unterstützung. Schließlich sei die Anwendung von computeradaptiven Tests in der Persönlichkeitsmerkmal-Diagnostik einmalig und die Arbeitsgruppe an der Charité Campus Mitte derzeit die einzige in Europa, die sich damit befasse.